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Lass den Teufel tanzen

Lass den Teufel tanzen

Titel: Lass den Teufel tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa De Sio
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durch die es zustande gekommen sein musste, einiges von seiner Strahlkraft eingebüßt hatte und der Signora Siani wesentlich weniger beneidenswert erschien. Schließlich war auch dieses Blond ein Eingriff in die Natur, so wie ihre eigene, so falsche und strohige Haarfarbe das Ergebnis von widernatürlichen Eingriffen war, die zuerst die Sapúta und dann die Friseurin in Maglie durch das Hantieren mit Wasserstoff und verschiedenen Färbemittelchen bewerkstelligt hatten. Dennoch: Abgesehen von der Tatsache, dass sie diesen deutlich jüngeren Mann geehelicht hatte, den die Freunde ihres Ehemannes als Sozialisten und Heißsporn bezeichneten, hatte es über Marianna Furno Greco nicht ein einziges Mal nennenswertes Gerede gegeben.
    Weshalb ihr morgendliches Geschrei und ihr vollkommen unsittliches Gebaren Signora Siani zutiefst überraschten und erstaunten.
    Mit nackten Füßen, am Leib nicht mehr als ein dünnes himmelblaues Nachthemd, musste sich Mariannina dort
unten auf der Straße jetzt mit einer Hand am Türsturz abstützen, um nicht hinzufallen, und griff sich mit der anderen an die Kehle, als wäre sie am Ersticken. Doch genau das war sie keineswegs, denn aus dieser Kehle drang eine so markerschütternde und schrille Stimme, wie sie die Signora Siani niemals bei ihr erwartet hätte, da sie sie stets nur verhaltene und höfliche Töne hatte anschlagen hören. Jetzt begann Mariannina zu rufen, zu schreien. Sie kreischte wie ein Adler, dem man die Jungen aus dem Nest geraubt hatte. Signora Siani hörte nur Teile von Sätzen, die zusammenhanglos wirkten: »Die Hexe … diese Hexe … mein Narduccio … Stechapfelpulver … und das Mönchlein… diese Nutte … Geld wollte sie von ihm! Heute Nacht ist sie gekommen … Was hast du getan? Was hast du getan! … Helft mir, sie hat ihn mir umgebracht!« Sie raufte sich die Haare, schlug mit der Faust gegen die Hausmauer, und dann schrie sie noch lauter: »Aaaah! Alle hatten gesagt, ich soll vorsichtig sein, weil sie verrückt ist! Und ich konnte es einfach nicht glauben, wollte es nicht glauben!« Und so zerbröckelte in wenigen Momenten vor den Augen der Signora Siani für immer jenes ebenso vollkommene wie unbegreifliche Bild häuslichen Glücks, das das Ehepaar Greco stets für sie dargestellt hatte. Doch andererseits, wie hatten diese beiden auch glücklich sein können, mit diesem Altersunterschied und auch noch ohne Kinder! Signora Siani misstraute gründlich irgendwelchen Glücksgebäuden, die sich auf ein solch rätselhaftes Gleichgewicht stützten! Und dann war da noch etwas: Narduccio Greco glaubte nicht an Gott. Er war Atheist. Und wie konnte ein Paar in einer Welt ohne Gott denn überhaupt auf sein Glück bauen? Sie erinnerte sich daran, wie
Narduccio einmal bei ihnen zu Hause aufgetaucht war, um mit ihrem Mann irgendeine langweilige politische Frage zu erörtern. Und wie sie an einem gewissen Punkt von dem kleinen Salon aus, der an das Arbeitszimmer grenzte, gehört hatte, dass die beiden sogar über Religion gesprochen hatten. Wer weiß, vielleicht hatte ihr Mann, ein Christdemokrat, dem jungen Greco ein wenig auf den Zahn fühlen wollen, um herauszufinden, woran er bei ihm war. Und Narduccio Greco hatte mindestens zehn Minuten damit zugebracht, ihm seinen atheistischen Standpunkt darzulegen, zehn Minuten, in denen die Signora das Wort »Gott« öfter gehört hatte, als es der Priester während der gesamten Sonntagspredigt in den Mund nahm. Obgleich die Signora Siani zu sehr tiefgründigen Gedanken nicht in der Lage war, kam sie doch nicht umhin zu denken, dass der Glaube doch eine wahrlich rätselhafte Angelegenheit war, wenn selbst ein eingefleischter Atheist, zu dem sich Compare Narduccio erklärt hatte, nur um seine eigene Ungläubigkeit zu erläutern, gezwungen war, den Namen Gottes so oft zu erwähnen.
    Jedenfalls hatte sie diesen Grecos nie über den Weg getraut, und das zu Recht, denn was jetzt auf der anderen Straßenseite passierte, schien ihr Misstrauen nur zu bestätigen. Umgebracht! Und wer war eigentlich umgebracht worden? Ach!, dachte Signora Siani, vielleicht einer dieser nervtötenden Wellensittiche, die an dieser ansonsten so ruhigen, vornehmen Straße von morgens bis abends von ihrem Fensterbrett aus so laut krächzten, dass man sie aus hundert Metern Entfernung hörte. Wer auch immer das gewesen war, er hatte gut daran getan!, dachte Signora Siani.
    Doch in genau diesem Moment war von der Straße das
ruckartige Rumpeln eines Autos zu

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