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Lass den Teufel tanzen

Lass den Teufel tanzen

Titel: Lass den Teufel tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa De Sio
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Treppen besteht. Eine Welt ohne die geringste Spur von Liebe.

    Einige Stunden vorher hatte plötzlich Candelora Santo vor ihrer Tür gestanden. Als ihr die Sapúta die Tür öffnete, um sie hereinzulassen, bemerkte sie den Ape-Lieferwagen, der im Hause Santo dazu benutzt wurde, Werkzeug oder Dünger zu transportieren, und jetzt auf der Straße parkte. Drinnen saß Fatima Santo, ganz reglos, den Blick gedankenverloren in die Ferne gerichtet. Als Candelora es sich auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem gemacht hatte, war es etwa zwei Uhr nachmittags, eine Zeit, in der die Sapúta bereits mindestens eine halbe Flasche Magenbitter getrunken hatte, und als Candelora ihr das gesagt hatte, was sie ihr hatte sagen wollen, und wieder gegangen war, sah die Sapúta keine andere Lösung, als auch die zweite Hälfte der Flasche hinterherzukippen.

    Das war auch der Grund, warum sie sich jetzt gerne an den Bauch gefasst hätte. Doch es gelang ihr nicht. Die Sapúta war klein, aber sehr breit und hatte einen gewaltigen Busen, der in früheren Zeiten eine ganze Reihe von Männern der Gegend glücklich gemacht hatte, jetzt jedoch schlaff und schwer, wie ein riesiger toter Körper, auf ihrem Bauch ruhte und sich sozusagen nahtlos an den Bauch anschloss, der aufgrund des vielen Trinkens ebenfalls im Übermaß aufgedunsen war. Insgesamt hatte ihr Körper weder eine Form noch die Hoffnung auf eine Form, und ihr Bauch war folglich unerreichbar. Virginia, was ihr Name gewesen war, bis ihre bizarre Tätigkeit als Wahrsagerin und die schwachsinnige Gutgläubigkeit der Leute ihr schließlich den Namen Sapúta eingebracht hatten, versuchte mühsam sich aufzurichten, indem sie die Hände auf den oberen Teil ihrer Pobacken legte, um dieser Bewegung mehr Nachdruck zu verleihen. Der Körper tat ihr so weh! Ach, und was war er einst so schön gewesen! Und wie sehr hatte sie seine Schönheit vergeudet, als er noch so rund und üppig war, dass es den Männern schier die Tränen in die Augen trieb, wenn sie sie den Corso entlanggehen sahen, vor all diesen Jahren, jeden Donnerstag. Sie ging diese Straße hinab, als wäre da am Ende eine magische und unbezwingbare Kraft, die sie immer weiter zog, über die Piazzetta della Signuría hinaus bis zum Zaun von Terranera und in die Arme des Mannes, der sie als Geliebte in seinem Leben aufgenommen hatte und sich schon bald in ihren grausamsten Peiniger verwandeln würde.
    In ihrer Jugend hatte die Sapúta, wie alle jungen Leute, an die vollkommene Einheit von Körper und Seele geglaubt. Auch sie war der festen Überzeugung gewesen, jener unverrückbare
Fels in der Brandung, jenes perfekte Zusammenspiel von Absichten und Möglichkeiten, eben jene Einheit namens Virginia, würde andauern bis in alle Ewigkeit. Doch dann, im Lauf der Zeit, hatten sich die Wege von Fleisch und Geist getrennt, und sie hatte sich nicht entscheiden können, wem sie folgen wollte. Der immer schwerere und anfälligere Körper war ihr mehr und mehr zur Falle geworden, in der sie festsaß, während ihr Geist, der doch viel beweglicher und leichter war, einfach davongeflattert war, auf zu anderen, angenehmeren Gestaden. Und so hatte es ganz den Anschein, als hätte sie auch ihre Seele für immer verloren.

    In diese Gedanken versunken, unternahm die Sapúta eine letzte Anstrengung und betrat die Küche. Zu diesem Zeitpunkt war die Katze schon weit weg, jenseits des Fensters und der Begrenzungsmauer, und versuchte mit Krallen und Zähnen, den geraubten Fisch vor den Pfoten einer anderen halb verhungerten Katze zu retten. Die Sapúta sah den umgefallenen Stuhl und den leeren Teller und machte einen Satz in Richtung Fenstertür, der sie deutlich überforderte. Weniger, um sich das Beutegut zurückzuholen, das ihrer Vorstellung nach bereits längst als Katzenfutter verdaut wurde, sondern vielmehr aufgrund eines angelernten Reflexes, so wie wenn einem ein Gauner eine längst leere Geldbörse entwendet und man trotzdem hinter ihm herstürzt, um sie sich zurückzuholen. Allerdings war weit und breit keine Katze mehr zu sehen. Und so hob die Sapúta den Blick, um ihn im Hinterhof umherschweifen zu lassen, und das, was sie sah, brachte sie erneut ins Taumeln.
    Einen Moment lang sah sie sich selbst wieder, wie sie, mitgenommen
vom Schmerz und den Wehen, völlig verwirrt auf den blutverschmierten Laken lag. Sie sah Nunzio vor sich, der das Kind, ohne es auch nur gewaschen zu haben, in eine Decke wickelte. Und sich selbst, die, mit dem wenigen Atem, der

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