Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
leichtes Schneegestöber begonnen hatte, war
zu einem heftigen Schneesturm geworden, als sich Alex und Luna in der Wildnis
auf den Rückweg ihrer Liefertour machten. Alex war froh, dass sie der jungen
Mutter hatte helfen können, die heute mit ihr gerechnet hatte. Aber sie war
unruhig, weil es ihr immer noch nicht gelungen war, Jenna zu erreichen. Sie
nahm ihr Handy heraus und versuchte erneut, in Jennas Blockhütte anzurufen.
Niemand ging ran.
Alex' leichte Besorgnis wegen ihrer Freundin war in
der Zeit, die sie unterwegs war, nur noch stärker geworden und hatte sich schließlich
in ausgewachsene Sorge verwandelt. Was, wenn Jenna in diesem Jahr alles
schwerer nahm als bisher? Alex wusste, dass sie sich quälte und über den
Verlust ihres Mannes und ihres Kindes immer noch verzweifelt war. Was, wenn sie
sich in ihrer Verzweiflung diesmal zu etwas hatte hinreißen lassen?
Was, wenn Jenna sich etwas angetan hatte?
„Oh lieber Gott, mach, dass ich mich täusche.“
Luna rannte neben ihr her, und Alex beschleunigte
den Schlitten, als sie von dem Wildpfad abbog, der sie zurück nach Harmony
geführt hätte. Stattdessen entfernte sie sich von der Stadt und steuerte Jennas
Hütte eine Meile außerhalb an.
Sie war nur noch eine knappe Viertelstunde davon
entfernt, als sie vor sich zwischen den Bäumen plötzlich eine Bewegung
wahrnahm. Sie konnte die Umrisse in der Dunkelheit kaum ausmachen, aber es
schien ... ein Mensch zu sein.
Ja. Da stürmte jemand durch das schneebeladene
Unterholz des Waldes. Trotz der bitteren Kälte war er völlig nackt. Und nicht
allein.
Mehrere andere Gestalten tauchten plötzlich aus den
Schatten auf und rannten neben ihm her, vierbeinige, dunkle Gestalten ... ein
Rudel von einem halben Dutzend Wölfen. Der Anblick des Mannes und der wilden
Tiere erschreckte sie eigentlich nicht so sehr, aber er verwirrte sie.
Kack?
Alex ging vom Gas und kam mit ihrem Schlitten fast
zum Stehen, Luna an ihrer Seite ebenfalls.
„Kade“, rief sie. Sein Name brach rein instinktiv
aus ihr heraus. Einen kurzen Moment lang spürte sie Euphorie, ihn zu sehen,
doch dann traf sie die Logik wie ein Hammerschlag. Kade war vor Stunden
aufgebrochen, um die anderen Krieger aus Boston zu treffen. Was sollte er dann
hier draußen, in diesem Aufzug?
Und irgendwas stimmte nicht mit ihm ...
Das konnte nicht Kade sein.
Aber ... er war es doch.
Die Scheinwerfer ihres Schneemobils erfassten ihn.
Die Wölfe stoben auseinander und rannten in den Wald zurück, er jedoch blieb
stehen, allein, und hob den Arm, um seine bernsteingelb glühenden Augen vor dem
Lichtstrahl abzuschirmen. Seine Dermaglyphen waren so dunkel, dass
sie sich fast schwarz von seiner Haut abhoben, und etwas fast ebenso Dunkles -
ihr Verstand weigerte sich zunächst, es wahrzunehmen - rann ihm nass von Kopf
bis Fuß über den nackten Körper.
Blut.
Oh Gott.
Er war verletzt ... dem schrecklichen Anblick nach
sogar schwer.
Alex' Herz machte einen schmerzhaften Satz. Er war
verwundet. Seine Mission mit dem Orden musste irgendwie schrecklich
schiefgegangen sein.
„Kade!“, schrie sie laut und stieg vom Schlitten,
um zu ihm zu laufen. Luna sprang im Kreis vor ihr herum und versperrte ihr den
Weg, dabei bellte und winselte sie, um sie zu warnen. Vielleicht hatte sogar
der Hund bemerkt, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung mit ihm war.
„Kade, was ist mit dir passiert?“
Er wandte ihr den Kopf zu und starrte sie an, als
wollte er sie mit seinem Blick durchbohren, seine Haare standen wirr vom Kopf
ab, klebrig vor Feuchtigkeit.
Selbst aus den gut dreißig Metern, die sie
voneinander entfernt waren, konnte Alex sehen, dass sein Gesicht blutbespritzt
war und ihm Blut in dünnen Linien übers Kinn rann.
Warum antwortete er nicht?
Was zum Teufel war los mit ihm?
Alex blieb stehen, ihre Füße weigerten sich
plötzlich weiterzugehen. „Kade? Oh mein Gott... bitte sprich doch mit mir. Du
bist verletzt. Sag mir, was passiert ist.“
Aber er gab keinen Ton von sich.
Wie ein Geschöpf des Waldes rannte er vor ihr davon
und verschwand im dunklen Gehölz.
Alex rief ihm nach, aber er war nicht mehr zu
sehen. Die Scheinwerfer ihres Schlittens drangen weit zwischen die Bäume, wo
Kade und die Wölfe gewesen waren. Sie machte ein paar zögernde Schritte
vorwärts und versuchte, den Angstknoten in ihrem Hals und das tiefe, zaghafte
Knurren von Luna neben ihr zu ignorieren.
Sie musste Kade finden.
Und erfahren, was geschehen war.
Alex' unsichere
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