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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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eine Schwester um ihn. Sie rief einen Assistenzarzt hinzu. Eine Flut von Aktivitäten, Anweisungen, die Lily nicht verstand, dann nahmen sie William mit.
    Lily sank auf einen Stuhl, fertig mit der Welt und mit den Nerven.
    William hatte ein Zimmer auf der Privatstation bekommen– da ließ sich Weston’s bestimmt nicht lumpen. Die Wände waren in einem beruhigenden Blauton gestrichen, der Boden mit blassblauem Linoleum ausgelegt, die Bettwäsche zartblau. Er lag in dem Krankenhausbett, das Kopfteil hochgestellt, die Verletzungen in seinem Gesicht gesäubert und frisch verbunden, in einem Arm steckte ein Tropf. Durch die weißen, halb heruntergelassenen Jalousien hatte er eine phänomenale Aussicht auf die Altstadt.
    » Hallo«, sagte sie weich. Sie trat an das Bett und fasste seine Hand. Sie war warm, und seine Wangen hatten wieder etwas Farbe angenommen. Ihr Blick glitt zu seinen schwarzen Haaren, die sich wild zerwühlt auf dem Kissen fächerten. » Du siehst schon viel besser aus.«
    » Ja. Ich fühle mich auch besser. Ich hab viel geschlafen. Im Übrigen haben die Ärzte eine leichte Gehirnerschütterung bei mir diagnostiziert.
    Einen Herzschlag lang verschmolzen ihre Blicke.
    » Du siehst bezaubernd aus– wie die Leda auf dem Gemälde von da Vinci.«
    Sie staunte ihn mit aufgerissenem Mund an. » Du hast eine Gehirnerschütterung, stimmt’s? Da ist geistige Verwirrung eines der Hauptsymptome.«
    » Um sie herum sind lauter kleine Küken, die aus den Eiern schlüpfen.«
    Lily bedachte ihn mit einem skeptischen Blick und pflanzte sich auf den Besucherstuhl, der neben seinem Bett stand. » Ich hab uns in einem Hotel in der Altstadt untergebracht. Und erst mal ausgiebig geduscht und geschlafen. Und ich hab dir Zeichenblock und Stifte mitgebracht.«
    Sie legte beides neben ihn auf das Bett.
    » Du siehst bezaubernd aus«, murmelte er abermals.
    » William, ich finde, du solltest dich öfter k. o. schlagen lassen. Wir könnten bestimmt eine Traumbeziehung haben, wenn man dir jeden Morgen eine Pistole über den Schädel ziehen würde.«
    » Es tut mir wahnsinnig leid, was da passiert ist, Lily. Es muss eine grässliche Erfahrung für dich gewesen sein, aber es ist bald vorbei.« Sein Blick schweifte erneut zum Fenster. » Eigentlich schade.«
    » Wieso?«, hakte sie nach. Sie erkannte diesen neuen, einfühlsamen William kaum wieder.
    » Morgen werden wir uns Robbie krallen«, erwiderte er. » Blöderweise hab ich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte.«
    » Du bist nicht fit genug, um ihn zu stellen.«
    » Doch, ich muss. Wir fahren, daran gibt es nichts zu rütteln.«
    Es klopfte, die Tür wurde aufgedrückt, und eine untersetzte Frau schob sich mütterlich lächelnd in das Krankenzimmer. Sie trug ein Tablett mit Essen und nickte aufmunternd, als wollte sie damit andeuten, dass es sich um ein Gourmetmenü handelte. Sie stellte es auf den Tisch und ging wieder. Lily rollte das Tischchen zu William, und er setzte sich aufrecht hin.
    Sie hob die Warmhaltehaube von dem Teller. Das Essen sah wirklich lecker aus: toskanische Bohnensuppe, Spinatauflauf, knusprig frisches Weißbrot, ein Apfel und ein kleiner Riegel Bitterschokolade. Viel besser als das, was sie in der Trattoria im Touristenviertel von Lucca vorgesetzt bekommen hatte– überteuerte, matschig gekochte Pasta mit irgendeiner obskuren roten Sauce, Brot und Wasser wurden extra berechnet.
    » Hast du schon was gegessen?«, fragte er.
    » Ja, klar. Allerdings war es bei Weitem nicht so gut wie das hier.«
    William nahm ihre Hand und betrachtete sie.
    » Du bist eine verflucht zupackende Frau, Lily. Du trickst pistolenschwingende Mafiosi aus, findest Krankenhäuser…«
    » Na na, mach mal halblang«, versetzte sie und reichte ihm den Löffel. » Ohne das Navi wäre ich komplett aufgeschmissen gewesen. Und wir würden wahrscheinlich noch immer durch Lucca kurven, ich hysterisch lamentierend und du kurz vor dem Exitus.«
    » Unsinn, ich bin wieder okay. War alles halb so wild.«
    Lily schnaubte. » Bewusstlos mit Gehirnerschütterung? Das nennst du halb so wild? Ich werde dich weiterhin beobachten müssen, das ist mir klar. Und jetzt iss mal was.«
    Er schob sich einen Löffel Suppe in den Mund, dann legte er den Löffel weg. » Ich hab nicht viel Hunger. Iss du lieber.«
    Lily schnappte sich stirnrunzelnd den Löffel. » Du isst jetzt brav deine Suppe.«
    Sie füllte kurzerhand den Löffel, schob ihm diesen in den Mund und grinste zufrieden, als er

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