Lass es endlich Liebe sein
täuschen, mich aber nicht. Dafür kenne ich dich zu gut.“
„Was hat mich denn verraten?“, wollte Sarah wissen.
„Du kannst kaum still sitzen. Du hast das Besteck mindestens dreimal zurechtgerückt. Und du hast fünf- oder sechsmal auf dein Handy geschaut.“
Sarah verharrte mitten in der Bewegung, die Hand nach dem Mobiltelefon ausgestreckt, das neben dem Pfefferstreuer lag. „Oh, das ist mir gar nicht aufgefallen.“
„Du hast immer noch nicht meine Frage beantwortet“, entgegnete Margaret, die wesentlich selbstbewusster geworden war, seitdem sie für William Tanner arbeitete.
Verschwörerisch beugte Sarah sich nach vorn. „Rafe ist in der Stadt“, flüsterte sie und widerstand der Versuchung, erneut auf ihr Handy schauen zu wollen, das seit dem Abend ihres Kusses beharrlich geschwiegen hatte.
„Ja, das ist mir schon vor fünf Monaten aufgefallen.“
„Ich will damit sagen, dass er zurück in meinem Leben ist.“ Mit den Fingerspitzen berührte sie das Telefon. „Glaube ich zumindest.“
„Also habt ihr endlich beschlossen, euch nicht länger aus dem Weg zu gehen“, sagte Margaret lächelnd.
„Na, es ist ihm sicher schwergefallen, nachdem ich ihm eine Kanne Eistee auf den Schoß geschüttet habe.“
„Was hast du gemacht?“, stieß Margaret hervor, bevor sie zu lachen begann. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte und Sarah weitersprechen konnte.
„Ich will gar nicht so weit gehen und behaupten, dass wir wieder zusammen sind. Jedenfalls nicht in nächster Zukunft. Aber wir reden und versuchen es besser zu machen als vor vierzehn Jahren.“
„Hallo? Willst du mir wirklich weismachen, dass der Funke erloschen ist?“, meinte ihre Freundin überrascht. „Oh, mein Gott. Du wirst ja rot! Heißt das etwa, dass ihr wieder miteinander schlaft?“
„Wieder?“, fragte Sarah verbittert. „Warum denken alle bloß, dass wir damals miteinander geschlafen haben? Auch, wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst, aber wir hatten keinen Sex. Wir wollten warten, bis wir verheiratet sind.“
„Okay, okay, habe schon verstanden.“ Abwehrend hob Margaret die Hände.
„Und wir schlafen auch jetzt nicht miteinander“, ergänzte Sarah, die sich wirklich einen Rat von ihrer Freundin erhoffte und deswegen mit offenen Karten spielen wollte.
„Aber irgendwas ist doch passiert?“
„Wir haben uns geküsst.“ Die Untertreibung des Jahres. „Und dabei hat es definitiv gefunkt.“ Gewaltige Untertreibung. „Aber wir haben keine gemeinsame Zukunft. Schon vor vierzehn Jahren hatten wir unterschiedliche Ansichten vom Leben – das ist in der Zwischenzeit bestimmt nicht besser geworden.“
„Und was macht man mit einem Mann, von dem man ganz genau weiß, dass er nicht zu einem passt? Man knutscht wild mit ihm herum“, meinte Margaret und biss lächelnd in ihr Sandwich.
„Hey, ich dachte, du bist auf meiner Seite.“
„Das bin ich doch auch.“ Margaret wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. „Ich spreche doch nur aus, was jeder andere denkt. Du bist noch lange nicht über Rafe hinweg.“
„Und was, wenn es für mich nur um Sex geht?“, fragte Sarah. „Vielleicht fühle ich mich nur so stark zu ihm hingezogen, weil ich nach Quentins Tod keinen Sex mehr hatte?“
Beinahe hätte Margaret sich an dem Mineralwasser verschluckt, das sie gerade trank. „Wie bitte? In all den Jahren hat es niemanden gegeben?“
„Allmählich bin ich es leid, dass du mich für einen Freak hältst, nur weil ich nicht gleich mit jedem Kerl ins Bett gehe.“
„Siehst du.“ Margaret stellte ihr Glas beiseite. „Für dich hat es außer deinem Mann niemanden gegeben. Seit seinem Tod hast du mit keinem mehr geschlafen, auch wenn es bestimmt frustrierend für dich gewesen ist. Jetzt denkst du aber an Sex mit Rafe. Was sagt uns das?“
Das, was sie am meisten fürchtete. Einst war sie so sehr in ihn verliebt und anschließend am Boden zerstört gewesen, als er sie verlassen hatte. Als Quentin Jahre darauf bei dem Unfall ums Leben gekommen war, hatte es ihr wieder das Herz gebrochen. Einen weiteren Schicksalsschlag würde sie nicht ertragen. Wenn sie doch nur wüsste, dass ihr das mit Rafe nicht passieren würde … „Er hat mich heute Abend ins Jacques’ eingeladen.“
Entschlossenheit blitzte in Margarets Augen auf, und sie warf zwei Zwanziger auf den Tisch, bevor sie aufstand und ihre Freundin an die Hand nahm. „Dann brauchst du etwas Großartiges zum Anziehen. Komm,
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