Laras Ebenbild (German Edition)
Sarah die Rosen in der Vase. Sie hoffte inbrünstig, dass die Zwillinge pünktlich kamen, weil sie sich vor dem Alleinsein mit Ron regelrecht fürchtete.
Sarahs Hoffen zeigte schon recht bald, dass es zumindest a n diesem Abend vergebens war, denn die Mädchen hielten es offenbar nicht für nötig, sich an die Anordnung ihrer Eltern zu halten.
» Möglicherweise wäre es ja hilfreich, wenn du Jil und Lil nochmals ins Gewissen reden würdest«, wendete sich Sarah, die nun gemeinsam mit Ron beim Essen saß, mit verletzter Miene an ihn. »Es gehört sich nun mal nicht unsere Anweisungen einfach so zu ignorieren.«
»Du hast ja vollkommen Recht Schatz«, pflichtete Ron ihr bei. »Aber dennoch würde es mich interessieren, weshalb dir mit einem mal das Wohl unserer Kinder so sehr am Herzen liegt.«
»Weil ich mir Sorgen mache. Fast tagtäglich hört man oder liest man, dass wieder ein Kind oder ein junges Mädchen verschwunden ist. Das macht mir Angst Ron. Ich weiß, dass ich viel zu leichtsinnig in Bezug auf die Mädchen war und dass es so gut wie keine Regeln für sie gab, aber jetzt ist Schluss damit.« Sarah fühlte sich nach ihren Worten buchstäblich erschöpft, aber auch irgendwo schäbig, da sie Laras Erziehungsmaßnahmen im Beisein von Ron kritisierte.
»Das gefällt mir Schatz, auf jeden Fall wirst du von mir jegliche nur erdenkliche Unterstützung erhalten.« Liebevoll drückte er ihre Hand.
Es war schon nach 21 Uhr als Jil und Lil endlich in Erscheinung traten.
»Einen Moment noch«, schon zitierte Ron die beiden, bevor sie sang und klanglos nach oben verschwinden konnten, ins Wohnzimmer.
»Habt ihr schon mal auf die Uhr geschaut?«, wurden sie von ihrem Vater anzüglich gefragt.
»Ach Papa, wegen der paar Minuten Zuspätkommen musst du doch nicht gleich sauer auf uns sein .« Lil blickte ihn nicht verstehend an.
»Was heißt wegen der paar Minuten«, ereiferte sich Ron. »Ihr seid mehr als zwei Stunden zu spät. Sollte das nur noch einmal vorkommen, dann gibt es Hausarrest, das schwöre ich euch .«
»Nur weil Mama plötzlich auf diese glorreiche Idee gekommen ist, sollen wir dafür büßen«, empörte sich Jil. »Wer ist schon in unserem Alter um 19 Uhr zu Hause? Niemand, das darfst du mir gerne glauben Papa.«
»Schluss mit der Diskussion. Entweder ihr richtet euch gefälligst danach oder ihr habt die Konsequenzen daraus zu ziehen .« Ron blieb hart.
»Mama«, versuchte Jil nun ihr Glück, »was soll das eigentlich? Warst du denn nicht auch mal jung gewesen?«
»Oh doch das war ich. Du darfst mir gerne glauben, auch mir wurden jede Menge Regeln mit auf den Weg gegeben. Und wenn ich ehrlich bin, geschadet hatten sie mir bisher noch nicht.« Sarah hasste sich geradezu dafür, dass sie in die Rolle der strengen Mutter geschlüpft war. Andererseits aber fand sie es doch richtig, dass den beiden endlich Grenzen gesetzt wurden. Es geschah doch nur zu ihrem Wohl.
Beleidigt zogen Jil und Lil wieder ab. Ihre alten Herrschaften waren ja so was von altmodisch, das war ja beinahe nicht mehr auszuhalten …
Bald darauf verabschiedete sich Sarah mit einem leisen »Gute Nacht« von Ron. Sie musste jetzt unbedingt zumindest , etwas alleine sein. Verunsichert schaute er ihr hinterher. Zu gerne hätte er sie gebeten noch etwas hier bei ihm im Wohnzimmer sitzen zu bleiben, aber er unterließ es, denn er wollte nicht unbedingt aufdringlich wirken.
Mit weitgeöffneten Augen starrte Sarah an die dunkle Zimmerdecke. Wäre es nicht mehr als gerecht, wenn sie Ron die Wahrheit sagen würde? Die erste Zeit würde bestimmt für ihn und die Zwillinge schwer werden, da sie Laras Tod nicht einfach so wegstecken würden. Irgendwann aber würden sie gewiss wieder positiv in die Zukunft schauen. Aber was würde mit ihr, der Lügnerin und Betrügerin werden? Sarah hatte absolut keine Ahnung, ob man sie für das, was sie getan hatte belangen konnte. Und wenn schon, sehr wahrscheinlich käme sie für einige Zeit in einer Zelle eingesperrt besser klar, als in der Rolle einer Toten weiterleben zu müssen.
»Du musst bleiben«, flüsterte ihr eine Stimme eindringlich zu. »Alleine s chon Lara zuliebe musst du ausharren. Was sollen nur ihre Kinder und ihr Ehemann von eurem Täuschungsmanöver halten. Sieht ja beinahe so aus, als ob sie etwas zu verbergen gehabt hätte.« Wäre wohl am besten, wenn sie mit ihrer Beichte noch etwas warten würde …
Nicht gerade erfreut hörte sie Ron im angrenzenden Badezimmer
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