Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
Arm sinken, als das heiße Wasser über ihren Körper spritzte.
Sie schloss die Augen, und Kade war da. Sein auffallendes Gesicht, das wie
gemeißelt wirkte. Seine hellen, durchdringend intensiven Augen. Die Hitze in
ihr war immer noch da. Alex flüsterte seinen Namen, als sie mit der freien Hand
hinunterfasste und sich so berührte, wie sie sich danach sehnte, von ihm
berührt zu werden.
Sie entspannte sich in einem Zustand seliger
Resignation und ließ das heiße Wasser, den Dampf und die Gedanken an ihn alles
andere fortspülen.
10
Kade blieb in der Dunkelheit und beobachtete aus
einem dichten Wäldchen aus Fichten und Tannen in etwa vierhundert Metern
Entfernung den Ort, zu dem der dicke Schlitten Skeeter Arnold gebracht hatte.
Etwa zwanzig Meilen vor Harmony, zwischen dem Fuß eines kleinen Berges und
einem schmalen Nebenfluss des Koyukuk gelegen, war das etwa vier Hektar große
Grundstück mit den niedrigen weißen Gebäuden eingezäunt und gesichert von über
vier Meter hohem Maschendrahtzaun und Stacheldraht. Um das ganze Anwesen waren
Sicherheitsleuchten und Kameras angebracht, und die beiden uniformierten
Wachen, die versuchten, sich im Schuppen bei der Einfahrt warm zu halten,
trugen Sturmgewehre aus Armeebeständen.
Kade hätte dieses freundliche Plätzchen für ein
Hochsicherheitsgefängnis gehalten, wenn nicht das verwitterte Metallschild am
Tor gewesen wäre, auf dem in abgeplatzten schwarzen Buchstaben COLDSTREAM
MINENGESELLSCHAFT stand.
Draußen im Hof war eine Gruppe Arbeiter damit beschäftigt,
versiegelte Kisten unterschiedlicher Größen aus zwei riesigen Frachtcontainern
zu entladen, die in der Nähe eines Gebäudes geparkt waren, das eine Art
Lagerhaus zu sein schien. Einige Kisten wurden dort hineingekarrt, andere
wurden in den gesicherten Mineneingang gebracht.
Ist ja hochinteressant, dachte Kade. Skeeter war jetzt schon über
zwei Stunden im Verwaltungsgebäude, und was dort stattfand, war garantiert kein
Vorstellungsgespräch.
Kade konnte kaum erwarten, den Mann zu befragen, um
was für ein Geschäft es hier ging - von seinen anderen illegalen Machenschaften
ganz zu schweigen. Aber wenn Skeeters neue Freunde ihn nicht in den nächsten
paar Minuten wieder laufen ließen, würde er ihn ein andermal verhören müssen.
Jetzt war es wichtiger, dass er sich beim Orden zurückmeldete und die anderen
wissen ließ, was er bisher herausgefunden hatte. Und er musste sich auch etwas
einfallen lassen, wie es mit Alexandra Maguire weitergehen sollte.
Zu seiner Irritation meldete sich prompt seine
Libido mit dem Vorschlag, zurück nach Harmony zu gehen und sie zu suchen.
Nicht, dass es ihn überraschte, er hatte die ganze Zeit über unterschwellig an
sie gedacht.
Innerlich brannte er immer noch von ihrem Kuss -
das Feuer war eingedämmt, aber die Glut brauchte nur etwas Zunder, um wieder
aufzuflammen.
Und das waren schlechte Neuigkeiten.
Es war gar nicht gut, dass er diese Frau so sehr
begehrte. Schließlich hing der Erfolg seiner Mission davon ab, dass er sie zum
Schweigen brachte. Ihren Verdacht um jeden Preis zerstreute. Das Risiko
eliminierte, das sie für seine Mission, die Ziele des Ordens und die Sicherheit
des ganzen Vampirvolkes darstellte.
Was auch immer Alexandra Maguire über die Morde in
der Wildnis wusste - was immer sie generell über Kades Spezies wusste -, musste
aus ihrer Erinnerung gelöscht werden, und zwar schnell.
War es erst heute gewesen, dass er erwogen hatte,
sie wenn nötig zu verführen, um an die Wahrheit zu kommen? Inzwischen wusste
er, dass das gar nicht so einfach war. Denn wenn ihr Kuss ihm irgendwas gezeigt
hatte, dann, dass es ihm nicht leichtfallen würde, sich Alex zu nähern - selbst
im Namen der Pflicht. Sie hatte jetzt schon eine unvorhergesehene Wirkung auf
ihn, mit ihrer demonstrativen Unabhängigkeit, die sie trug wie eine sorgfältig
aufgelegte Maske, und der Spur von Verletzlichkeit, die er heute Nacht an ihr
gesehen hatte.
Nein, jetzt zurückzugehen und Alex zu Hause zu
besuchen, kam nicht infrage.
Außerdem wäre sie garantiert nicht begeistert
davon, wenn er ihr dermaßen nachstellte, so wie sie bei Pete's vor ihm
abgehauen war. Zur Hölle noch mal, womöglich war Zach Tucker immer noch bei
ihr. Offenbar waren sie befreundet, und zweifellos entsprach dieser adrette
Trooper ihrem Bedürfnis, alles säuberlich in Kategorien einzuteilen. Mit seinem
hohen Filzhut, der penibel gebügelten Uniform und den präzise geschnürten
Stiefeln war
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