Lass dich lieben, Prinzessin
sich bis zur Veranda der Fortiers.
Die Abendluft war erfüllt vom Duft der Blüten. In den uralten Eichen und Walnussbäumen, die das Pflaster säumten, glitzerten Lichterketten.
"Nun gehen Sie schon weiter, Yankee", mahnte Lucille am Arm ihres Verlobten. "Wenn Sie die ganze Nacht hier stehen bleiben, können die schönen Frauen von New Orleans den verwegenen Piraten nicht kennen lernen."
Shay fühlte plötzlich, wie er errötete. Das war ihm schon seit Jahren nicht mehr passiert. "Verdammt noch mal, Lucille, ich komme mir lächerlich in diesem Kostüm vor", brummte er und schaute an sich hinunter. "Gut, dass ich wenigstens auf der langen Hose bestanden habe."
"Stellen Sie sich nicht so an!" Sie rückte Shay den Dreispitz zurecht. "Wenn ich nicht mit Preston hier wäre, könnte ich Ihnen bestimmt auch nicht widerstehen, so verwegen und gefährlich sehen Sie aus. Das ist Seeräuberromantik pur."
Luci’ s Verlobter fing an zu lachen. "Sie dürfen Sie nicht zu ernst nehmen."
Shay nickte dem großen Blonden mit dem Südstaatencharme zu. "Hab ich schon gemerkt."
„Ich wollte Sie nur warnen, weil sie es manchmal wirklich über treibt", meinte Preston gut gelaunt und drückte verliebt Lucilles Arm.
Danke, aber ich glaube, Lucille meint es gar nicht so. Ich werde schon mit ihr fertig."
Lucille warf Shay einen koketten Blick zu. "Mit mir müssen Sie heute Abend gar nicht zurechtkommen, aber mit den vielen schönen Frauen da drinnen."
Shay runzelte die Stirn. "Ich bin doch nur rein dienstlich hier."
"Richtig, aber man kann nie wissen", entgegnete Lucille. "Wollen wir jetzt reingehen, Mr. Mallory?" Sie nannte ihn schon bei seinem Undercover-Namen.
"Gehen Sie mit Preston voraus", flüsterte er. "Ich möchte nicht, dass man uns miteinander in Verbindung bringt."
"Okay, ich werde Augen und Ohren offen halten", raunte sie ihm zu. Dann wandte sie sich mit lauter Stimme, so dass es jeder hören konnte, an ihren Verlobten: "Komm, Darling, ich möchte die ganze Nacht durchtanzen."
Shay folgte den beiden in einiger Entfernung. Endlich ging es richtig los mit den Ermittlungen, und er würde Stephen St. James begegnen. Je mehr er sich konzentrieren musste, desto besser, denn dann würde ihm endlich die geheimnisvolle Schöne aus dem Kopf gehen. Das hoffte er zumindest.
Nachdem er einem Butler seine Einladungskarte übergeben hatte, war für ihn der Weg ins festlich dekorierte Foyer frei. Dort war der Ball schon in vollem Gang. Elegant kostümierte Paare tanzten auf dem spiegelnden Marmorboden zur Musik einer Bigband.
Shay betrachtete die eindrucksvolle Szenerie eine Weile, dann ließ er den Blick weiter schweifen. In den Nischen vor den hohen Verandafenstern machten die Gäste eifrig Konversation, so dass sich das Stimmengewirr und Gelächter mit der Musik vermischten.
Shay musterte die vielen Menschen mit geschultem Blick, einen nach dem anderen, ob jemand dabei wäre, den er aus den Polizeiakten kannte. Er fragte sich, wo Stephen St. James war.
Kurz darauf erschien ganz am anderen Ende des Foyers noch eine Gruppe. Als er sich die Leute näher besah, hatte er das Gefühl, jemand würde ihm einen Schlag in den Magen versetzen. Sie war da!
Er kniff die Augen zusammen, um sie schärfer ins Visier zu nehmen. Seine an Amnesie leidende Geliebte für eine Nacht stand dort, elegant herausgeputzt, und redete lächelnd mit irgendwelchen Gästen. Obwohl sie als griechische Göttin verkleidet war und eine Augenmaske trug, hatte er sie sofort erkannt. Ja, kein Zweifel, sie war es. Das elfenbeinfarbene Gewand ließ den Blick auf eine Schulter und ihren sanft geschwungenen Hals frei. Ihr lockiges schwarzes Haar war aufgesteckt, so dass Shay sogar ihre reizenden kleinen Ohren wieder erkannte.
Was hat Lucille noch gesagt? "Jeder, der in New Orleans etwas gilt, wird zu diesem Ball eingeladen." Zunächst war Shay erleichtert, seine Unbekannte gesund und offensichtlich guter Dinge zu sehen. Eine Menge Befürchtungen hatten ihn geplagt, und der Gedanke, dass sie das Opfer von Gewalttätigkeiten hätte werden können, hatte ihn tief beunruhigt.
Stattdessen parlierte und flirtete sie hier auf diesem High-Society Ball. Shay knirschte mit den Zähnen, um das warme Glücksgefühl, das ihn bei ihrem Anblick überkam, zu vertreiben. Heute Abend sollte sie ihn richtig kennen lernen!
Er zog seinen Hut ein wenig tiefer in die Stirn, so dass die kecke Feder fast seine Schulter streifte, und ging in ihre Richtung. Als er sich ihr näherte,
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