Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
Aber es gab andere Dinge, die ebenso schwer auf ihm lasteten,
nicht zuletzt die Tatsache, dass er mitten in all diesem Irrsinn und diesen
Unruhen, seit er Boston verlassen hatte, irgendwie nicht vorsichtig genug
gewesen war und zugelassen hatte, sich zu verlieben.
„Die Frau“, sagte er lahm. „Alexandra Maguire ...“
„Du meinst die Stammesgefährtin“, korrigierte ihn
Brock, der durch eines von Kades Telefonaten mit dem Hauptquartier schon von
ihr gehört hatte. „Ist ihr was passiert?“
„Könnte man so sagen.“ Kade stieß einen gequälten,
ausweichenden Seufzer aus. „Alex ist mir wichtig geworden. Wirklich wichtig.“
Während Brock ihn anstarrte, bestiegen die anderen
Krieger ihre Schlitten und ließen die Motoren an. Ihr Dröhnen erfüllte die
Luft, alle warteten, dass es endlich losging.
Brock starrte ihn noch einen Moment an und brach
dann in johlendes Gelächter aus. „Ach nee! Ach du Scheiße. Nicht du auch noch?“
Kade grinste und zuckte hilflos die Achseln. „Ich
liebe sie, Mann. Und sie sagt, dass sie mich auch liebt.“
„Also, ich fass es nicht“, meinte Brock, immer noch
kichernd und kopfschüttelnd. „Das ist ja die reinste Epidemie hier.“
„Dann pass du mal besser auf.“
„Scheiße“, gab er zurück und stieß langsam den Atem
aus. „Mit wem häng ich dann jetzt nach den Patrouillen ab - etwa mit Harvard?
Na vielen Dank, Mann.
Und unser Hunter ist ja auch ein echter Spaßvogel
...“
Drüben auf dem Weg klappte Tegan sein Visier hoch
und warf ihnen einen auffordernden Blick zu. „Auf jetzt!“
Brock machte ein bestätigendes Handzeichen und
wandte sich wieder an Kade. „Jetzt mal Scherz beiseite, Mann, ich freu mich
drauf, deine Frau kennenzulernen. Aber zuerst knöpfen wir uns diesen Dragos
vor.“
Kade kicherte, während er zu seinem Schneemobil
ging und sich fertig machte, um mit seinen Brüdern loszufahren. Aber seine
Lockerheit war nur eine Maske für die unangenehme Realität, die ihm jetzt immer
schwerer auf der Seele lag.
Denn wenn er den Angriff auf die Mine heute Nacht
überlebte, hatte er die unerfreuliche Aufgabe, sich schon bald danach mit Seth
zu befassen.
Er hatte vor, mit Alex ein gemeinsames Leben zu
beginnen, wenn sie ihn wollte, aber das konnte er nicht, ohne sich um die
Angelegenheit zu kümmern, die er eigentlich schon hätte angehen sollen, bevor
er Alaska überhaupt verlassen hatte.
Seth war dabei, der Blutgier zu verfallen, wenn es
nicht sogar schon zu spät war. Sein Wahnsinn musste gestoppt werden.
Und Kade war der Einzige, der das konnte.
23
Kade war erst ein paar Stunden weg, aber die
Warterei machte Alex ganz verrückt.
An Schlaf war nicht zu denken, auch wenn sie in letzter
Zeit nur wenig bekommen hatte. Sie hatte Luna schon ihr Frühstück gegeben und
geduscht, und wenn sie jetzt noch weiter durch ihr winziges Häuschen tigerte
auf der Suche nach noch etwas, das sie abstauben, schrubben oder gerade rücken
konnte, würde sie noch einen Schreikrampf kriegen.
Vielleicht sollte sie Jenna einladen rüberzukommen.
Oder noch besser, zu ihr rüberfahren. Sie konnte
weiß Gott ein bisschen Ablenkung durch Gesellschaft brauchen, solange ihr Herz
sich wie in einem Schraubstock anfühlte und sie auf eine Nachricht von Kade
wartete, dass mit ihm alles in Ordnung war.
Normalerweise wäre sie einfach auf ihr Schneemobil
gesprungen und unangemeldet zu ihr rübergefahren, aber das war die Zeit im
Jahr, in der Jenna Ungestörtheit schätzte - und sogar darauf bestand. Mit dem
Jahrestag von Mitchs und Libbys Tod im November tat sich ihre Freundin immer
schwer, und es kränkte Alex, dass Jenna es vorzog, sich lieber alleine zu
quälen, als sie darum zu bitten, ihr in dieser schweren Zeit beizustehen.
Außerdem kam es Alex komisch vor, dass sie kein
Wort mehr von Jenna gehört hatte, seit sie sich zuletzt gesehen hatten.
Mehr als ein oder zwei Tage ohne wenigstens einen
Anruf oder eine Stippvisite waren ungewöhnlich für Jenna, egal zu welcher
Jahreszeit.
Alex nahm ihr Telefon, um sie anzurufen, und
bemerkte, dass das Lämpchen am Anrufbeantworter leuchtete. Wahrscheinlich
Jenna, dachte Alex mit einem leisen, erleichterten Lachen. Wahrscheinlich hatte
sie ihr eine Nachricht hinterlassen und gefragt, warum Alex sie nicht angerufen
hatte oder vorbeigekommen war. Alex gab ihren Zugangscode ein und wartete, dass
die Nachricht abgespielt wurde.
Es war nicht Jenna. Eine Kundin auf ihrer
Lieferroute, eine frischgebackene Mutter mit einem
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