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Lass Es Gut Sein

Titel: Lass Es Gut Sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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unterliegen.«
     
    Bert Brecht hat 1938 in seinem Gedicht »An die Nachgeborenen« geschrieben, dass er wohl auch gerne weise wäre und Böses mit Gutem vergelten wolle und dass er auch wisse, dass Hass auf die Niedrigkeit die Züge verzerre. Und er, der den Boden bereiten wollte für Freundlichkeit, konnte selber nicht freundlich sein. Und dieses Nicht-Freundlichsein-Können empfindet er als Bruch, ja auch als Schuld. Also ist vor allem anderen etwas dafür zu tun, dass der Boden bereitet wird für Freundlichkeit. Dazu braucht es Mut, viel Mut, auch gegenüber sich selbst und seinen Freunden. Das haben die großen »Liebesprediger« Jesus, Gandhi, King besonders drastisch erfahren müssen. Sie kannten |149| nur zu gut die Realität von Feindschaft und Hass und wollten die Läuterung des Feindes durch die eigene Läuterung.
    Der Macht der Gewaltlosigkeit trauen. Gewalt gegen Gewalt ist nie eine Lösung, sondern nur Ausdruck eines Scheiterns wirklicher Lösungen. »Es gibt keinen Weg zum Frieden. Frieden ist der Weg« – sagte Gandhi. Das könnte Jesus gesagt haben.
Jedenfalls
ist es dir gesagt. Wer Frieden
machen
will, muss selber friedfertig
sein
, wenn er Durchhaltekraft und Glaubwürdigkeit behalten will. Deshalb einige Merksätze für
Menschen des Friedens
zum täglichen Gebrauch:
Friede beginnt in dir, mit dir, zwischen dir und den anderen: deinen Feinden
und
deinen Freunden.
Mit all deinem Tun und Unterlassen versuche so zu leben, dass auch andere Menschen würdig leben können. Neben dir, fern von dir, nach dir.
Suche Menschen, die du verstehst und von denen du verstanden wirst. Dort findest du Heimat.
Suche Kontakt zu denen, die dir fremd oder feind sind. Vermeide alle Abwertungen und lerne alle achten, weil du doch weißt, dass die Würde des Menschen unantastbar sein muss – dir und allen zugute.
Wo du selber deine Angst überwindest, musst du anderen keine Angst mehr machen.
Inmitten der Gewalt-Welt suche beharrlich kluge Alternativen zum Gegenschlag. Dazu brauchst du viel Mut, der dir zuwächst, wo du dich traust und wirklich etwas wagst.
In dir selbst wirst du Spannungen, Konflikte, Widersprüche spüren. Sieh zu, dass du sie nicht auf andere überträgst. Trainiere deshalb die
Tapferkeit vor dem Freund
, die Courage im zivilen Leben – mit dem Wagnis, auch allein zu stehen.
Wenn du aufrecht lebst und vor dir selbst bestehen kannst, deine Niederlangen und deine Schuld einzugestehen lernst, wirst du dich stark fühlen und deinen Weg aufrecht gehen – voll Vertrauen, ohne Hochmut.
Deine Fähigkeiten und Kräfte setze für eine Gesellschaft ein, in der der Mensch dem Menschen ein Helfer wird.
|150| Je friedfertiger du bist, desto besser gelingt es dir, Frieden zu stiften. Der kleine Frieden ist auf den großen aus, und der große Frieden braucht den kleinen. Der Friede braucht dich.
Lass dich – mitten in der Welt zerstörerischer Überlegenheitslogiken und alltäglich zermürbender Konkurrenzen – zur Vernunft des Friedens bringen.
    Also: Alles für Prävention tun! Im
Inneren
Abgründe ausloten und sich nicht in sie stürzen, zur Reife kommen und alles uns Mögliche dafür tun, dass die Gewalt uns nicht in die Hassspirale reißt. Wenn uns das Unglück erst ereilt, sind wir schnell verloren. Wenn der Feind oder Gegner aber spürt, dass er nicht abgewertet oder gehasst wird, werden ihm seine Würde und sein Selbstbewusstsein zurückgegeben, und er definiert sich nicht mehr über Feindschaft, sondern über Interesse und Konkurrenz, die den je anderen leben lässt.
    Das bedeutet global: Es geht um eine internationale Rechtsprechung, darum, dass alle Völker zusammenkommen und sich auf Friedfertigkeit einigen,
gemeinsame
Sicherheit auf der
einen
Welt suchen. Das Recht soll stark sein, nicht der Stärkere soll sich das Recht nehmen.
    Auch für jeden persönlich muss die Devise »gemeinsame Sicherheit« lauten, wenn wirklich Friede sein soll. Der Prophet Jesaja hat mit bitteren Worten beklagt, wie häufig die Führer der Völker verblendet sind und wie oft Völker sich verblenden lassen. Aber: Es ist Wandel, es ist Einsicht möglich. Sie beginnt bei jedem, und sie betrifft jeden. Wir alle können Zeichen des Friedens setzen.
    Zeichen setzen 1 : Umschmieden und umdenken
    Im September 1983 wurde in Wittenberg auf dem Lutherhof unter dem Jubel vieler hundert junger Menschen ein Schwert zu einer Pflugschar umgeschmiedet. Dazu wurde geklatscht, gesungen, gebetet. Man hielt den Atem an. Ein
Zeichen
war verboten

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