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Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Titel: Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Domentat
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Ja-Sagerinnen sind Frauen aller Altersstufen und sozialen Hintergründe. Einer deutschen Studie zufolge stiegen 75% der Frauen bis zum 25. Lebensjahr in die Prostitution ein. Der Anteil der Probandinnen ohne Schulabschluß lag mit 15% nur leicht über dem gleichen Wert für Frauen in der Gesamtbevölkerung. Über die Hälfte hatte eine abgeschlossene Berufsausbildung. Je höher das Einstiegsalter, desto qualifizierter waren die Schul-und Ausbildungsabschlüsse der Frauen.17 Obwohl mehrheitlich jüngere Frauen die unsichtbare Grenze überschreiten, wagen auch Frauen jenseits des 40. oder 50. Lebensjahres diesen Schritt. »Ich bin jetzt 40, und es hat zwanzig Jahre gebraucht, mich endlich zu trauen«, so eine Frau aus einem Studio in Süddeutschland. »Ich hatte so viele Bedenken, Vorurteile und auch Angst. Jahrelang war es mein Beruf, als Trainerin Menschen zu coachen, wie sie ihre Ziele verwirklichen können. Nur mir selbst habe ich lange versagt, das zu tun, was mich selbst so sehr gereizt hat. Zum Glück habe ich die Kurve dann doch noch gekriegt!«
     
    2 DER ALLTAG - ARBEITSPLÄTZE
UND DIENSTLEISTUNGEN
    Erotische Massagen im Bordell: Larissa / Prostituierte und Sozialarbeiterin in einem Hurenprojekt
     
    Mein Arbeitstag beginnt meist um 10 Uhr vormittags. Als erstes ziehe ich mich um: Da es vorkommt, daß wir längere Zeit herumsitzen, und mir leicht kalt wird, trage ich im Gegensatz zu meinen Kolleginnen keine Dessous, sondern ein langes Kleid. Wenn ich gerade keinen Kunden habe, sitze ich also im Aufenthaltsraum, unterhalte mich oder gehe ans Telefon, wenn es klingelt. Unser Tagesablauf hängt von der Anzahl der Kunden ab. In manchen Monaten, zum Beispiel im Januar oder in den großen Ferien, ist einfach weniger los, als wenn Messen oder Kongresse stattfinden.
    Wenn ein Mann bei uns vor der Tür steht, wird er von unserer Wirtschafterin begrüßt. Sie ist so erfahren, daß sie auf Anhieb einschätzen kann, welche Ansprache er braucht.
    Will er mütterlich geführt werden, oder braucht er diskrete Distanz? Will er gesiezt oder geduzt werden? Sie bringt ihn in ein freies Zimmer, bietet ihm einen Platz in einer Sitzecke, ein paar Kekse und einen nicht-alkoholischen Drink an: Kaffee, Cola, Wasser oder Orangensaft. Dann erfragt sie seinen Dienstleistungswunsch. Wünscht er zum Beispiel eine Massage, dann werden sich nur Massage-Frauen bei ihm vorstellen. Oft kommen die Männer aber ohne feste Vorstellungen zu uns und wollen sich erst mal einfach nur alle Frauen ansehen. Wählen sie eine Frau anstatt einer Dienstleistung, kann es zu Komplikationen kommen. Sagen wir, er entscheidet sich für ein klassisches Schmusemodell.
    Auf dem Zimmer bittet er sie dann um eine Massage. Da sie aber nur mittelmäßig massieren kann, ist er enttäuscht. Das ist ein typisches Problem von Läden, die verschiedene Dienstleistungen anbieten. Deshalb ist die Wirtschafterin immer bestrebt, vom Gast die gewünschte Dienstleistung zu erfahren.
     
    Normalerweise stelle n sich zwei bis sechs Frauen bei jedem Gast vor. Wir nennen unsere Namen, manchmal erwähnen wir auch, was wir anbieten. Im Vordergrund steht der visuelle
    Eindruck. Nach der Vorstellung fragt die
    Wirtschafterin nach, für wen er sich entschieden hat. Meist sind die Männer so aufgeregt, daß sie sich nicht an die Namen, sondern eher an ein äußeres Detail erinnern.
    Entscheidet sich ein Kunde für mich, gehe ich ins Zimmer, setze mich zu ihm und frage nach seinen Vorstellungen. Viele sind schüchtern und haben Schwierigkeiten, ihre Wünsche zu benennen. Ich hatte aber auch einmal einen Gast, der freiheraus sagte: »Ich hätte gern eine Massage mit Analdehnung, Verbalerotik und einem Golden Shower.«
    Wenn der Gast zahlt, nehme ich das Geld an mich, stehe auf und führe ihn zum Bad. Während er duscht, bringe ich die Scheine in den Aufenthaltsraum, lege sie, für alle gut sichtbar, auf den Tisch und trage die Summe, meinen Namen, das Zimmer und die Uhrzeit ins Buch ein. Bei Stammkunden schreibe ich ein großes S an den Rand, bei Neukunden ein N und gegebenenfalls ein I für Internet oder ein Kürzel für die Zeitung, aus der er von unserem Laden erfahren hat. Dann lege ich das Geld in mein Portemonnaie und schließe es in mein Spindfach ein. Ich gehe zurück ins Zimmer, lege eine CD ein, breite ein Badehandtuch auf dem Bett aus und kontrolliere, ob noch genug Massageöl in der Flasche ist. Wenn es Zeit wird, den Gast aus der Dusche zu holen, gehe ich zurück ins Bad. Im

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