Lass Dich nicht vereinnahmen
können.
Dafür lassen Sie sich immer wieder vereinnahmen und nehmen es in Kauf, die eigenen Bedürfnisse hintanzustellen oder ganz aus den Augen zu verlieren. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn es ist ein schönes Gefühl, anderen etwas Gutes tun zu können. Nur: Den eigenen Selbstwert überwiegend vom Helfen herzuleiten ist gefährlich. Warum? Hinterfragen Sie einmal kritisch die obigen Vorteile: Ist da wirklich alles Gold, was glänzt?
Die Kehrseite der Medaille
Bedenken Sie: Wer sich geschmeichelt fühlt, ist oft auch gegenüber den Motiven des anderen blind: So werden Sie anfällig dafür, von Leuten vereinnahmt zu werden, die eigentlich gar keine Hilfe wollen, sondern nur jemanden suchen, auf den sie etwas abladen können –diese Sorte kann ganz schön penetrant sein und Ihnen viel Zeit und Kraft rauben.
Selbstaufwertung durch Aufopferung hat ebenfalls eine Kehrseite: Je mehr Sie sich selbst aufgeben, um so weniger können Sie mit sich anfangen. Wenn Sie mal alleine sind, sind Sie häufig unzufrieden – Sie langweilen sich, fühlen sich lustlos und schlapp und empfinden niederdrückende Sinnlosigkeit.
Und mit der Dankbarkeit ist es oft auch nicht weit her. Es ist für den anderen einfach sehr bequem, dass Sie sich um unangenehme Sachen kümmern. Denken Sie einmal an die Situationen, wo Sie viel gegeben und kaum etwas zurückbekommen haben – außer vielleicht einen lauwarmen Händedruck. Wäre es nicht schön, weniger abhängig vom Lob, der Dankbarkeit und der Anerkennung anderer zu sein? Wenn Sie dies bedenken, sieht es mit Ihrer Motivation sicher schon besser aus!
2. Schritt: Das alte Verhalten erkennen
Von wem haben Sie sich bisher vereinnahmen lassen und wofür? Schauen Sie sich noch einmal die Vereinnahmungsstrategien ( ab › ) an. »Ablader«, »Jammerer«, »Schmeichler« und solche, die es verstehen, Ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen, haben relativ leichtes Spiel bei Ihnen, wenn Sie Ihre Helfersaite zum Klingen bringen. Grundsätzlich ist Helfen wollen in unserer recht ichbezogenen Gesellschaft etwas sehr Anerkennenswertes. Wirklich fragwürdig wird es erst dann,
wenn Sie sich in einem derart starken Maße mit Hilfesuchenden identifizieren, dass Sie jedes Unglück so mitfühlen, als seien Sie selbst davon betroffen,
wenn Sie sich für das Leben anderer so stark verantwortlich fühlen, dass Sie nicht glücklich sein können, solange es diese nicht sind,
wenn Sie sich hauptsächlich damit beschäftigen, was Sie für Ihre Mitmenschen tun können und daher Ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele immer wieder ins Hintertreffen geraten,
wenn Sie es sich als persönliches Versagen anlasten und sich damit herumquälen, dass Sie jemandem nicht haben helfen können.
Die Entsagungsfalle
Wenn wir die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zugunsten anderer hintanstellen oder sogar gänzlich verleugnen, verleiht uns das eine gewisse moralische Größe. Nicht zuletzt galten Selbstlosigkeit und Selbstverleugnung lange Zeit als höchste Ideale von Weiblichkeit und dies ist bis heute Teil unseres kulturellen Erbes.
Die Überlastungsspirale
Ihre Hilfsbereitschaft nutzt sich jedoch ab. An hilfreiche Geister und Kümmerer gewöhnt man sich rasch. Andere erachten es dann als selbstverständlich, dass sie bei Ihnen eine Schulter zum Ausweinen haben und dass Sie sich um die Lösung ihrer Probleme bemühen. Um dann die Wertschätzung Ihres Gegenübers wiederzuerlangen, müssen Sie Ihren Einsatz steigern, also noch mehr für ihn tun – und dieser stellt dann flugs noch mehr Ansprüche. Diese Spirale lässt sich weiter und weiter drehen, bis Sie einfach nicht mehr können. So gut es auch tun mag, gebraucht zu werden: Wenn Sie keine Grenzen setzen, schlägt Ihnen das aufs Gemüt, und Sie schlittern in einen Zustand chronischer Erschöpfung. Oft werden Sie bei all Ihrem Einsatz sogar weniger respektiert als jene, die nicht so bereitwillig sind, sondern öfters Nein sagen oder Bedingungen aushandeln.
Übung: Der Drang, Probleme anderer zu lösen
Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit und atmen Sie anfangs ein paarmal tief ein und aus, um zur Ruhe zu kommen. Dann stellen Sie sich eine typische Situation aus der Vergangenheit vor, in der jemand Sie um Hilfe gebeten hat und wo Sie das Problem des anderen zu Ihrem eigenen gemacht haben. Was lief da genau ab?
Was genau dachten und was fühlten Sie, als der andere Sie gefragt/gebeten hatte, ihm zu helfen?
Wie reagierten Sie damals auf das Ansinnen?
Als sie dann
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