Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
dass sich alles einrenkte. Sie konnte
nur beten, dass sie irgendwann, wenn die Gefahr, die ihnen jetzt bevorstand,
vorüber war, irgendeine Form von gemeinsamer Zukunft erwartete.
„Lima hat die Witterung des Ältesten am Fuß des
Bergs aufgenommen“, meldete Kade neben ihr. „Oh Scheiße ... das ist nackter
Fels und verdammt steil. Der Scheißkerl entwischt auf den Grat hoch. Im Gebirge
werden wir ihn verlieren.“
„Sag mir einfach, in welche Richtung Luna läuft“,
meinte Alex. „Ich sorge schon dafür, dass wir da hinkommen.“
Sie flog das Flugzeug den dunklen Grat entlang und
folgte dabei Kades Anweisungen. Sie musste sich anstrengen, um angesichts der
wirbelnden Schneeflocken durch die Frontscheibe überhaupt etwas zu sehen.
„Verdammt“, knurrte er einen Moment später. „Die
Witterung ist weg. Die Spur ist kalt geworden. Luna läuft unter uns im Kreis um
einen Felsvorsprung herum und findet seine Fährte nicht mehr.“
„Weil er an dieser Stelle gesprungen ist“, bemerkte
Hunter monoton. „Der Älteste ist jetzt entweder über oder unter ihr.“
„Wir sind nah genug dran, um ihn zu Fuß zu
verfolgen“, sagte Tegan. „Jetzt kommt er nicht mehr weit, wenn wir ihm auf den
Fersen sind. Aber dafür müssen wir jetzt landen.“
„Okay, alle Mann festhalten“, sagte Alex. Sie
spähte durch die Scheibe und sah, dass ihre Landemöglichkeiten sehr begrenzt
waren. Das würde eine superkurze Landung werden.
Sie steuerte ein kleines Fleckchen unberührten
Schnees an und zog die Maschine nach unten.
Kade hatte Alex schon vorher in ihrem Cockpit in
Aktion gesehen, aber als sie das kleine Flugzeug jetzt mit einem sanften
Gleiten auf einem schmalen, verschneiten Felsvorsprung absetzte, war er vor
Bewunderung völlig platt.
Dass rechts und links nur ein knapper Meter
Spielraum bestand, bemerkte er erst nach der Landung.
Keiner der Krieger gab einen Mucks von sich, als
die einmotorige Maschine brummend in den Leerlauf ging und in heikler Position
auf dem Grat zum Stehen kam.
Nicht einmal Hunter, der mit unerschütterlicher
Miene stocksteif im Laderaum hockte - allerdings mit weißen Fingerknöcheln,
weil er sich im Gepäcknetz festgekrallt hatte.
Schließlich murmelte Chase einen deftigen Fluch.
Tegan kicherte leise. „Teufelslandung, Alex.“
„Teufelsweib“, sagte Kade, dabei sah er durchs
Cockpit zu ihr hinüber und empfand einen Stolz, zu dem er wahrscheinlich gar
kein Recht hatte. Aber der kurze Blick, den sie ihm zuwarf, war weich und ließ
ihn plötzlich Hoffnung schöpfen, dass er sie vielleicht doch nicht restlos
verloren hatte.
Vielleicht hatten sie doch noch eine Chance.
Als die Gruppe aus dem Flugzeug kletterte, die
Waffen anlegte und sich mit Munition versorgte, kam Luna den steilen Hang
heraufgesprungen und schoss direkt in Alex' ausgebreitete Arme. Einen Moment
lang hielt Kade egoistisch an seiner telepathischen Verbindung zu dem Wolfshund
fest und genoss die Wärme von Alex' Liebe zu dem Tier.
Als er die Verbindung kappte, stand Tegan
kampfgerüstet neben ihm. „Wir teilen uns wieder auf: Hunter übernimmt den Hang,
Chase und ich decken den Fuß des Berges ab.“
Kade nickte grimmig. „Wo willst du mich haben?“
Tegan sah zu Alex hinüber, die mit lobender Stimme
leise auf Luna einredete.
„Bleib hier und pass auf deine Frau auf. Das ist
wichtiger als alles andere, oder nicht?“
Kade dachte über die Bemerkung nach. Sein
Pflichtgefühl trieb ihn dazu zu sagen, dass im Augenblick die Mission das
Allerwichtigste war. Dass nichts mehr zählte als sein Schwur gegenüber dem
Orden, seinen Brüdern und ihren Zielen. Ein Teil von ihm glaubte es und wusste
ohne den leisesten Zweifel, dass er für jeden der Krieger sein Leben geben
würde, so wie auch sie für ihn sterben würden. Sie waren eine Familie, und
diese Bindung war enger als jede andere, die er je gekannt hatte.
Aber Alex war sogar noch mehr als das.
Ihr gehörte jetzt sein Herz. Er würde nicht einmal
den Versuch machen, das zu leugnen. Außerdem lebte Tegan in einer
Blutsverbindung, und Kade wusste: Was der Gen Eins über Alex sagte, sagte er
aus eigener Erfahrung.
„Ja“, gab Kade zu. „Ohne Alex ... oh Gott. Ohne sie
wäre nichts mehr von Bedeutung.“
Tegan nickte, die Lippen zu einer schmalen Linie
zusammengepresst. „Da solltest du vielleicht zusehen, dass sie das auch weiß.“
Er gab Kade einen Klaps auf die Schulter und winkte
dann den anderen Kriegern, die nächste Etappe ihrer Verfolgung
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