Lass Dich nicht vereinnahmen
in der Gesprächssituation waren:
Welche Gedanken und Bilder gingen Ihnen dabei durch den Kopf?
Wann fingen Sie an, sich mit dem Problem des anderen voll zu identifizieren – und was hat dies ausgelöst?
Was hatte Ihr Gegenüber gesagt oder getan, dass in Ihnen der Druck aufstieg, eine Lösung zu suchen?
Welche Hoffnungen und Befürchtungen hatten Sie?
Was hätte nach Ihrer Vorstellung passieren können, wenn Sie keine Lösung finden?
Wie haben Sie sich gefühlt?
Was haben Sie dann getan?
Wie hat der andere reagiert?
Wie endete das Gespräch? Was war das Resultat?
Wie fühlten Sie sich hinterher? Wie ging es Ihnen psychisch und körperlich?
Was denken und fühlen Sie heute, wenn Sie an diese Situation zurückdenken?
Hin zur Balance
Wenn Sie nicht noch weiter »ausbrennen« wollen, gilt es weg von der Überforderung und hin zu einer ausgewogenen Balance von Geben und Nehmen zu kommen. Das heißt, Ihr Einsatz für andere und Ihr Engagement für sich selbst sollten sich in etwa die Waage halten. Dazu betrachten Sie zunächst typische Vereinnahmungssituationen genauer, um sich bewusst zu werden, was in einer solchen Situation in Ihnen vorgeht, was es Ihnen so schwer macht, Grenzen zu setzen. Die nachfolgende Übung hilft Ihnen dabei, das herauszufinden. Aktion und Reaktion in der Kommunikation laufen meist so unbewusst ab wie Schalten, Kuppeln, Gas geben und Bremsen nach zehn Jahren Führerschein. Wir schalten auf »Autopilot« und wundern uns zwar manchmal, wieso das Resultat schon wieder genauso ist wie immer, obwohl wir doch ganz anderes im Sinn hatten. Trotzdem machen wir uns eher selten Gedanken über die ursächlichen Zusammenhänge.
Zusammenhänge erkennen
Indem wir uns darüber bewusst werden, was genau passiert, schaffen wir die Basis dafür, etwas verändern zu können: An welchem Punkt beginnen Sie das Problem des anderen zu Ihrem eigenen zu machen – und wie fühlt es sich an, wenn Sie dies tun? Vielleicht erinnern Sie die Mobbing-Probleme, die Ihre Bekannte Ihnen unter Tränen schildert, an eigene, zurückliegende Konflikte mit Schulkameraden oder mit Kollegen. Sie empfinden die gleiche Empörung, die gleiche Wut auf »die anderen« wie damals. Und schon identifizieren Sie sich voll mit Ihrem Gegenüber. Den bösen anderen muss doch einfach Einhalt geboten werden! Und dafür müssen Sie doch eine Lösung finden!
Das Identifizierungsverzeichnis
Betrachten Sie Ihre Erkenntnisse aus der vorangegangenen Übung. Welche aktuellen Situationen sind dieser von Ihnen exemplarisch gewählten ähnlich? Warum identifizieren Sie sich? Ist eine bestimmte Umgebung oder sind gewisse Personen dafür verantwortlich? Nehmen Sie Ihr Projektbuch zur Hand und schreiben Sie auf, welche Situationen dies in den letzten Wochen waren, in denen Sie die Lösung der Probleme anderer innerlich zu Ihrer Chefsache erklärt haben. Was waren die Auslöser dafür, die innere Distanz aufzugeben und sich voll mit dem Problem Ihres Gegenübers zu identifizieren?
1. Situation …
2. Person(en) …
3. Auslöser …
Diese Liste wird schließlich die Basis bilden für Ihren »Schritt-für-Schritt-Plan« ( ab › ).
3. Schritt: Das künftige Verhalten bestimmen
Stellen Sie sich einen kleinen Rollentausch vor. Diesmal sollen Sie für die Anliegen anderer keine Zeit und Energie investieren, sondern Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. Sie sind jetzt Ihre eigene Beraterin. Dazu arbeiten Sie am besten mit zwei gegenüberstehenden Stühlen und führen ein fiktives Gespräch.
Die eigene Beraterin
Setzen Sie sich zunächst auf den ersten Stuhl. Hier sind Sie die Ratsuchende und formulieren Ihre Probleme, Wünsche und Anliegen. Und zwar nur das, was Ausdruck Ihrer ureigenen Bedürfnisse ist, nicht, was Sie alles noch tun könnten, um den Ansprüchen anderer gerecht zu werden. Es geht jetzt ausschließlich um Sie selbst. Wovon hätten Sie gern mehr? Wovon hätten Sie gern weniger?
»Ich möchte nicht mehr …«
»Was mir zu viel ist …«
»Ich wünsche mir …«
»Ich hätte gern …«
»Ich brauche …«
Fragen Sie Ihr Gegenüber, was Sie tun können, um mehr von diesen gewünschten Qualitäten in Ihr Leben zu integrieren.
Der Rollentausch
Dann wechseln Sie auf den anderen Stuhl. Jetzt können Sie Ihre Helferqualitäten zur Geltung bringen. Gehen Sie voll in die Beraterrolle. Vielleicht fällt es Ihnen zunächst leichter, wenn Sie sich vorstellen, auf dem Stuhl der Ratsuchenden würde eine andere Person sitzen.
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