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Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Titel: Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Domentat
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    Einige verschickten Serienbriefe an jede Inserentin. Andere versuchten sie mit Besitztümern und sozialem Status zu beeindrucken, viele logen in bezug auf ihr Alter, Aussehen und ihren Familienstand.
    Im Endeffekt unterschieden sich ihre Privatbekanntschaften von ihren Kunden nur durch zwei Attribute: Geiz und die Weigerung, Kondome zu benutzen. »Als Callgirl bin ich mehr respektiert, geschätzt, verwöhnt und weniger angelogen worden als heute, als einen Partner suchende Single -Frau«, so ihr Resümee der Partnersuche, die erst endete, als sie durch ein Inserat in der Happy Weekend ihren Partner fand, derselben Zeitung, in der sie früher als Callgirl inseriert hatte.
    »Eigentlich hätte ich mir die ganzen Umwege sparen können«, kommentiert sie die Ironie des Schicksals. »Ich hätte gar nicht probieren sollen, so zu sein wie andere Frauen. Ich habe meine alte Methode angewendet und war damit erfolgreich. Sollte es nicht klappen, würde ich mir wieder auf diese Weise einen Partner suchen.«103
     
    Lieber Hure als Ehefrau: Larissa
     
    Ich würde sagen: Eine Prostituierte will selten einen Freier als Freund. Weil sie weiß, daß es schön werden kann. Sie weiß: Es gibt den Zauber einer halben Stunde. Verliebtheit wäre vielleicht zuviel gesagt, aber ein kleiner Zauber, eine kleine Romanze. Es kann im Puff genauso schön sein wie privat. Wenn ich mich in einen Freier verliebe, der mein Feund wird, und ich steige aus der Prostitution aus, dann bin ich ja auf der Seite, wo ich nicht sein will: Ich habe einen Freund, der zu anderen Frauen geht. Und wenn ich weiß, daß es sehr schön sein kann mit ihm, dann habe ich emotionale Schmerzen. Das geht vielen Prostituierten so.
    Für mich war die Rolle der Geliebten schon früh reizvoller als die der Ehefrau. Also ich könnte mir nicht vorstellen, zu heiraten, meinem Mann vielleicht noch die Hemden zu bügeln und erleben zu müssen, daß er irgendwann anderen Frauen hinterherguckt. Lieber bin ich die Hure, mit der er tollen Sex hat, als die Ehefrau. Ich bin natürlich auch so erzogen worden, daß die Frau Sex mit Liebe verbinden muß, sonst kann sie keine erfüllte Sexualität leben, wohingegen der Mann dies nicht braucht. In einer Fernsehsendung über Machos wurde mal die These aufgestellt, Männer geben Liebe, um Sex zu bekommen, und Frauen geben Sex, um Liebe zu bekommen. Also Endziel für den Mann ist der Sex und für die Frau die Liebe. Vielleicht ist es immer noch so, daß tendenziell mehr Männer so leben als Frauen. Aber je mehr Frauen es sich zugestehen, von dieser Sozialisation wegzukommen - also ich glaube, daß sie gar nicht ahnen, was an Potential in ihnen stecken kann, wenn sie es zulassen.
     
    Klischee Nr. 39:
    Frauen konsumieren keinen Sex.
     
    Vergleicht man die Möglichkeiten sexueller Selbstverwirklichung, die Männern und Frauen außerhalb fester Bindungen offenstehen, so braucht man kein Diplom, um festzustellen: Von einer erotischen Angebotsvielfalt umgeben, tendieren Männer dazu, die autonomen Seiten ihrer Sexualität bewußter und gezielter zu kultivieren als Frauen. Doch seit das sexuelle Konsumdenken um sich greift, werfen emanzipatorische Egalitätsansprüche neue Fragen auf: Wollen, können, dürfen Frauen sexuell konsumieren? Ist Konsum gleichbedeutend mit sexueller Ausbeutung? Ist Sex ohne emotionalen Mehrwert überhaupt erotisch erfüllend? Sämtliche Pos, Waschbrettbäuche und Muskelpakete der Chippendales und American Dream Men können nicht darüber hinwegtäuschen, daß Frauen als Konsumentinnen kommerzialisierter Sexualität so gut wie nicht existieren. Zwar umgarnt die Werbung ihre weiblichen Zielgruppen mit einem pseudoegalitären Lifestyle -Darwinismus, der bindungswilligen Männern dieselbe körperliche und kosmetische Mühsal abverlangt wie Frauen. Diese Philosophie des geteilten Leids ist ungefähr so logisch, wie Männer dazu bringen zu wollen, zu menstruieren. Mit den Auftritten männlicher Stripper verhält es sich ganz ähnlich. Im Grunde sind sie eine domestizierte Variante der Strip-und Tabledance-Shows für Männer, die sich bei solchen Veranstaltungen Appetit auf unpersönlichen Sex holen, dem meist an Ort und Stelle abgeholfen wird. Frauen hingegen begnügen sich mit ein paar scheuen Berührungen, einem braven Applaus und der Illusion, es den Männern mal gleichgetan zu haben.
    Seit wissenschaftlich verbürgt ist, daß Frauen über das gleiche Potential sexuellen Vergnügens verfügen wie Männer,

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