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Lass den Teufel tanzen

Lass den Teufel tanzen

Titel: Lass den Teufel tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa De Sio
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Andererseits – was sollte schon einer begreifen, der weder lesen noch schreiben konnte? Der keine anderen Gesprächsthemen kannte als die Schafe auf dem Gutshof der Santos oder die Probleme im Gefängnis, damals, als sie noch in Procida lebten und er in der Terra Murata als Wärter schuftete. Und so hatte sie lieber den Mund gehalten und klammheimlich das Geld gespart.
    Während der Fahrt hatte sie es noch einmal, wohl zum hundertsten Male, zur Sicherheit gezählt und den Eindruck gehabt, es fehle etwas an der Summe. Doch es war ihr gar nicht die Zeit geblieben, sich darüber Gedanken zu machen, weil ihre Aufmerksamkeit von einem grauen Ape-Liefer-wagen in Anspruch genommen wurde, der dem Bus folgte. Am Steuer glaubte sie Candelora Santo zu erkennen. Instinktiv hatte sie sich geduckt und den Kopf ganz tief auf ihre Einkaufstasche gelegt. Dann ließ sie sich erneut ablenken und gab sich ihren Fantasien über die moderne Technik hin.
    Aurelia hatte nur eins im Kopf: den Fernseher und die
Frage, ob das Geld, das sie besaß, reichen würde, um ihn zu kaufen.
    Signora Siani, die Frau des Bürgermeisters, hatte sich bereits eine solche Wundermaschine gekauft, genau in jenem Geschäft, und seither redete man in Mangiamuso von nichts anderem. Doch während einige illustre Persönlichkeiten des Dorfes, wie der Notar Marra, oft zu den Sianis nach Hause eingeladen wurden, um dort zu Abend zu essen und sich anschließend gemeinsam das Programm anzuschauen, stand das für Menschen wie Donna Aurelia vollkommen außer Frage. Und so hatte sie einen Fernseher noch nie wirklich zu sehen bekommen, nur auf den Fotos in den Zeitschriften, in allen möglichen Anzeigen. Denn erst wenn man sich eine bestimmte Sache angeschafft hatte, hörten die Zeitungen auf, einen damit zu bombardieren. Genau das hatte Donna Marianna vor ein paar Tagen zu ihr gesagt, als sie sie auf dem Markt getroffen hatte, wo sie am Gemüsestand Auberginen aussuchte und Aurelia, die diese Mariannina Furno Greco für eine gebildete und intelligente Frau hielt, nicht der Versuchung hatte widerstehen können, sich ebenso emanzipiert zu zeigen, und ihr anvertraut hatte, sie habe vor, sich einen Fernseher anzuschaffen. »Von den Zeitungen mit Propaganda bombardiert, das werden wir! Mit irgendwelchen Liedchen und Spielchen wollen die uns für dumm verkaufen! « Mit diesen Worten hatte Mariannina Furno Greco ihre kurze Schmährede gegen das Fernsehen beendet und damit in Aurelia kurzzeitig den Wunsch wieder zum Erlöschen gebracht, sich der Welt, die im Wandel begriffen war, zu öffnen. Der Krieg war schon eine ganze Weile zu Ende, doch das Wort bombardieren hatte bei Donna Aurelia trotzdem
einen hässlichen Eindruck hinterlassen. Wenn sie es recht bedachte, auch das Wort Propaganda.
    Doch es ist ja bekannt, wenn man sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann will man es auch, und kein Argument, so schlagkräftig es auch sein mag, schafft es, einen Menschen von seinen Plänen abzubringen.
    Jetzt, da sie im Laden stand und der Verkäufer ihr haarklein all die Eigenschaften der beiden Fernsehermodelle erklärte, die ausgestellt waren, einschließlich natürlich ihres Preises, wurde es Donna Aurelia schlagartig bewusst, dass sie es allein nie und nimmer schaffen würde, so ein schweres Gerät bis zum Bus zu schleppen und nach Hause zu bringen. Panik ergriff sie. Ganz hinten in dem Haushaltswarenladen gab es auch eine Abteilung für den Verkauf von Musikinstrumenten. Hier stand ein großer Flügel, abgedeckt mit einem Laken, der ihn vor Staub schützen sollte, so wie man es im guten Wohnzimmer macht, wenn keine Gäste da sind. Drei Gitarren hingen an einem Balken von der Decke, direkt über dem Piano, während seitlich an der Wand eine bunte Reihe von Trommeln und Tamburinen lehnte. Einige davon waren höher und größer als die anderen und schienen nicht handgemacht zu sein. Überall hing noch Karnevalsdekoration, denn der Karneval war gerade erst zu Ende gegangen. Donna Aurelia überlegte, was sie machen solle, um jenes wundersame Ding, das sie demnächst ihr Eigen nennen würde, nach Hause zu transportieren, fand jedoch zu ihrer wachsenden Beunruhigung keine Lösung. Ganz gewiss war sie keine abgeklärte Person, denn sie hatte noch nie ein Problem zu lösen gehabt, das nicht in ihren eigenen vier Wänden seinen Ursprung hatte. Auf Familiendramen,
private Rückschläge und häusliche Sorgen verstand sie sich durchaus, doch ihr war nie in den Sinn gekommen, sie könnte

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