Lass Dich nicht vereinnahmen
nachkomme?
Erst, nachdem Sie für sich diese Fragen beantwortet haben, entscheiden Sie, ob Sie dem Anliegen nachkommen oder nicht, und wenn ja, in welchem Rahmen usw.
Kleine Hilfestellung
Schreiben Sie jede Frage auf einen Selbstklebezettel und heften Sie diese kleinen Merkhilfen an eine Stelle, wo Sie häufig hinschauen und sie so gut verinnerlichen können. Dies ist eine nützliche Erinnerungsstütze dafür, sich nicht mehr auf Knopfdruck verantwortlich zu fühlen, sondern ganz bewusst das Für und Wider abzuwägen.
» Leicht ist es, anderen zu raten, schwer oft, für sich selber das Rechte zu erkennen.«
Georg Christoph Lichtenberg
Knackpunkt: Identifizierung
Wenn Sie jemand um Hilfe ersucht, machen Sie sich natürlich Gedanken, was wohl das Beste für seine Situation sein könnte. Am liebsten würden Sie ja das Problem für ihn lösen. Da kribbelt es Ihnen regelrecht in den Fingern, weil Sie sich gut in den anderen einfühlen können und genau zu wissen glauben, was ihm helfen würde.
Wenn Sie allerdings mal keine Lösung für seine Schwierigkeiten parat haben, fühlen Sie sich deprimiert und hilflos. Vielleicht machen Sie sich sogar Vorwürfe, zu versagen, inkompetent zu sein usw. Genau da liegt die Grenze, die es künftig zu beachten gilt:
Akzeptieren Sie, dass der andere seine Probleme selber lösen muss. Sie können ihm bei seinen Sorgen beistehen und mit Ihrem Wissen, Ihrem Können, Ihrer Erfahrung für ihn da sein – aber dies ist seine Situation und nicht Ihre.
Sie helfen ihm viel mehr, wenn Sie sich nicht die Verantwortung für seine Situation aufbürden. Eine Verantwortung, die Sie für jemanden übernehmen, nehmen Sie ihm gleichzeitig auch weg.
Haben Sie stets im Blick, dass er aktiv werden muss, um an seiner Situation etwas zu ändern – nicht Sie. Selbst wenn Sie ihn huckepack zu seinem Glück tragen könnten – Sie täten ihm damit keinen Gefallen, denn dies würde ihn wesentlicher Lernerfahrungen berauben. Nachhaltige Hilfe ist immer auch Hilfe zur Selbsthilfe.
Auch für seine Gefühle ist der andere selbst verantwortlich. Er hat das Recht, so zu empfinden, wie er es tut. Sie können ihm nur zur Seite stehen, mehr nicht.
Was ist wichtig?
Es geht bei der Distanzierungsstrategie um drei Dinge:
Die eigenen Bedürfnisse und Grenzen wieder deutlich zu spüren und sie als ebenbürtig mit denen anderer zu werten.
Den Mechanismus zu unterbrechen, sich automatisch für alles zuständig zu fühlen, indem Sie Ihre momentane eigene Situation mit im Blick haben und erst nach der Abwägung eine bewusste Entscheidung treffen.
Dem anderen die volle Verantwortung für seine Situation zu überlassen und auch die Entscheidung, welchen Weg er gehen will.
4. Schritt: Den Schritt-für-Schritt-Plan aufstellen
Distanzierung lautet Ihre Herausforderung als Mitleidige. Um zu lernen, sich abzugrenzen, gilt es im ersten Schritt wahrzunehmen, was Ihnen wichtig ist.
»Die kürzesten Wörter, nämlich ›Ja‹ und ›Nein‹, erfordern das meiste Nachdenken. «
Pythagoras von Samos
Eigene Bedürfnisse wahrnehmen
Stellen Sie die Bedürfnisse und Wünsche, die Sie im Zusammenspiel mit der inneren Beraterin herausgefunden haben, auf einer Liste zusammen. Welche davon lassen sich relativ einfach umsetzen? Markieren Sie diese. Formulieren Sie möglichst anschaulich. Wenn Sie zum Beispiel geschrieben haben: »mehr Entspannung«, dann führen Sie aus, was Sie damit meinen: Verstehen Sie darunter nach der Arbeit eine ruhige halbe Stunde für sich selbst zu haben? Überstunden abzubauen? Einen Yoga-Kurs zu buchen? »Entspannung« kann vieles bedeuten. Schreiben Sie die Dinge auf, von denen Sie vermuten, dass Sie Ihnen besonders guttun werden. Formulieren Sie Ihre Wünsche und Bedürfnisse so griffig, dass sie in ganz konkretes Handeln münden. Beginnen Sie diejenigen Dinge umzusetzen, die Ihnen am leichtesten fallen und begleiten Sie sich innerlich mit einem ausdrücklichen: »Das steht mir zu.« Oder: »Das ist gut für mich.«
Wenn Sie dies regelmäßig praktizieren, wird Ihnen auch auffallen, dass Sie sich durch ein Hilfsangebot vielleicht gerade von eigenen Problemen ablenken wollen – um die Ursache für das mulmige Gefühl in Ihrem Magen nicht erforschen zu müssen. Je mehr Sie sich mit Ihren eigenen Bedürfnissen auseinandersetzen und sie in den Mittelpunkt rücken, um so eher spüren Sie, wann Sie sich auch um sich selber kümmern sollten.
Abwägen zwischen eigenen und fremden Bedürfnissen
Legen Sie neue Regeln
Weitere Kostenlose Bücher