Lass dich kuessen - lass dich lieben
Schlafzimmer.
„Bleib hier”, sagte Michael und sprang auf.
„Nein!”
Cody schrie erneut auf, und sie folgte Michael ins Haus. Hastig liefen sie zu Codys Zimmer. Cody saß aufrecht im Bett, rieb sich
die Augen und schniefte.
Sie eilte zu ihm und nahm ihn in den Arm. „Liebling, was ist los?”
Schluchzend antwortete er: „Er war hier. In meinem Zimmer.”
„Wer, Cody?” fragte Michael und schaute sich besorgt um.
„Der böse Mann von dem Foto.” Dann riss er die Augen auf, anscheinend überrascht, Michael und sie hier zu sehen. „Es war ein furchtbarer Traum, Mom. Er wollte mich mitnehmen, und ich habe ihn ganz doll getreten. Aber er hatte ein großes Gewehr und…”
„Pst. Das ist genug, junger Mann. Es war nur ein Albtraum”, sagte sie laut, als wollte sie nicht nur Cody, sondern auch sich beruhigen. Vielleicht hatte das Gespräch mit Michael und Billy am Nachmittag diesen Traum ausgelöst. Doch was auch immer es gewesen war, ihr Sohn war verschreckt.
„Kann ich heute bei dir schlafen, Mom. Ausnahmsweise?”
Sie schaute zu Michael, um seine Reaktion abzuschätzen. Er hatte sich den Ausgang dieser Nacht sicher anders vorgestellt. Doch so war es besser. Eben auf der Schaukel waren ihre Gefühle mit ihr durchgegangen. Beim nächsten Mal musste sie sich besser unter Kontrolle haben.
„Soll ich dich Huckepack rübertragen?” fragte Michael, ging in die Hocke und bot Cody seinen Rücken an.
Cody schlang die Beine um Michaels Taille und die Arme um seinen Nacken, und sie folgte den beiden in ihr Zimmer. Behutsam deckte Michael ihn zu, und schon nach wenigen Sekunden war Cody wieder eingeschlafen. Sie wollte sich gerade entschuldigen, als Michael ihr einen Finger auf die Lippen legte und sie auf die Nase küsste.
„Schlaf schön, mein Liebling. Wir haben noch alle Zeit der Welt.”
Traurig sah sie ihm nach und dachte, wenn es doch nur so wäre.
Als Nicole und Cody am nächsten Nachmittag von der Ranch zurückkehrten, kam Billy gerade aus der Tür. Er war über und über mit Staub bedeckt und hatte ein rotes Tuch über Nase und Mund gebunden.
Cody kicherte, und Nicole meinte: „Du siehst aus wie ein Postkutschenräuber aus einem Western.”
Billy nahm das staubige Tuch herunter und klopfte sich ab. „Freut euch, dass ihr heute nicht hier wart. Das war vielleicht ein Chaos! Aber ich habe alles geschafft und sogar schon sauber gemacht, damit ich morgen gleich beizen kann”, fügte er stolz hinzu und ging zu seinem Pferd. „Jetzt brauch ich erst mal eine Dusche. Bis morgen früh.”
„Danke, Billy.” Nicole winkte ihm hinterher und schickte Cody dann bis zum Abendbrot in den Garten zum Spielen.
Sie wollte einen Moment mit Michael allein sein. Etwas war heute geschehen, was er wissen sollte. Außerdem wollte sie ihm das sagen, was sie schon gestern Abend hatte sagen wollen. So sehr es auch schmerzte, es hinauszögern machte es nur noch schlimmer.
Michael war gerade dabei, Billys Arbeit zu begutachten, als sie hereinkam. Er drehte sich zu ihr um und schenkte ihr eins dieser umwerfenden Lächeln, das sie ihre guten Vorsätze fast vergessen ließ.
„Billy hat sehr gute Arbeit geleistet, nicht wahr, Nicole? Er hat sogar alle Türen und die Treppen abgedeckt, damit der Staub sich nicht überall verteilt.”
Sie erwiderte seinen Blick, und ihr Herz schlug schneller, wie immer, wenn er sie so intensiv anschaute. Seine Gedanken waren nicht länger bei Billy, und ihre auch nicht. Es war, als wären sie wieder auf der Schaukel, um dort weiterzumachen, wo sie gestern aufgehört hatten.
„Hast du Zeit, um etwas zu trinken?” fragte sie hastig und bemühte sich, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Sicher. Ich wasch mir nur schnell die Hände.”
„Limonade, Eistee oder Bier?” fragte sie auf dem Weg in die Küche.
„Eistee, bitte.”
In der Küche lag trotz Billys Vorsichtsmaßnahmen eine dünne Staubschicht, die sie erst einmal wegwischte, bevor sie die Gläser auf den Tisch stellte. Dabei dachte sie an Molly.
Irgendetwas stimmte nicht. Es ging sie wahrscheinlich nichts an, aber Michael würde es wissen wollen. Sie holte gerade den Tee aus dem Kühlschrank, als Michael in die Küche geschlendert kam. Er setzte sich, nahm sich einen Keks und lächelte sie an.
„So, worüber wolltest du mit mir reden?”
Sie zögerte ihre Antwort hinaus, indem sie einen Schluck Tee trank. Erst einmal musste sie ihre Gedanken ordnen. Als sie das Glas wieder hinstellte, war Michaels
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