Laras Ebenbild (German Edition)
fragte er sie aufmerksam, dabei er ihr mit der Hand sanft über ihren Scheitel strich.
»Nichts Besonderes … auf jeden Fall nichts Weltbewegendes«, entgegnete Sarah leise. »Kann doch mal vorkommen, dass man sich einfach nur traurig fühlt, obwohl es dafür absolut keinen Grund gibt.« Oh je, wenn Ron wüsste …. Sarah wagte sich nicht weiterzudenken.
»Mir musst du nichts vormachen, dafür kenne ich dich schon viel zu lange. Dass dich etwas bedrückt Schatz, das kann ich dir buchstäblich von der Nasenspitze ablesen.« Und wie er sie kannte. Er kannte Lara, aber nicht sie und das war auch der Punkt. Wie würde er sich verhalten, wenn er feststellen würde, dass Lara plötzlich ganz anders als sonst war? Wie würde er damit umgehen können?
»Weißt du was Schatz, ich werde auch gleich ins Bett gehen. Irgendwie fühle ich mich heute richtig ausgelaugt. In ein paar Minuten werde ich wieder bei dir sein.« Beinahe väterlich, küsste er sie auf die Stirn. Was war er nur für ein außergewöhnlicher Mensch, stellte Sarah traurig fest. Lara hätte sich doch glücklich schätzen müssen, dass sie so einen wunderbaren, einfühlsamen Mann an ihrer Seite hatte. Okay, sie kannte Ron kaum, sehr wahrscheinlich besaß er auch gewisse Seiten, die bei einer Frau nicht unbedingt gut ankamen. Sarah wusste wie so oft nicht, was sie von der Ehe ihrer Schwester halten sollte und weshalb auch immer, Lara sich einen Liebhaber zugelegt hatte …
»Da bin ich wieder«, Sarah wurde es doch mulmig zumute, da er nicht wie sonst so weit wie nur möglich sich im Bett von ihr entfernt hielt. Nein, er rückte ihr doch tatsächlich gewaltig näher. Was sollte sie nur tun? Rückte sie nur noch etwas dichter an die Bettkante heran, dann fiel sie auf jeden Fall aus dem Bett, das wäre gewiss nicht gerade berauschend. Wohlmöglich würde sie sich noch die Rippen oder das Schlüsselbein brechen. Das musste sie sich zu ihrem psychischen Desaster nicht auch noch antun.
Wortlos versuchte Ron sie in den Arm zu nehmen.
»Bitte lass es gut sein. Mir steht der Kopf gewiss nicht nach Sex.« Was war das nur für eine verzwickte Situation.
»Dass du aber auch immer gleich alles falsch auffassen musst«, empörte sich Ron. »Dass ich dir eventuell etwas Nähe und Schutz geben möchte, auf diesen Gedanken komms t du ja leider nicht. Manchmal habe ich doch das Gefühl, dass ich dir einfach nur zuwider bin. Wäre wohl am besten, wenn wir uns trennen würden.« So nun war es heraus, obwohl er es eigentlich nicht unbedingt gerade jetzt vom Stapel lassen wollte.
»Du willst , dass wir uns scheiden lassen?« Sarah war völlig perplex. Ohne dass sie es bemerkte, signalisierten ihre Augen Panik.
»Was heißt wollen ?«, entgegnete er verunsichert, da er doch tatsächlich dachte, dass sie mit Freuden einer Trennung zustimmte. »Ich denke dabei nur an dich und dein Wohl.«
»Entschuldige bitte, im Moment st ehe ich irgendwie neben mir.« Nur gut, dass das Zimmer inzwischen wieder im Dunkeln lag, sonst hätte sich Ron wohlmöglich doch über Sarahs vor Scham gerötetes Antlitz gewundert. Wie konnte sie aber auch so einen Schwachsinn von sich geben? Was dachte Ron nun von ihr. Er musste sie ja für triebhaft halten, da sie, so kam es jedenfalls bei ihm an, nur das eine im Kopf hatte. Kein Wunder, dass er sie so schnell wie nur möglich loshaben wollte.
» Ach Schatz«, seufzte er, »eigentlich möchte ich doch überhaupt keine Trennung. Ich möchte doch nur, dass es dir gut geht. Mit Sicherheit würde es dir nicht schaden, wenn ich dir etwas Nähe gebe.« Kommentarlos ließ Sarah es zu, dass er seinen Arm unter ihren Nacken schob. Wenn Lara das mitbekäme, wer weiß, was Ron und ihr blühen würde. Sie musste doch diese vertraute Atmosphäre, wenn auch von ihrer Seite aus absolut kein Bedarf bestand, als Verrat ansehen. Völlig verkrampft lag sie nun in Rons Arm. Bestimmt wird sie am nächsten Morgen mit einem steifen Nacken das Bett verlassen …
Beim Erwachen blickte Sarah geradewegs in Rons grüne, zärtlich blickenden Augen. Irgendwie wurde ihr bei diesen Blicken, die mehr als Worte jemals sagen konnten, regelrecht kribbelig im Magen. Dieses Gefühl versetzte sie augenblicklich in Panik. Ach was, versuchte sie sich zu beruhigen, das war ein völlig anderes Gefühl und hatte definitiv nichts mit Herzschmerz oder so etwas ähnlichem zu tun. Sie hatte bestimmt Hunger, immerhin waren es doch schon Stunden her, seit sie etwas Essbares zu sich genommen
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