Lass dich kuessen - lass dich lieben
Michael.”
Er warf dem Jungen einen anklagenden Blick zu und wusste nicht, was er nun tun sollte.
Die Hände in die Hüften gestemmt, drehte er sich um und wollte Billy gerade folgen, als Max ihm in den Weg trat.
„Michael…”
Abwehrend hob er die Hände, doch Max wich nicht aus. „Ich hätte erst anklopfen sollen.
Ich hatte nicht das Recht…”
„Michael, du bist immer willkommen. Du …”
„Ich hätte nie herkommen sollen.”
„Wenn wir Nachbarn sind, dann werden wir es nicht vermeiden können, uns zu treffen.
Warum kommst du nicht mit hinein? Wir könnten uns hinsetzen und reden.”
„Ich habe nichts zu sagen.”
„Oh, ich glaube doch. Du siehst aus, als würdest du mir gern eine verpassen. Ich glaube, dass du eine Menge zu sagen hast.”
„Nichts, was du hören willst.”
„Versuch es.”
Michael probierte noch einmal, an Max vorbeizukommen, doch der versperrte ihm den Weg, woraufhin er seine Selbstbeherrschung verlor. „Hast du nicht schon genug angerichtet?
Erst verführst du meine Mutter - eine glücklich verheiratete Frau. Dann wickelst du meine Schwester um deinen Finger, so dass sie dich für eine Art Gott hält. Und jetzt auch noch Molly?” Er machte einen bedrohlichen Schritt auf Max zu und zischte: „Wenn du meiner Tante wehtust, dann wirst du es bereuen, das schwöre ich dir.”
Ein Schatten huschte über Max’ Gesicht. Er blickte zu dem Pferd in der Box neben ihm und nahm sich Zeit, bevor er antwortete. Seine Stimme klang gedämpft und niedergeschlagen.
„Ich würde deiner Tante niemals wehtun, Michael. Es … es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass mein Interesse an ihr dich so treffen würde.” Er schaute auf seine Stiefel und dann wieder hoch. „Aber ich sehe, dass es das tut … und ich glaube, ich kann es sogar verstehen. Ich werde dafür sorgen, dass die Sache in Ordnung kommt.” Im Umdrehen sagte er noch: „Es tut mir Leid, Michael … alles.”
Michael hatte gehofft, dass Max sich wehren würde und ihm damit einen Grund lieferte, ihn beiseite zu stoßen. Aber Max’
Zerknirschtheit machte ihm das unmöglich. Er sah der großen, schlanken Gestalt nach, die ihm äußerlich so sehr glich, und senkte den Kopf.
Verdammt! Warum musste ausgerechnet dieser Mann Interesse an Molly haben?
Und warum musste sie so glücklich aussehen? Von allen Männern auf dieser Erde, warum ausgerechnet Max? Eine leise Stimme in seinem Hinterköpf fragte, warum nicht Max? An dem Mann gab es absolut nichts auszusetzen. Außer der Tatsache, dass er sein leiblicher Vater war - und nicht sein Dad, wie er immer geglaubt hatte.
Er lehnte sich an eine leere Box, verschränkte die Arme und schloss die Augen. Erneut sah er das schmerzliche Gesicht seines Dads vor sich, als der ihm die Wahrheit gesagt hatte.
Etwas hatte sich von dem Moment an verändert. Nicht ihre Liebe füreinander. Das sicherlich nicht. Doch obwohl sie nie wieder darüber gesprochen hatten, war die Trauer aus den Augen seines Dads nie mehr ganz verschwunden. Obwohl er die Wahrheit seit Jahren gekannt hatte, schien es, als ob er sie erst zur Kenntnis genommen hatte, nachdem er sie ihm erzählt hatte.
Die Wahrheit hatte seinen Dad nicht befreit. Im Gegenteil, sie hatte ihm das Herz gebrochen und ihn in einen frühen Tod getrieben.
Michael fühlte sich schrecklich alt, als er sich wieder aufrichtete und tief Luft holte, um sich für den Ritt nach Hause zu wappnen. Cody brauchte nicht zu sehen, dass noch etwas anderes nicht in Ordnung war. Und auch Nicole nicht. Sie hatte schon genug Sorgen.
Er überlegte, wie viel von seinem Ärger über Max er an ihr ausgelassen hatte. Sie hatte ihn zwar getäuscht, aber ihr Leben stand vielleicht auf dem Spiel. Das war mehr als Grund genug, jedem Menschen gegenüber vorsichtig zu sein.
Er schüttelte den Kopf, beschämt über sein Verhalten. Diese alte Geschichte mit seiner Mutter und Max hatte fast all das Gute zerstört, das aus der Beziehung zu Nicole entstanden war.
Aber das würde sich ändern. Heute Abend würde er sich entschuldigen. Hoffentlich war es dazu nicht schon zu spät.
Er straffte sich und verließ die Scheune. Hinter dem Haus fand er Cody mit Hannah und Billy.
In der Ferne war ein dumpfes Grollen zu hören, und Michael betrachtete die näher kommenden Wolken. „Ich glaube, wir sollten zusehen, dass wir wieder nach Hause reiten”, meinte er zu Cody. „Sieht so aus, als würde sich ein Gewitter zusammenbrauen.”
Cody nickte, und Billy versprach, am
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