Lass es endlich Liebe sein
angelehnte Tür Stimmen nach draußen ins große Foyer, sodass Sarah unweigerlich mitbekam, was drinnen besprochen wurde.
„Ronald“, sagte Kathleen Richards gerade streng, „du musst unbedingt mit Rafe sprechen und ihm die Wahrheit sagen, bevor es zu spät ist.“
Sarah verharrte, obwohl sie es eigentlich hasste, zu lauschen. Da jedoch Rafes Name gefallen war, brachte sie es einfach nicht über das Herz, die Tür aufzustoßen und somit das Gespräch zu beenden. Jetzt wollte sie wissen, was genau Rafe erfahren sollte.
„Du hast ja recht, Kathleen“, bestätigte Ronald Worth mit müder Stimme. „Aber ich habe bisher einfach nicht den Mut dazu gefunden.“
Neben einer kostbaren Figur auf einem Podest presste Sarah sich mit dem Rücken an die Wand.
„Also“, fuhr ihre Großmutter fort, „er ist jetzt schon seit fünf Monaten wieder in der Stadt, mein Freund. Ich finde, du hast lange genug auf den perfekten Moment für ein Gespräch gewartet.“
„Er ist nicht der Einzige, den die Wahrheit betrifft. Ich muss mir Gedanken darüber machen, wie ich es den anderen beibringe.“
„Sie haben auch ein Recht darauf, es zu erfahren.“
Plötzlich waren von der oberen Etage Schritte zu hören, die sich der Treppe näherten. Erschreckt zuckte Sarah zusammen und sah nach oben. Ein Dienstmädchen war damit beschäftigt, die Rahmen der Gemälde an der Wand abzustauben. Hastig trat Sarah aus ihrem Versteck hervor und klopfte an die Tür der Bibliothek.
Doch die leichte Berührung genügte bereits, um die Tür aufschwingen zu lassen, und Sarah sah, wie ihre Großmutter und Ronald Worth sich gegenüberstanden. Worth rieb sich gerade nachdenklich die Nase.
Sarah räusperte sich vernehmlich und betrat den Raum. „Hallo?“
Erschreckt sahen die beiden zu ihr. Kat hielt ihre Handtasche umklammert, und auf Ronalds Gesicht zeigten sich tiefe Sorgenfalten.
„Grandma?“ Zögernd ging Sarah weiter in den Raum hinein. „Können wir jetzt fahren? Wir haben noch eine Verabredung im Tennis Club wegen deiner Feier.“
„Natürlich, meine Liebe“, erwiderte ihre Großmutter.
„Mr Worth“, grüßte Sarah und nickte ihm leicht zu. In der Gegenwart dieses Mannes fühlte sie sich nie ganz wohl. Vielleicht lag es daran, dass Rafe so schlecht von ihm dachte. Allerdings empfand sie auch ein wenig Mitgefühl für Worth, der alles verloren hatte – seine Frau, seine Firma. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
„Den ich im erzwungenen Ruhestand verbringe?“ Er schnaubte verächtlich. „Ich kann nichts weiter tun, als auf der faulen Haut zu liegen.“
„Wann hörst du endlich auf, ein Workaholic zu sein? Verbring lieber Zeit mit deinen Kindern“, schlug Kat ihm kopfschüttelnd vor, während sie Sarah am Arm fasste und mit ihr zur Tür ging. „Die Zeit mit der Familie ist unbezahlbar.“
Unwillkürlich zuckte Sarah zusammen, als sie an die vergeblichen Versuche denken musste, Kat zur Urgroßmutter zu machen. Obwohl sie ihre Trauer meistens gut im Griff hatte, gab es Momente, an denen Schmerz und Bedauern sie wieder überkamen. Sie musste endlich ihr Leben in die Hand nehmen. Und falls sie dabei verletzt wurde? Im Moment jedenfalls konnte sie sich nichts vorstellen, was schlimmer war als das, was sie bereits durchgemacht hatte.
War sie wirklich bereit, sich wieder mit einem Mann zu treffen? Vor allem dann, wenn dieser Mann Rafe Cameron war?
5. KAPITEL
Am nächsten Tag hätte sie Rafe am liebsten auf den Mond geschossen. Nachdem er sie um eine Verabredung gebeten und darauf bestanden hatte, den Rest der Woche mit ihr zu verbringen, hatte er wieder begonnen, sie zu ignorieren. Noch nicht einmal angerufen hatte er in der Zwischenzeit.
In der Hoffnung auf ein paar Tipps, wie sie am besten mit ihm umgehen sollte, hatte Sarah sich zum Lunch mit ihrer besten Freundin verabredet. Margaret Tanner saß ihr an dem kleinen Tisch im Kaffeegarten des Bistros am Meer gegenüber. Das schöne Wetter lud zum Draußensitzen ein, um unter Sonnenschirmen die kühle Meeresbrise zu genießen.
Sarah stocherte in der Petersilie herum, die neben ihrem Geflügelsalatcroissant lag, das sie bisher kaum angerührt hatte. Dafür trank sie allerdings schon einen zweiten Becher Kaffee, weil sie sich so erschöpft fühlte.
Margaret schob ihren Teller mit dem gegrillten Sandwich beiseite. „Was hast du denn? Und behaupte bloß nicht, es wäre nichts“, fügte sie rasch hinzu. „Die anderen kannst du ja mit diesem strahlenden Lächeln
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