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Lass den Teufel tanzen

Lass den Teufel tanzen

Titel: Lass den Teufel tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa De Sio
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eigentlich nie wirklich existiert hatte, wie ein Traum oder wie ein Albtraum … Was wollten sie dann jetzt von ihr?
    Ermattet hatte sie auf dem Sofa gesessen und gedacht, dass Candelora eine schreckliche Person sei und Nunzio Solimene ein beschissener Mensch, und dass vielleicht auch seine Tochter Archina ein ekelhaftes kleines Ding war, dass sogar dieser Narduccio Greco möglicherweise ein Scheißkerl war und dass die Kleine folglich vielleicht sogar gut daran getan hatte, ihn zu vergiften, wenn sie das recht verstanden hatte. Ganz genau! Die ganze Welt war ein riesiger Eimer voller Scheiße, und sie sollten alle vor die Hunde gehen, alle! Mit diesen Gedanken hatte sie die Magenbitterflasche an den Mund gesetzt und den letzten Tropfen daraus getrunken.
    Das alles war nur wenige Stunden vorher geschehen. Bevor die Katze den Stockfisch stibitzt hatte, bevor sie sich vom Klo erhoben hatte und bevor die beiden jungen Leute am anderen Ende des Hofs aufgetaucht waren.

    Und jetzt stand ihr Sohn Severino da vor ihr, an der Hand gehalten von Archina. Auf einmal war die Sapúta stocknüchtern. Plötzlich spürte sie, wie das Gewicht all der Jahre in einer Sekunde über ihr zusammenbrach. Ihr kam das Wort in den Sinn, das vor elf Jahren in jenem medizinischen Befund gestanden hatte: » Primipara.« Und wie damals vor elf Jahren übte es eine seltsame Wirkung auf sie aus. Sie stellte es sich vor, so rätselhaft und schwerfällig und bunt wie die gewaltige Schwinge irgendeines exotischen Vogels. Sie sah es über dem Garten schweben, schwer und dunkel, so tief, dass es fast Severinos Stirn berührt hätte, wie es dann über das Dach hinwegflatterte und verschwand. Primipara. Flatter, flatter.
    Archina und Severino, die dort am anderen Ende des Hofs standen, waren sehr ernst und gefasst. Dann versetzte ihm das Mädchen einen leichten Stoß, schob ihn auf die Sapúta zu und sagte: »Geh.«
    Donna Aurelia und das Fernsehen
    OHNE AUCH NUR den Schatten eines Zweifels begannen sich die Weltanschauung der Hebamme Donna Aurelia und ihre Ansichten über das menschliche Miteinander grundlegend und unumkehrbar an jenem Tag des Jahres 1956 zu wandeln, als sie Candelora Santo am Tresen des Musikaliengeschäfts wirres Zeug reden hörte. Es war der erste Montag nach Karneval. Der Morgen, an dem Aurelia in aller Herrgottsfrühe das Haus verlassen hatte, um einen Fernsehapparat zu kaufen.
    Schon seit dem vorangegangenen Tag, dem Sonntag, hatte man nichts mehr von Archina gehört. Am späten Samstagabend war das Mädchen zusammen mit Nunzio nach Hause gekommen, und der Vater hatte sie sogleich hinter den Vorhang geschubst, damit sie zu Bett ging. Aurelia hätte sie wenigstens gerne gefragt, ob sie etwas gegessen habe, doch Nunzio meinte, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. So schaffte sie es nicht einmal, die Kleine dazu zu bringen, ihr Kommunionkleid auszuziehen. Nach einer überaus unruhigen Nacht, in der Aurelia wieder einmal hörte, wie das Mädchen laut im Schlaf redete, stand Archina schließlich auf und verließ wie gewöhnlich das Haus. Aurelia dachte, sie mache sich wie jeden Tag auf den Weg zu den Grecos. Als Archina jedoch am späten Nachmittag immer noch nicht zurückgekehrt war, begann Donna Aurelia,
sich ernsthafte Sorgen zu machen. Dann kam Nunzio nach Hause, und Aurelia hätte ihn am liebsten sogleich gefragt, ob er wisse, wo seine Tochter stecke, doch wie immer, wenn sie vor diesem Mann stand, war ihr die Kehle ganz trocken geworden, und sie verspürte ein Gefühl der Schwäche, das sich wie eine Klammer um ihre Beine, die Arme und das Hirn legte. Und so fragte sie ihn gar nichts. Nunzio schlüpfte sogleich in den Verschlag der Mädchen, und Aurelia hörte, wie er alles durchwühlte und auf der Suche nach irgendetwas Bettlaken, Kissen und Kleider herumwarf. Als er in die Küche zurückkehrte, wo Aurelia mucksmäuschenstill dasaß und so tat, als würde sie einen Strumpf stopfen, steckte er sich etwas in die Tasche, das in ein halbes Blatt Zeitungspapier eingewickelt war, und machte dabei das zufriedene Gesicht eines Mannes, der gerade gefunden hat, was er suchte. Ohne auch nur einen Ton zu sagen, nahm er am anderen Ende des Tisches Platz und rollte sich in aller Ruhe eine Zigarette. Schließlich steckte er sie sich in den Mund, ohne sie anzuzünden, nahm seine Mütze und machte Anstalten hinauszugehen. Erst in diesem Moment nahm Aurelia all ihren Mut zusammen und fragte: »Wo gehst du hin?« Und er

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