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Lass Es Gut Sein

Titel: Lass Es Gut Sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Leben führen können. Gewähre in deiner Barmherzigkeit Frieden unter den Völkern. Bewahre uns vor Aufstand und Blutvergießen und gib, dass wir einträchtig beieinander wohnen.« Zu solchen Sätzen kann ich mein Amen aus vollem Herzen sagen.
    Denn: Die Kirche versäumt eine ihrer zentralen Aufgaben, wenn sie sich mit dem innerkirchlichen und interkonfessionellen Streit verbraucht, statt selber zu einer
Kirche des Friedens
zu werden, die zwischen den Zerstrittenen vermittelt und mithilft, die Methoden zu entwickeln, die zu einem dauerhaften Frieden führen.
    Die Kirchen in der DDR hatten versucht, die Konsequenzen aus einer gewalt- und kriegsrechtfertigenden Geschichte der Kirche zu ziehen, indem sie z. B.
der Entfeindung
und
der Abrüstung
zugleich das Wort redeten und mahnten, Vertrauen gegen das zerstörerische Misstrauen zu wagen, gerade gegenüber denen, die uns feind sind. Zur Ökumenischen Versammlung in Dresden haben wir am 30. April 1989 in ökumenischer Gemeinschaft mit evangelischen, katholischen und freikirchlichen Kirchenvertretern sowie den Gruppen zwei biblische Zentralbegriffe konkret durchbuchstabiert:
Schalom
und
Umkehr
. Umkehr brauchen wir als Einzelne und als (Welt-)Gesellschaft angesichts der Weltungerechtigkeit, des Weltunfriedens und der Schöpfungszerstörung in den Schalom. Schalom als eine Gabe, eine Aufgabe und eine Verheißung Gottes an die Welt. Friede fand nach unserer Auffassung seine politische Gestalt in einem kooperativen Verständnis von Frieden: Statt weiter der jahrhundertelang dominanten Idee des Sieg-Friedens zu folgen, eine Konzeption »Gemeinsamer Sicherheit« zu entwickeln. Was bedeutet es,
Kirche des Friedens
zu werden, fragten wir und antworteten:
die Last der Geschichte und Schuld bekennen
den Platz im eigenen Land annehmen
im ökumenischen Horizont denken und handeln
ein gemeinsam verbindliches Zeugnis ablegen. 
    |154| Die
Ökumenische Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung
hat in ihren drei Sessionen (1988–1989) einen wesentlichen Anteil daran, dass es zu einem friedlichen Umbruch in der DDR kam. Christen sind in den Jahren der Ost-West-Trennung Scharniere zwischen den Menschen geworden, aber auch Türöffner im politischen Bereich. Besonders die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) befruchtete den KSZE-Prozess.
    Eine
Ökumene des Friedens
hat sich vielleicht erstmalig im gemeinsamen Widerstand gegen den Irakkrieg ergeben. Ich habe auf der großen Friedensdemonstration in Berlin am 15. Februar 2003 als Vermittlungskandidat der östlichen und westlichen, der katholischen und evangelischen Friedensgruppen geredet und versucht zu bündeln, was an gemeinsamem christlichem Engagement gegen eine präventive amerikanische Kriegsstrategie entstanden war. Ich sah geradezu eine
Ökumene des Friedens
, die über die einzelnen Kirchen, Religionen, Weltanschauungen weit hinausreichte. Die entscheidende Erkenntnis war, dass es nicht mehr darum gehen kann zu fragen, welcher Krieg »gerecht« sei, sondern entschlossen Schritte auf einen »gerechten Frieden« hin zu suchen und zu gehen. Hier waren sich Christen in aller Welt fast aller Konfessionen einig: Krieg ist keine Lösung. Ursachenbekämpfung soll die Langzeitstrategie bleiben – das soziale Elend und die Demütigungen bilden Nährboden für Terrorismus. Die UNO als internationales Friedensinstrument muss gestärkt und weiterentwickelt werden. Dialog muss möglich gemacht werden. Gerade der Bischof von Rom fand bestechend klare Worte: »Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit«.
    Die Logik des Friedens
    Wie wird Friede? – Das ist heute in vielen Regionen der Welt eine verzweifelte Frage.
    Die
militärische Logik
zur Beantwortung dieser Frage ist die Logik des Sieges über Menschen, die man verallgemeinernd |155| Feinde nennt und deren effizientes Töten sodann zum höchsten Ziel wird. Militärische Logik ist die Logik des Todes, die Logik des Tötens und die Logik des Sieges über andere.
    Natürlich gibt es Beispiele, wo nur noch militärischer Einsatz vor verbrecherischen Banden schützen kann und sollte wie in Ruanda 1994 oder Darfur seit 2003. Hier war, hier ist der Schutz durch die internationale Gemeinschaft unabdingbar. Es gibt Feinde, mit denen keine Einigung möglich ist und die nur durch gemeinsame Anstrengung oder gar durch Kampf der Völkergemeinschaft bezwungen werden können. Dies gilt für Terroristen wie Bin Laden. Auch Hitler-Deutschland ließ sich nicht mit

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