Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
Dragos?“
Der Mann tat einen zögernden Schritt. „Ich brauche
Zusicherungen vom Orden“, sagte er ausweichend, und wieder huschte sein Blick
verräterisch zur Seite. „Ich benötige Asyl ...“
Aus der Dunkelheit explodierte ein Schuss und
schnitt ihm das Wort ab. Ein beträchtliches Stück seines Kopfes wurde
weggepustet.
„Killer“, fauchte Hunter im selben Augenblick, aber
seine Warnung ging in weiteren Schüssen unter, die aus den Schatten dröhnten.
Dragos' Leutnant - der Vampir, der dem Orden
womöglich den besten Hinweis auf seinen Feind hätte liefern können - lag als
blutige Masse auf der Erde. Kade und die anderen vier Krieger feuerten in den
schwarzen Schlund des Minenschachts und durchsiebten den Bereich mit Patronen,
während sie den zurückkommenden Kugeln auswichen.
„Geht in Deckung!“, schrie Tegan, als der
Kugelhagel kein Ende nahm.
Kade und Brock sprangen in die nächstliegende
Kammer im Korridor, Tegan direkt hinter ihnen. Chase und Hunter bezogen etwas
weiter oben auf der anderen Seite des Gangs Stellung und erwiderten das Feuer
auf den gnadenlosen Kugelhagel aus der Dunkelheit.
„Brock“, sagte Tegan, und seine Fangzähne
schimmerten in der Finsternis.
„Wirf eins von deinen Knallbonbons in den Korridor.
Wir schießen von hier aus drauf und lösen es aus.“
Brock legte seine Waffe ab und zog ein Päckchen C-4
aus seinem Tornister. Er arbeitete schnell und drückte eine Sprengkapsel und
einen kleinen Zünder in den hellen Block. Als er damit fertig war, nickte er
Tegan zu. „Wir müssen genau treffen. Wenn wir den Zünder verfehlen, gibt's
keinen Funken.“
Kade fing den Blick des schwarzen Kriegers auf.
„Kein Funke, keine Explosion.“
„Jep.“
„Wirf es“, sagte Tegan.
Brock schlich zur Türöffnung und warf das C-4 in
hohem Bogen hinaus, und als der Sprengstoff im finsteren Minenschacht
verschwand, eröffneten die drei das Feuer. Es war schwer zu sagen, ob sie den
Block getroffen hatten, bis ein heller Funke in der Dunkelheit aufblitzte. Dann
explodierte der Sprengstoff mit einer alles erschütternden Explosion.
Eine Wolke aus Rauch und pulverisiertem
Bruchgestein schoss wie ein Tsunami nach vorn und trieb Betonsplitter und
beißenden Qualm in den Raum, in dem Kade, Brock und Tegan Schutz gesucht
hatten.
Und dann kam aus der gewaltigen Trümmerwelle der
Gen-Eins-Killer hervorgestürmt.
Er war nichts mehr als ein verschwommener Fleck aus
Bewegung und Wucht, der vorwärtsschoss wie eine Kanonenkugel. Tegan sprang
hinaus, um ihn abzufangen, und kurz darauf waren die beiden Gen-Eins-Männer
mitten in einem tödlichen Kampf. Die Dunkelheit und die beißenden Trümmerwolken
verschluckten sie, während sich der Kampf verschärfte, Waffen fielen klirrend
auf den Steinboden, Fäuste klatschten und knirschten auf Fleisch und Knochen.
Plötzlich drang stechender Blutgeruch aus dem
Knäuel.
Ein Wutschrei ertönte - Tegans tiefes Wutgeheul ...
dann herrschte Stille.
Irgendwer fand einen Lichtschalter und knipste ihn
an. Neonröhren erhellten den Korridor in einem diesigen Nebel von bläulich-weißem
Licht.
Und da war Tegan, er blutete aus einer tiefen
Oberschenkelwunde, sein gezacktes Titanmesser steckte zwischen dem dicken Hals
des Killers und dem schwarzen Polymerhalsband, das ihn umschloss. „Ganz langsam
jetzt“, warnte er Dragos' Killer. „Ganz vorsichtig aufstehen.“
Der kahle Gen Eins knurrte böse, seine Augen
verströmten puren Hass. „Fick dich!“
„Aufstehen!“, befahl Tegan. „Vorsichtig. In so
einer Lage kann man leicht den Kopf verlieren.“
Der Killer erhob sich nur widerwillig, Wut strahlte
in Wellen von ihm ab. Kade und die anderen hielten weiter die Waffen auf ihn
gerichtet, während Tegan ihn in die nächste Kammer führte. Ihre Funktion war
Kade nur allzu vertraut, seit er und der Orden vor nur ein paar Wochen, als sie
Dragos' Hauptquartier in Connecticut ausgeräuchert hatten, auf eine ganz
ähnliche Einrichtung gestoßen waren. Es war eine Arrestzelle mit dem
zylindrischen Käfig in der Mitte sowie den elektronisch gesteuerten Fesseln und
dem digitalen Kontrollpult, dafür konzipiert, einen ganz speziellen Gefangenen
in Schach zu halten.
“Wo ist der Älteste?“, wollte Tegan wissen,
als er den Killer zu dem Hochsicherheitskäfig, der gebaut worden war, um den
Außerirdischen festzuhalten, hinüberdirigierte. Tegan sah auf Kade und Brock. „Schließt
den Mistkerl ein.“
Sie packten jeder eine Hand des Gen Eins und
Weitere Kostenlose Bücher