Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
willst, denn ich habe mir die Freiheit genommen, sie durch Higgins bitten zu lassen, an unserer Unterhaltung teilzu...« Ein Klopfen ließ sie innehalten. »Da ist sie schon.«
»Ich bitte dich!« explodierte er. »So etwas kann man doch nicht übers Knie brechen. Da unten sitzen drei Männer, die gekommen sind, um bei mir um sie anzuhalten.«
Sie löste dieses Problem mit einem herrischen Fingerschnippen. »Ich werde Higgins bitten, sie fortzuschicken.« Und bevor Anthony noch etwas sagen konnte, öffnete sie die Tür, ließ Alexandra ein, und verblüfft wurde Tony Zeuge einer weiteren Veränderung im Benehmen seiner Großmutter. »Alexandra«, sagte sie fest, aber nicht ohne Zuneigung, »dein Verhalten hat uns Anlaß zu großer Sorge gegeben. Mir ist bewußt, daß du mich nicht aufregen willst, weil ich schließlich keine junge Frau mehr bin...«
»Ihnen Sorgen gemacht, Ma’am?« wiederholte Alexandra beunruhigt. »Mein Verhalten? Was habe ich denn getan?«
»Das werde ich dir sagen«, erwiderte die Herzogin und setzte zu einem längeren Vortrag an, der einzig darauf abzielte, Alexandra zu verunsichern, zu verängstigen und dazu zu bewegen, sich in dem Moment in Anthonys Arme zu stürzen, in dem die Herzogin die Tür hinter sich schloß. »Das grauenvolle Dilemma, in dem wir uns alle befinden, ist zwar nicht ausschließlich deine Schuld«, begann sie, dann wurden ihre Worte immer schneller. »Es bleibt jedoch eine Tatsache, daß, hätte Anthony nicht gerade noch rechtzeitig von deinem Ausflug mit Sir Marbly nach Cadbury erfahren, du dich auf Wilton wiedergefunden hättest — über die Maßen kompromittiert und gezwungen, diesen Lumpen zu heiraten. Dieses Flattern von Verehrer zu Verehrer muß unverzüglich ein Ende finden. Jedermann ist davon überzeugt, daß du dich blendend amüsierst, aber ich weiß es besser! Du verhältst dich lediglich wegen Jordan so wild und unberechenbar: Um ihm zu beweisen, daß du es ihm gleichtun kannst, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nun, das kannst du nicht, meine Liebe! Deine kleinen Tändeleien sind nichts im Verreich zu dem, was Gentlemen anstellen — besonders Gentlemen wie Jordan! Und darüber hinaus«, schloß sie mit einer Betonung, als enthülle sie eine dramatische Neuigkeit, »ist Jordan tot!«
»Das weiß ich«, erwiderte Alexandra verwirrt.
»Ausgezeichnet, dann gibt es keinen Grund für dich, dich weiterhin so zu verhalten, wie du es getan hast.« Mit einer seltenen Geste der Zärtlichkeit strich sie Alexandra über die Wange. »Lenke ein, bevor du deiner Würde, deinem Ruf und auch der Familie nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügst. Du mußt heiraten, meine Liebe. Und ich, der dein Schicksal wirklich sehr am Herzen liegt, wünsche mir, daß du Anthony heiratest - wie Anthony übrigens auch.«
Die Herzoginwitwe löste ihre Hand von Alexandras Wange und feuerte den Rest ihrer Munition ab: »Du brauchst eine Aufgabe, die dich beschäftigt, Kind, nicht nur Vergnügungen. Ein Ehemann und Kinder sind dafür wie geschaffen. Du hast nach der Musik getanzt, aber ich fürchte, jetzt ist es Zeit, die Musiker zu bezahlen. Roben für eine Saison in London kosten ein Vermögen, und wir sind auch nicht aus Geld gemacht. Jetzt lasse ich dich mit Anthony allein, damit ihr die Angelegenheit besprechen könnt.« Mit einem gnädigen Lächeln für Alexandra und einem nachdrücklichen Blick für Tony schwebte sie hoheitsvoll auf die Tür zu. Dort drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Plant eine schöne große Hochzeit in der Kirche, aber selbstverständlich so schnell wie möglich.«
»Selbstverständlich«, wiederholte Tony trocken. Alexandra stand wie angewurzelt und brachte kein Wort über die Lippen.
Als sich die Tür hinter der Herzogin geschlossen hatte, griff Alexandra haltsuchend nach einer Stuhllehne und sah hilflos zu Anthony, der lächelnd die geschlos-sene Tür anstarrte. »Sie ist sogar noch rücksichtsloser, als ich angenommen hatte«, stellte er mit einer Mischung aus Bewunderung und Verärgerung fest. »Hawk war der einzige, den sie mit ihren Blicken nicht einschüchtern konnte. Mein Vater hatte eine Heidenangst vor ihr, Jordans auch. Und mein Großvater...«
»Tony«, unterbrach ihn Alexandra tief betroffen. »Was habe ich denn getan? Ich hatte doch keine Ahnung, daß ich der Familie schade. Warum hast du mir denn nicht gesagt, daß ich zuviel Geld für Kleider ausgebe?« Voller Scham machte sie sich bewußt, daß sie ein frivoles, kostspieliges,
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