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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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Augen Tränen und sie musste sich ebenfalls setzen.
    Ihre Mutter lächelte auf sie herab, mit schief gelegtem Kopf und offenem blonden Haar, genauso wie auf dem Hochzeitsfoto. Allerdings trug sie ein altertümliches, mit Perlen besticktes Kleid und hatte eine Art Gitarre in den Händen.
    »Es ist nur ein olles Gemälde«, sagte Jan enttäuscht. »Die Frau auf dem Bild sieht nur so ähnlich aus wie sie. Und ich dachte …«
    Zum ersten Mal begriff Kristina, was er sich so brennend erhofft hatte. Alles bekam einen neuen Sinn: sein Geistertick, seine ständigen Versuche, Fotos von Gespenstern zu machen, und seine Behauptung, dass manche Toten einfach weiter auf der Erde blieben. Er hatte tatsächlich gehofft, dem Geist seiner Mutter zu begegnen. Wie enttäuscht musste er jetzt sein?
    Aber das Verrückte war, dass wider jede Vernunft auch in Kristina die Sehnsucht nach ihrer Mutter so jäh aufblühte, dass es richtig wehtat. Sie rückte an Jan heran und legte ihm den Arm um die Schulter. Sie musste schwer schlucken. »Ich vermisse sie doch auch.«
    Jan wäre nicht Jan gewesen, wenn er jetzt nicht zornig geworden wäre.
    »Du hast sie wenigstens gekannt«, erboste er sich. »Und sie ist ja nicht deinetwegen tot.«
    »Was meinst du damit?«
    Jan schniefte. »Na, was wohl? Wenn es mich nicht gäbe, wäre sie noch am Leben und Papa nicht so traurig.«
    Kristina vergaß auf einen Schlag ihren eigenen Kummer. »Was ist das denn für ein Unsinn?«, rief sie so laut aus, dass ihre Stimme als Echo im Raum widerhallte. »Wer hat dir das eingeredet?«
    »Ein Mädchen aus meiner Klasse hat gesagt, ihr wärt sicher froh, wenn es mich nicht gäbe.«
    »Und du hörst auf so eine blöde Ziege? Das ist doch völliger Blödsinn, Jan. Papa und ich sind froh, dass es dich gibt! Und Mama war es auch.«
    Jans Schultern entspannten sich immerhin ein wenig.
    »Warum können wir in Venedig Geister sehen und zu Hause nicht?«, fragte er kläglich.
    »Weil Mama kein Geist ist. Sie wurde nicht verzaubert wie die Donnole und ist kein Spiegelbild der Vergangenheit wie die Gespenster, die unten tanzen. Sie … kommt nicht wieder, Jan.«
    Jan sprang auf. »Toll, das weiß ich jetzt auch«, schrie er voller Jähzorn und Kummer und rannte davon. Kristina blieb im Mondlicht vor dem Bild zurück. Und als sie mit schwerem Herzen aufstand, kam es ihr so vor, als würde auch sie sich erst jetzt richtig von ihrer Mutter verabschieden.

    Luca wartete schon vor dem Hotel. »Jan ist gerade an mir vorbei ins Haus gesaust, als hätte er ein Gespenst gesehen«, sagte er verwundert.
    Tja, wenn’s doch so wäre, dachte Kristina niedergeschlagen. Sie wischte sich rasch mit dem Ärmel über die nassen Wangen und straffte die Schultern. »Komm rein, ich hole die Karte.«
    Sie klopfte zaghaft, bevor sie ins Dogenzimmer trat, aber Jan hatte sich in seine Kissen vergraben und tat so, als würde er schlafen. Kristina verstand nur zu gut, dass er allein sein wollte.
    »Wir sind bald zurück«, flüsterte sie und schlich zurück ins Foyer. Luca saß schon auf der dreizehnten Stufe und Kristina nahm neben ihm Platz.
    »Jan kommt nicht mit?«
    Kristina schüttelte den Kopf. »Mit welchem Weg fangen wir an? Es gibt zwei Schlangen, die eine 14 auf der Stirn haben.«
    Luca sah sie zwar von der Seite fragend an, aber er merkte wohl, dass sie nicht über Jan sprechen mochte.
    »Ich wollte vorher lieber noch einmal zur Insel«, sagte er. »Wie hast du es geschafft, genau dorthin zu kommen? Von der dreizehnten Stufe führen ja viele Wege weg.«
    Kristina zückte die Kreide, nahm die Plastikhülle mit der Karte und hielt sie genau so, wie sie gestern in ihrer Hand gelegen hatte. »Mein Daumen deutete genau auf den Schlangenkopf der Insel. Vielleicht funktioniert es so?«
    Luca stand auf und nahm ihre Hand. »Versuchen wir es!«
    Es gelang so schnell und mühelos, dass Kristina nicht einmal Zeit hatte, die Augen zu schließen. Sie sah nur ein kurzes Aufblitzen und fühlte ein kleines, heißes Erschrecken im Bauch, als wäre sie gestolpert, dann befand sie sich schon unter freiem Himmel, Lucas Hand immer noch fest umklammernd.
    Ohne Regen und Sturm war Fortunatos Insel ein kleines malerisches Paradies. Kristina musste stehen bleiben und die Schönheit der Meeresnacht bewundern, aber Luca ging bereits mit langen Schritten in Richtung der kleinen Kirche davon, ohne sich umzusehen.
    Dort war noch alles so, wie sie es verlassen hatten.
    »Was suchst du?«, fragte Kristina leise. Luca ließ

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