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Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Titel: Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Domentat
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Konsumverhaltens abenteuerlustiger Ehemänner aus der näheren Umgebung abhingen, könnten viele Anbieter ihre Läden gleich dichtmachen. Ihre profitabelsten Momente erlebte die -Sexarbeit stets durch künstliche Mangelsituationen in einer mobilen, globalisierten Welt. Bordellanhäufungen im Umfeld reiner Männerbiotope machen deutlich, daß die Prostitution über die Dimension individueller Bedürfnisse hinaus fest in die Männerwelten des Militärs und der Wirtschaft eingebunden ist. Beispiel Militär: Die Epizentren des südostasiatischen Sextourismus verdanken ihre Entstehung dem Vietnamkrieg, als rund um amerikanische Militärbasen in Südostasien Nachtclubs und Bordelle aus dem Boden schössen und - nach dem Abzug der GIs - Sextouristen mit Ersatzpartnerinnen versorgten.
    Prostitutionsbesuche oder Gefälligkeitssex mit einheimischen Frauen gehören zum weltweiten und oft totgeschwiegenen Alltag der Militärbasen. Doch die Symbiose von Prostitution und Militär ist nicht notwendigerweise kriegsbedingt. In Mozambique löste die Stationierung von UN-Friedenstruppen ab 1993 einen regelrechten Prostitutionsboom aus, ein paar Jahre später spielten sich dieselben Mechanismen rund um die KFOR-Kasernen in Mazedonien ab.
    Beispiel Arbeitsmigranten: Selbst im puritanischen Nordamerika haben sich berufsbedingte Männerüberschüsse mit hoher Mobilität als Nährboden für florierende Prostitutionsszenen historisch bewährt. So entwickelte sich
    San Francisco Ende des 19. Jahrhunderts durch einen konstanten Zustrom chinesischer Migranten zu einer Metropole des käuflichen Sex. Daß Nevada bis dato der einzige US-Bundesstaat mit lizensierten Bordellen ist, geht auf die Tradition des Wilden Westens zurück. Da die berufliche Instabilität der Goldschürfer und Cowboys nicht zuließ, Ehefrauen und Familien nachzuholen, wurden Prostituierte zu Ersatzpartnerinnen. Weltweit profitieren auch heutige Generationen von Sexarbeiterinnen von der Einsamkeit und dem Mangel an sozialer Kontrolle, die das Leben reisender Geschäftsmänner, Seeleute, LKW-Fahrer und anderer mobiler Berufsgruppen ausmachen, und stellen sich auf die speziellen Lebensweisen dieser Klientel ein. In Hafenstädten gehen Huren während der kurzen Verweildauer der Handelsfrachter schon mal an Bord ihren Jobs nach. Kolleginnen halten sich in Wohnmobilen rund um LKW-Raststätten für Kundschaft bereit. In Hotelzimmern bahnt sich der Cashflow seinen Weg aus den Geldbörsen der Geschäftsmänner in die Handtaschen der Frauen, die sie stunden-oder nächteweise betreuen.
     
    Beispiel Geschäftswelt: Die auf eine Business-Klientel abonnierte Escort-und Luxusprostitution profitiert von McSex-Kunden, die für Erotik lieber einen Abend im Terminkalender blockieren, als eine Partnerin zu suchen, von Karrieristen, die sich für berufliche Höhenflüge belohnen und/oder von Alltagszwängen entspannen möchten, von Vielfliegern, die wie die Matrosen früherer Tage fernab der Heimat sexuelle Abenteuer suchen. »Affären und Bordellbesuche verlege ich grundsätzlich ins Ausland«, so ein verheirateter französischer Börsenanalyst, der ein-bis zweimal wöchentlich Kunden in ganz Europa besucht. »Es kommt vor, daß die privaten vor den geschäftlichen Terminen vereinbart werden. Wenn ich meinen Kunden zu diesem Zeitpunkt keine guten Finanzempfehlungen geben kann, konstruiere ich einen Grund, weshalb wir uns unbedingt treffen sollten.« Ob und wie sich diese Prioritäten auf Kooperationen und Umsätze der betroffenen Unternehmen auswirken, entzieht sich dem empirischen Zugriff. Betrachtet man jedoch die internationalen Wanderungsbewegungen und den weltweiten Austausch von Sex gegen Ressourcen, dann erscheint die Prostitution wie der Schatten des militärischindustriellen Komplexes mit seinen Männerüberschüssen, männlichen Machteliten und seinen Globalisierungs-entwicklungen.
    Selbst ohne den Mobilitätsfaktor existieren zahlreiche Schnittstellen zwischen den so separat erscheinenden Welten der Wirtschaft und der Prostitution. »Beruf«, so wie ihn der Brockhaus definiert, ist »die Tätigkeit (Erwerbstätigkeit) des Einzelnen, die auf dem Zusammenwirken von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten beruht und durch die er sich in die Volkswirtschaft eingliedert.«125 In die Volkswirtschaft eingliedert? So gesehen, ist die Sexarbeit ein Paradebeispiel für einen Beruf! Weltweit setzen Unternehmen Prostitutionsbesuche gezielt ein, um das Betriebsklima zu verbessern,

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