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Laras Ebenbild (German Edition)

Laras Ebenbild (German Edition)

Titel: Laras Ebenbild (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christel Parrinelli-Weinberger
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ihre Worte ein. Was sollte sie ihnen auch antworten? Die Wahrheit sagen? Oder irgendeine Lügengeschichte auftischen? In letzterem war  sie ja mittlerweile beinahe perfekt. Oh, wie hasste sie das alles.
     
    »Mama hat geweint«, stellte Jil bekümmert fest.
    »Ja und dann noch die schwarzen Klamotten. Irgendetwas ist nicht in Ordnung. Wenn ich nur wüsste was .« Lil fühlte sich irgendwie unbehaglich.
     
    Während die Zwillinge, in der Küche, in sich gekehrt wie noch nie, auf ihre Mutter warteten, entledigte Sarah sich der Trauerkleidung und zog sich etwas Helles über. Im Stillen leistete sie ihrer Schwester Abbitte für ihr Verhalten. Aber nur so konnte sie den unbequemen Fragen der Hausbewohner aus dem Weg gehen. Sie würde so oder so Lara niemals vergessen. Und dass man in Trauer war, musste man nicht unbedingt nach außen hin zeigen, man trug sie, meistens bis ans Ende des Lebens, still im Herzen verborgen. Sarah straffte ihre Schultern, ab sofort war sie Lara Küster mit all ihren Rechten und Pflichten. Sarah Leiting gab es nicht mehr, sie war tot.
    »Nein, ich bin nicht tot« , schrie es in Sarahs Herzen. »Ich lebe, ich fühle doch wie das Leben in meinen Adern pulsiert.«
    »Dennoch gibt es dich nicht mehr«, raunte ihr ein kleiner Teufel höhnisch zu. »Da du schon vor einigen Tagen ohne lange nachzudenken, leichtsinnig, dein Ich sozusagen für das Wohlergehen deiner Schwester geopfert hast.« Ganz gleich wie sie auch fühlte oder dachte, es gab definitiv keinen Weg zurück, zumal sie ohne auch nur mit der Wimper zu zucken zuließ, dass man Lara in ihrem Namen zu Grabe getragen hat.
     
    Selbstverständlich wurde Sarah von ihren Nichten heimlich beobachtet. Alleine ihr noch immer verweintes Gesicht sprach Bände. Nur zu gerne hätten die beiden gewusst, was passiert war, aber sie danach zu fragen, wagten sie sich doch nicht so recht.
    »Wie wäre es , wenn wir heute gemeinsam kochen würden?«, fragte Sarah gespielt munter. Für einen Moment schauten sich Jil und Lil völlig verblüfft an, das war ja ganz was neues, darauf hatten sie nun wirklich keinen Bock. Aber ein Blick in Sarahs vom Weinen gerötete Augen reichte und sie taten, als ob es ihnen Megaspaß bereitete.
    »D as ist ja wunderbar«, freute sich Sarah, der die Tränen gewiss näher standen, als das Lachen, »dann können wir, sobald wir eingekauft haben, gemeinsam loslegen.« Na ja, durch den Supermarkt zu latschen, war nicht gerade das, was Jil und Lil unter einkaufen verstanden, aber sie würden mitkommen, eventuell würde sich ja dadurch die traurige Stimmung ihrer Mutter etwas aufhellen.
     
    Irgendwie war Sarah doch verunsichert, als sie nach einem ausgiebigen Gang durch den Supermarkt, sich mit dem Einkaufswagen in der langen Warteschlange an der Kasse anstellte. Konnte sie denn einfach so bedenkenlos mit Laras EC-Karte den bestimmt nicht kleinen Einkauf bezahlen?
    »Natürlich kannst du«, raunte ihr eine Stimme zu, die sie doch stark an die ihrer Schwester erinnerte. »Du musst sogar, komm zier dich nicht länger. Es steh t dir, Lara Küster, auf jeden Fall, zu.«
    Mit nicht ganz ruhiger Hand drückte sie einige Minuten später der Kassiererin die Geldkarte in die Hand. »War doch alles gut gegangen«, vernahm sie ein Kichern an ihrem Ohr. »Und wegen dem nicht gerade klein zu nennenden Geldbetrag, musst du dir keinen Kopf machen. Zu Lebzeiten habe ich noch viel mehr ausgegeben als du.« Oje, mittlerweile hörte sie schon Stimmen, besser gesagt, eine ganz bestimmte Stimme. Muss wohl ihr schlechtes Gewissen sein, welches sie absolut in seinen Klauen festhielt …
     
     
    »Ja, was ist denn hier los ?« Das war ja ganz was neues, dass Mutter und Töchter gemeinsam in der Küche standen. Ron war vollkommen perplex.
    » Hallo Papa, wir drei sind beim Kochen. Wäre super, wenn du auch mitessen würdest.« Lil´s Wangen glühten vor Aufregung.
    »Klar doch, muss doch testen , ob meine drei Mädels auch wirklich kochen können.« Ron hatte zwar keinen Hunger, da er unterwegs eine Kleinigkeit gegessen hatte, aber seinen Kindern zuliebe würde er noch einen Happen zu sich nehmen. Alarmiert schielte er so unauffällig wie nur möglich in Sarahs Richtung, an deren noch immer stark geröteten Augen er klar und deutlich erkennen konnte, dass sie geweint hatte. Eventuell wäre es höchste Zeit, um mit ihr ein klärendes Gespräch zu führen, ihr vielleicht auch die Trennung vorzuschlagen. Denn so wie es aussah, litt sie extrem an seiner Seite

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