Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
vor, hier allein
rumzusitzen, zu warten und mir Sorgen zu machen. Ich komme mit.“ Sie ging
hinüber, schnappte sich ihren Parka und tat so, als würde sie seinen
gemurmelten Fluch nicht hören. „Also, kommst du jetzt, oder was?“
19
Da sein Schneemobil seit dem Morgen noch vor Alex'
Haus stand, hatten sie sich jeder einen Schlitten geschnappt und waren zur
Coldstream Minengesellschaft aufgebrochen, die einige Meilen außerhalb der
Stadt lag.
Um nicht unnötig aufzufallen, ließen sie die lauten
Gefährte eine gute halbe Meile vor dem gesicherten Gelände stehen und legten
den Rest der Strecke auf Schneeschuhen zurück.
Alleine hätte er die Erkundungsaktion viel
schneller durchziehen können, aber Kade war doch froh, dass Alex bei ihm war.
So hatte er sie wenigstens im Blick und in seiner Reichweite. Ganz alleine in
der Stadt wäre sie schutzlos gewesen, eine Vorstellung, bei der sich sein Herz
zusammenzog, während er sich neben ihr einen Weg über die dunkle, vereiste Tundra
bahnte.
Einige Hundert Meter vor ihnen glitten Scheinwerfer
über den Schnee, auf dem Gelände herrschte rege Aktivität. Wie neulich, als
Kade den Ort das erste Mal beobachtet hatte, war heute Nacht eine Handvoll
uniformierter Arbeiter dabei, die Frachtcontainer zu entladen, die vor dem
Mineneingang standen.
Wachen mit automatischen Gewehren patrouillierten
an der Absperrung entlang, und fest installierte Überwachungskameras scannten
das Gelände rund um den hohen Maschendrahtzaun.
Kade blieb stehen und legte eine behandschuhte Hand
auf Alex' Arm. „Weiter gehen wir nicht.“
„Aber wir müssen doch viel näher ran, wenn wir
sehen wollen, was da los ist“, flüsterte sie, und ihr Atem, der durch ihre
Fleecemaske drang, gefror zu eisigem Nebel.
„Das ist zu gefährlich für dich, und ich habe nicht
vor, dich hier allein zu lassen.“
„Dann lass uns nach Harmony zurückfahren und mein
Flugzeug holen. Wir könnten drüberfliegen, dann haben wir einen Überblick.“
„Und riskieren, dass sie dich vom Boden aus
identifizieren?“ Kade schüttelte nur kurz den Kopf. „Nicht mal, wenn es in
Harmony Hunderte von Piloten mit kleinen roten einmotorigen Maschinen gäbe.
Nein, das geht auch anders.“
Er holte tief Atem und ließ ihn in seiner Kehle zu
einem leisen Heulen anwachsen, das er in einem lang gezogenen, eindringlichen
Ruf in den Himmel schickte. Es dauerte nur Sekunden, bis aus nicht allzu großer
Entfernung irgendwo von Westen her eine wildere Antwort ertönte. Kade suchte
die Wolfsstimme mit seinen Sinnen und rief das Tier dann mit einem wortlosen
Befehl aus der Nacht.
Alex fuhr zusammen, als eine Wölfin mit silbernem
Pelz aus den Wäldern in ihr Blickfeld trat und direkt auf sie zukam.
„Keine Angst“, sagte Kade und grinste sie an,
amüsiert über ihr unverhohlenes Erstaunen. „Du hast deine Gabe, ich habe
meine.“
„Deine ist viel besser“, flüsterte sie atemlos.
Er lächelte und fixierte dann die glänzenden,
intelligenten Augen der Wölfin.
Sie lauschte seinen stummen Anweisungen, dann
sprang sie verstohlen davon, um sie auszuführen.
Alex starrte ihn mit offenem Mund an. „Was hast du
da eben gemacht? Und, ähm... wie?“
„Ich habe die Wölfin gebeten, uns zu helfen. Sie
kommt näher an das Gelände ran als wir, und durch die Verbindung, die ich jetzt
zu ihr habe, wird sie mir alles zeigen, was sie sieht.“
Alex verstummte, als Kade sich auf seine Gabe
konzentrierte, die ihm die Wahrnehmung der Wölfin übertrug. Er schloss die
Augen und spürte das rhythmische Aufkommen ihrer Pfoten im Schnee, hörte das
leise Keuchen ihrer Lungen und ihren schnellen, gleichmäßigen Herzschlag. Und
mit ihren nachtscharfen Augen sah er den Maschenzaun und die stark gesicherten
Außengebäude, die Arbeiter - alles Lakaien, wie er jetzt erkannte die den
höhlenartigen Mineneingang betraten und verließen und dabei in Kisten verpackte
Ausrüstung und große, unbeschriftete Kartons weiß Gott welchen Inhalts durch
die Gegend karrten.
Die neue Leitung war also wirklich eingezogen, und
so, wie es aussah, wollten sie verdammt sichergehen, dass ihnen niemand zu nahe
kam und sah, was sie hier trieben.
Von wegen neue Leitung, wenn man vom Teufel
spricht. . .
Die Ohren der Wölfin stellten sich wachsam auf,
ihre Selbsterhaltungsinstinkte trieben sie in eine geduckte Kauerstellung, als
ein großer blonder Mann in einem teuren Anzug aus der Mine trat. Obwohl Kade
ihn noch nie gesehen hatte, wusste er auf der
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