Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
vorhin in der Hütte zusammen gewesen waren.
Die Hitze seiner Fingerspitzen auf dieser Stelle konnte sie immer noch spüren.
„Ein Muttermal macht mich zu gar nichts. Es beweist überhaupt nichts ...“
„Nein“, sagte er bedächtig. „Aber es gibt auch noch
andere Anzeichen. Bist du in deinem Leben je krank gewesen? Hast du dich immer
ein bisschen verloren gefühlt, ein bisschen abgesondert und anders als die
anderen? Ein Teil von dir war immer auf der Suche und hat sich nach etwas
gesehnt, ohne zu wissen, was. Du hast deinen Platz in der Welt nie gefunden.
Habe ich recht, Alex?“
Sie konnte nichts sagen. Oh Gott, sie konnte kaum
atmen.
Kade fuhr fort. „Du hast auch eine Gabe, die du dir
nicht erklären kannst - eine angeborene Fähigkeit, die dich vom Rest der
sterblichen Welt trennt.“
Sie wollte ihm erklären, dass er sich irrte. Sie
wollte, aber sie konnte nicht.
Alles, was er da beschrieb, brachte ihre
Erfahrungen und innersten Gefühle auf den Punkt. Als ob er sie schon ihr ganzes
Leben lang gekannt hätte ... und sie auf einer Ebene verstände, die sogar ihr
selbst nicht zugänglich war.
Bis zu diesem Moment, so unmöglich das auch war.
„Seit ich klein war, hatte ich immer einen Instinkt
dafür, ob mir jemand die Wahrheit sagt oder mich anlügt.“ Kade nickte bei ihren
Worten, nicht überrascht darüber. „Ich kann in anderen lesen“, sagte sie, „in
dir aber nicht.“
„Es kann sein, dass deine Gabe nur bei Menschen
funktioniert.“
Bei Menschen. Nicht bei ihm, weil er etwas ... anderes war. Es überlief sie kalt, als sie die volle Bedeutung seiner Worte
erfasste.
„Bist du ...“ Ihre Stimme brach, sie brachte fast
nichts heraus. „Meinst du, dass du bist wie sie - die meine Mutter und Richie
umgebracht haben? Und die Familie Toms, Lanny und Big Dave?“
„Ich weiß noch nicht genau, wer für die Morde hier
verantwortlich ist, aber ich bin nicht so. Und nur die kränksten und
ruchlosesten meiner Artgenossen würden tun, was deiner Familie angetan wurde,
Alex.“ Er streckte die Hand aus und ergriff ihre, zog sie zum Mund und küsste
ihre Finger mit schmerzender Zärtlichkeit. Seine quecksilberfarbenen Augen
hielten ihren Blick mit einer Intensität fest, die sie tief in ihrem Innern
versengte. „Ich bin ein Stammesvampir, Alex. Aber ich werde dir oder denen, die
du liebst, nie etwas antun. Niemals. Mein Gott, dich hab' ich bestimmt nicht
kommen sehen - nichts von alldem
habe ich kommen sehen. Ich hätte nie erwartet, dass
mir mal jemand so wichtig wird.“
„Kade“, flüsterte sie, ohne zu wissen, was sie ihm
nach all dem, was er ihr gerade erzählt hatte, eigentlich sagen wollte. Sie war
voller Fragen und Unsicherheiten, überwältigt von verwirrenden Gefühlen, die
sich einzig um den Mann - den Stammesvampir - drehten, der gerade ihre rechte
Hand hielt und ihr Herz gewonnen hatte.
Als ob er die Qual spürte, die sie empfand, lehnte
er sich um den kleinen Tisch zu ihr hinüber und nahm sie in die Arme. Alex
stand auf und ließ sich auf seinen Schoß ziehen.
„Ich weiß nicht, was ich von alldem halten soll“,
murmelte sie. „Ich hab so viele Fragen.“
„Ich weiß.“ Er schob sie ein Stück von sich und
ließ seine Finger über ihre Wange ihren Hals hinuntergleiten. „Ich werde dir
alles beantworten, was du mich fragst. Wenn ich zurückkomme, kannst du mich
alles fragen, was du wissen musst.“
„Wenn du zurückkommst?“ Der Gedanke, dass er jetzt
wegging, ausgerechnet jetzt, wo ihr der Kopf schwirrte - verdammt noch mal, ihr
ganzes Leben auf dem Kopf stand! -, war unerträglich. Er stand auf und zog sie
mit sich hoch.
„Wohin gehst du?“
„Irgendwas an Skeeter Arnold lässt mir keine Ruhe.
Ich habe ihn gestern Nacht mit jemandem vor Pete's Kneipe gesehen. Die haben
ihn zu einer Minengesellschaft mitgenommen, ein paar Meilen von hier.“
„Wie heißt sie?“
„Coldstream.“
Alex runzelte die Stirn. „Die haben vor ungefähr
zwanzig Jahren dichtgemacht, ich hab aber gehört, dass da neulich eine neue
Leitung eingezogen ist. Die schotten sich da draußen ziemlich ab, haben jede
Menge Überwachungsanlagen und Sicherheitszäune um das Grundstück installiert.“
„Neue Leitung, ja?“ Kades finstere Miene sprach
Bände. „Du glaubst doch nicht ...“ „Doch. Aber ich muss sichergehen.“ „Dann
komm ich mit.“
Seine dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Auf
keinen Fall. Es könnte gefährlich werden ...“
„Genau deshalb hab ich nicht
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