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Lass den Teufel tanzen

Lass den Teufel tanzen

Titel: Lass den Teufel tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa De Sio
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bewerkstelligen kann, wenn sie sich ins Zeug legt! Man weiß ja, dass der Notar Marra … na ja … eine gewisse Schwäche dort unten hat, und Eure Frau hat das nicht rechtzeitig gemerkt und sich entsprechend verhalten. Und wie hätte ein Mann wie der Notar Marra schon einer Frau wie Donna Mariannina widerstehen können?«
    Narduccio stürzt sich auf den Alten.
    »Du Mistkerl! Du dreckiger Scheißkerl! Ich bring dich
um, ich mache dich fertig! Dich und dieses andere Stück Scheiße!«
    Angelo Santo wirft sich in seinem Rollstuhl hin und her, versucht, sich von den Händen Narduccios zu befreien, die um seinen Hals liegen. Er scheint keine Angst zu haben, lacht mit erstickter Stimme.
    »Und, wie war sie denn, die Kleine? Sagt mir die Wahrheit, habt Ihr Euch dort unten von ihr berühren lassen? Und hat es Euch gefallen? Und Eure Frau, hat sie zugeschaut?«
    Narduccio spuckt ihm ins Gesicht.
    »Wag es nicht, du Mistkerl! Lässt dich von deiner Frau aushalten! Ich mache euch fertig! Ich zeige das Testament überall herum, und deine Frau verliert alles! Und du auch, du Schlappschwanz, denn was anderes hast du nicht auf die Beine gestellt! Lass mich! Lass mich!«
    Narduccio schlägt auf den Alten ein, der versucht, sich zu verteidigen. Im Kampf kippt der Rollstuhl um, und die beiden fallen zu Boden. Auch wenn die Frauenkleider ihn behindern, gewinnt Narduccio sofort die Oberhand. Er sitzt rittlings auf Angelos Körper und will ihm gerade einen letzten, heftigen Faustschlag verpassen, als auf dem Kiesbelag der Zufahrt Schritte und die Stimmen Fatimas und Candeloras zu hören sind. Narduccio hält inne, steht abrupt auf. Von Panik ergriffen, flieht er durch die Hintertür.
    Im Getümmel ist das Blatt Papier mit dem Testament zu Boden geflattert und unter dem Küchentisch liegen geblieben.
    Die Zwillinge Santo
    AUFGRUND DER TATSACHE, dass die beiden Zwillingsschwestern von Angelo Santo im Lauf der Jahre immer hässlicher und dadurch so hart wurden, dass ein jeder sich an ihnen die Zähne ausgebissen hätte, begann man sie im Dorf nur noch le Sante, also die Heiligen, zu nennen, weil man wie selbstverständlich davon ausging, dass keinem der verfügbaren Männer auf der Piazza von Mangiamuso und Umgebung auch nur flüchtig in den Sinn gekommen wäre, sie von ihrer Jungfräulichkeit zu befreien.
    Obgleich sie Zwillinge waren, hatten sie doch an zwei verschiedenen Tagen Geburtstag. Zuerst war Candelora zur Welt gekommen, der man diesen Namen gegeben hatte, weil sie nur wenige Minuten vor Mitternacht am 2. Februar, dem Tag, an dem man Mariä Lichtmess, die Candelora, feiert, aus dem Geburtsgang ihrer Mutter, damals noch erschrockene Erstgebärende, geschlüpft war. Da die Methoden der Geburtskunde zu jener Zeit noch eher grob waren und sich im Allgemeinen auf die Schilderungen der Wöchnerin oder die Tastergebnisse der Hebamme beschränkten, hatte niemand mit Sicherheit voraussagen können, mit genau welcher Anzahl von neuen Erdenbürgern zu rechnen war. Selbst die werte Frau Mutter war nicht in der Lage gewesen zu beurteilen, ob all die kleinen Tritte und Bewegungen in ihrem Leib, die sie des Nachts aus dem Schlaf rissen,
von zwei Füßchen und zwei Ärmchen oder von deren vier verursacht wurden. Und so kam es, dass sich sowohl die Hebamme als auch die Schwester der Gebärenden, die als Einzige ins Schlafzimmer vorgelassen worden waren, völlig der kleinen Candelora widmeten, sie an den Füßen packten, kopfunter hielten und ihr kleine Schläge aufs Hinterteil gaben, um festzustellen, ob sie lebte. Während sie sie danach wuschen und ihrer Freude darüber Ausdruck verliehen, dass es sich um ein kleines Mädchen handelte, hatte sich die junge Mutter, die auf dem von Blut und Fruchtwasser besudelten Betttuch lag, zu fragen begonnen, wie es denn nur sein könne, dass sie sich überhaupt nicht erleichtert fühlte, und warum da immer noch diese Schmerzen waren, die ihr so sehr durch Mark und Bein gingen, dass sie nicht einmal in der Lage war, sich aufzurichten und die Arme nach ihrer kleinen Tochter auszustrecken. So vergingen mehr als zehn Minuten, in denen die Klagen der Frau Mutter nicht einmal in Betracht gezogen wurden. Alle Aufmerksamkeit galt der Kleinen. Gewiss, es war ein Mädchen und damit eine Last und keine Hilfe. Hauptsache, einer würde sie nehmen, sobald sie das heiratsfähige Alter erreicht hatte, aber hört nur, wie sie schreit, die würde bestimmt kräftig heranwachsen und gleich einen finden, der sie zur Frau nahm!

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