Lass dich lieben - Lucy
allein, danke.«
Er wirkte verblüfft. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte es in seinen Augen gefährlich auf. »Ich kann mich also darauf verlassen, dass Sie Dienstag früh im Büro erscheinen.«
»Kein Problem«, versicherte sie, obwohl sie inständig hoffte, ihm nach ihrer Ankunft eine Menge Probleme zu bescheren.
»James hat mich einmal zu den Ausstellungsräumen von MG mitgenommen«, berichtete Buffy. »Die Wagen waren einfach traumhaft.«
»Meiner ist ein viel älterer Jahrgang«, teilte Josh ihr trocken mit. »Ein Modell aus den Fünfzigern, dem ich wieder zu seiner einstigen Pracht verholfen habe.«
Sogleich wurde er mit Fragen zu diesem Thema bestürmt, und Lucy atmete erleichtert auf, froh, nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Sie begann ihre Schritte für die kommen- den drei Tage zu überlegen. Der Wagen ist ein Glücksfall antwortete sie der mahnenden inneren Stimme, und ein paar neue Kleider werden mich nicht umbringen. Die Möbel konnten warten. Und die Hypothek ebenfalls.
Aber was war mit den Kosten für die Zulassung? Die Versicherung?
Das Benzin?
Die Parkgebühren?
Hör auf! befahl sie sich. Wenn James Hancock sich dadurch erobern ließ, würde sie es tun, egal, was es kosten mochte. Jede Frau hatte das Recht, einmal in ihrem Leben verrückt zu sein. Vielleicht war sie nächste Woche schon tot. Koste den Tag aus. Ohne zu zögern. Riskier was!
Während der Rest der Tischrunde über Oldtimer diskutierte, hing James düsteren Gedanken nach. Lucys Bestreben, ihn auf Armeslänge von sich fern zu halten, war äußerst frustrierend. Selbst außerhalb des Büros, an ihrem freien Tag, war kein Herankommen an sie. Sie hatte ihn als ihren Boss abge- stempelt, und dabei würde es bleiben – trotz aller Anzeichen dafür, was sie beide verbinden könnte. Und die trügerische Aufmachung, mit der sie ihn monatelang hinters Licht geführt hatte, war zweifellos dazu gedacht gewesen, ihn abzulenken.
Nicht, dass sie ihn damit wirklich hätte täuschen können. Der Instinkt hatte ihm gesagt, dass an Lucy Worthington mehr war, als man auf den ersten Blick hätte meinen können. Ihr wahres Ich war erst heute Abend offenbar geworden.
James wandte sich zu ihr um. Er wollte endlich Gewissheit.
»Sie tragen dieses praktische schwarze Kleid heute nur, weil ich hier bin«, stellte er fest.
Verwundert sah sie ihn an. »Wie bitte?«
»Es ist Ihre Arbeitskleidung, oder? Und es ist auch eine Bürofrisur.«
Sie heuchelte Ratlosigkeit. »Es tut mir Leid, falls Sie mich für unpassend angezogen halten.«
»Keineswegs. Ich versuche lediglich, Sie zu durchschauen, Lucy Worthington. Es ist eine ziemlich erleuchtende Nacht«, fügte er herausfordernd hinzu.
Ihr Lächeln schien anzudeuten, dass es ihm nicht annähernd gelungen war, ihr Geheimnis zu lüften. Sie griff nach dem Champagnerglas und hob es zu einem Toast. »Auf bessere Tage.«
Und Nächte! schwor James sich im Stillen, als er spöttisch den Trinkspruch erwiderte. Und wenn es das Letzte war, was er je auf Erden erreichen würde – er würde alles herausfinden, was es über Lucy Worthington zu wissen gab. Jedes noch so intime Detail. Den Montag konnte er abschreiben, aber Dienstag… Notfalls würde er sie so lange schütteln, bis sich alle Knöpfe geöffnet hatten!
Nicht einmal die Kühle der Nacht vermochte das Fieber zu lindern, das von Lucy Besitz ergriffen hatte. Der Ball war vorbei, aber sie hatte das Gefühl, noch immer zu tanzen, als sie mit Josh zum Parkplatz schlenderte. Sie hatte James Hancocks Neugier geweckt, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Nun galt es, alle erforderlichen Register zu ziehen, um sie am Leben zu halten.
»Was wirst du deiner Mutter erzählen?« erkundigte Josh sich neugierig.
»Mum?«
Gewissensbisse verdrängten Lucys Euphorie. Ihre Mutter würde solch wilde, leichtsinnige Pläne keinesfalls billigen. Genau genommen würde sie wahrscheinlich in Ohnmacht fallen, falls sie auch nur gerüchteweise davon erfuhr.
»Ich werde ihr gar nichts sagen«, erklärte sie und sah Josh eindringlich an. »Und wage es nicht, deiner Mutter gegenüber auch nur ein Sterbenswörtchen zu erwähnen! Du weißt, die beiden gehören dem gleichen Verband für Geschäftsfrauen an.«
Abwehrend hob er die Hände. »Deine Geheimnisse sind meine Geheimnisse, Lucy-Liebes.«
»Gut. Belass es dabei«, verlangte sie.
Josh und seine Mutter standen sich sehr nahe und erzählten einander alles. Lucy hatte die beiden oft um ihr
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