Larson, Glen A & Thurston, Robert - Kampfstern Galactica 1
große Ballsaal des Linienschiffes war in eine Art Thronsaal verwandelt worden. Eine Reihe von Gobelins, Jagdszenen vom Planeten Tauron, wie Apollo wußte, von unschätzbarem Wert, bedeckten eine ganze Wand. An den anderen Wänden sah man Gemälde, Skulpturen und Hologramme von allen zwölf Welten. Uri und seine Leute mußten von den sterbenden Planeten an Kunstgegenständen an sich gerafft haben, was sie hatten wegschleppen können, Museen und Galerien ausraubend. Vor der cylonischen Invasion war Uri als geschickter politischer Drahtzieher bekannt gewesen.
Einen Augenblick lang fiel es schwer, Uri inmitten der Kunstwerke, der luxuriösen Einrichtung und der Menschenmenge auszumachen, die zum größten Teil aus älteren Staatsmännern und ihren Kurtisanen zu bestehen schien. Nahezu alle saßen an reichgedeckten Tischen und schaufelten das Essen in sich hinein. Uri hatte an einem der überladensten Tische Platz genommen, fast völlig verdeckt durch ein großes Obstarrangement. Er sah noch immer so gut aus, wie Apollo ihn in Erinnerung hatte, und schien kaum gealtert zu sein. Er wirkte ein wenig dicker, im Gesicht, an den Hüften, aber im ganzen war Uri immer noch der aristokratische Politiker, der auf dem Planeten Leo große Beliebtheit errungen hatte. Neben ihm, die Arme um seinen Hals geschlungen, saß eine dürftig bekleidete junge Frau.
Apollo zog seine Waffe und gab Boomer einen Wink, das gleiche zu tun. Als die Tafelnden auf die beiden aufmerksam wurden, legte sich der Lärm der Unterhaltung. Die Leute wichen zurück, als Apollo und Boomer auf Sire Uri zugingen. Apollo blieb vor Uri stehen.
»Ich nehme an, Sie haben eine Erklärung für Ihr Eindringen«, sagte er.
»Genau«, meinte das Mädchen neben ihm.
Apollo schob sie von Uri weg und forderte ihn mit einer Bewegung der Waffe auf, sich zu erheben. Uri war ein paar Zentimeter größer als Apollo und sah ihn hochmütig an.
»Worum geht es, junger Mann?«
»Möchten Sie noch etwas erklären, bevor ich Sie festnehme, Sire Uri?«
Uri brachte mit einer Handbewegung das Raunen im Saal zum Schweigen. Sogar die Musiker hörten auf zu spielen.
»Freut mich, daß Sie meinen Namen kennen. Dann wissen Sie wenigstens, woher der Schlag kommt.«
»Sparen Sie sich das Geschwätz, Sire Uri. Sie kommen mit zu meiner Fähre.«
»Ich denke gar nicht daran, junger Mann. Sie haben keine Amtshoheit auf der ›Rising Star‹.«
»Ich habe alles, was ich brauche. Ich kann das ganze Schiff für die Flotte requirieren, wenn es mir paßt. Aber ich weiß noch etwas Besseres. Wenn Sie nicht mitkommen, lasse ich einfach die hungernden Leute in den sechs Etagen unter Ihnen auf Sie los. Dann können Sie sich mit denen unterhalten.« Apollo deutete auf die überladenen Tische. Uri begriff.
»Captain«, sagte er, »ich gebe zu, daß das alles ein wenig, nun, übertrieben wirken mag. Führen Sie es auf allzu große Begeisterung zurück.«
»Übertrieben? Begeisterung? Ich würde eher sagen obszön und –«
»Augenblick, junger Mann. Ich und meine Freunde haben uns nur zu einer kleinen, wohlverdienten Feier versammelt, zu einer Art Dankgebet für unsere Rettung. Wir haben ein Recht darauf –«
»Sie haben überhaupt kein Recht zu einer solchen – Feier! Falls Ihnen das entgangen sein sollte, seit wir den Cylonern entkommen sind, haben einige hundert Menschen sterben müssen.«
»Ich wüßte nicht, daß jemand verhungert wäre.«
»Das vielleicht nicht, bis jetzt noch nicht. Aber es kann sich nur noch um eine Frage der Zeit handeln, wenn wir uns nicht streng an den Rationierungsplan halten, den mein Vater allen Schiffen übermittelt hat. Wenn –«
»Ihr Vater?«
»Ja.«
»Ah, dann sind Sie Commander Adamas Sohn, Captain Apollo. Ich habe Sie nicht erkannt, entschuldigen Sie. Nun, kein Wunder.«
»Ich verstehe Sie nicht.«
»Ich sage, es ist kein Wunder, Captain, daß Sie diesen unpassenden Versuch zur Machtübernahme unternehmen.« Er wandte sich den Gästen zu. »Sehen Sie, meine Freunde, dieser junge Mann ist ein Abgesandter seines Vaters, unseres verehrten Commanders. Wenn er davon spricht, das Schiff zu beschlagnahmen, meint er es völlig ernst, und dem Sohn des Commanders dürfen wir natürlich nicht widersprechen.«
»Was soll das heißen?«
»Ich will sagen, Captain, daß Sie jede Ausrede benützen, um Schiffe zu beschlagnahmen. Vielleicht, um Treibstoff für die ›Galactica‹ abzuzapfen. Das ist wohl der Grund, weshalb Sie hier so auftrumpfen, nicht das
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