Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
nutzloses Leben führte.
»Alexandra!« Sie wandte sich um und blickte in sein lächelndes Gesicht. »Du bist gerade das Opfer eines höchst raffinierten Erpressungsversuchs geworden. Meine Großmutter hat aber auch nichts ausgelassen.« Er streckte ihr aufmunternd die Hände entgegen. »An deinem Verhalten ist absolut nichts bedenklich, du treibst uns nicht in den Bankrott, und ich versichere dir, daß du dem Namen Townsende in keiner Weise Schaden zufügst.«
Aber so schnell ließ sich Alexandra nicht beruhigen. Vieles von dem, was die Herzogin gesagt hatte, war auch ihr schon durch den Kopf gegangen. Seit mehr als einem Jahr lebte sie bei Menschen, die sie wie ein Familienmitglied behandelten und ihr einen Lebensstandard ermöglichten, wie es einer Herzogin zukam - obwohl sie beides nicht war. Zunächst hatte sie ihr schlechtes Gewissen damit beruhigt, daß die Herzoginwitwe nach Jordans Tod Trost und Gesellschaft brauchte, aber in letzter Zeit war sie für die alte Lady Weder Trost noch Beistand gewesen, sondern ihren eigenen Vergnügungen nachgegangen. »Aber das, was sie über Marbly gesagt hat, stimmt, oder?«
»Ja.«
»Eigentlich macht Marbly nicht den Eindruck, so in mich verliebt zu sein wie einige der jüngeren Dandys. Ich kann mir nicht erklären, warum er versucht hat, mich zu verführen.«
»Dazu hat meine Großmutter eine sehr interessante Theorie. Sie hat mit kleinen Jungen und Spielzeug zu tun. Frage sie bei Gelegenheit doch einmal danach.«
»Sprich doch nicht in Rätseln mit mir«, bat sie ihn. »Sag mir lieber, wie es zu dieser Situation gekommen ist.«
Anthony schilderte ihr in kurzen Worten die Unterhaltung, die er gerade mit seiner Großmutter geführt hatte, und schloß mit einer Frage: »Gefällt dir die Londoner Saison denn nun wirklich so sehr?«
»Sie ist genauso, wie du sie mir geschildert hast. Aufregend, elegant... Auch die Leute sind so... elegant und aufregend. Nie zuvor habe ich so elegante Kutschen und Zweispänner gesehen, und...«
Tony lachte schallend auf. »Du lügst unglaublich schlecht.«
»Ich weiß«, gestand sie mit einem kläglichen Lächeln ein.
»Dann sollten wir uns besser an die Wahrheit halten, findest du nicht auch?«
Alexandra nickte. »Wie mir die Londoner Saison tatsächlich gefällt?« wiederholte sie nachdenklich und trat ans Fenster, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. »Nun, sie ist sehr amüsant, ständig gibt es Abwechslung und Zerstreuungen, aber mitunter kommt es mir so vor, als arbeite jedermann sehr hart an seiner Selbstdarstellung. Ich werde London vermissen, wenn ich nicht mehr hier bin, und mich zurücksehnen, aber irgend etwas fehlt. Ich glaube, ich sollte mir eine sinnvolle Tätigkeit suchen. Hier fühle ich mich unruhig und rastlos, obwohl ich nie zuvor so beschäftigt war. Drücke ich mich eigentlich verständlich aus?«
»Du drückst dich immer verständlich aus.«
Alexandra drehte sich um und sah ihm direkt in die Augen. »Alexander Pope sagte, Amüsement sei das Vergnügen von Menschen, die nicht denken können. Ich stimme damit nicht völlig überein, finde aber das Streben nach Vergnügungen um ihrer selbst willen recht unbefriedigend. Bist du diesen Kreislauf sinnloser Zerstreuungen denn noch nie leid geworden, Tony?«
»In diesem Jahr hatte ich kaum Zeit für Vergnügungen«, meinte er kopfschüttelnd. »Früher habe ich Jordan um das alles beneidet, um seine Häuser, seine Ländereien und seine anderen Beteiligungen. Aber jetzt, da sie mir gehören, kommen sie mir vor wie tonnenschwere Juwelen: zu wertvoll, um vernachlässigt zu werden, zu riesig, um ignoriert zu werden, und zu schwer zum tragen. Du machst dir keine Vorstellungen davon, wie vielfältig seine Investitionen sind und wieviel Zeit es mich kostet, jede ihrer Bedeutung entsprechend zu verwalten. Als Jordan im Alter von zwanzig Jahren den Titel erbte, war unser Besitz zwar beträchtlich, aber doch nicht riesig. Innerhalb von sieben Jahren hat er das Familienvermögen verzehnfacht. Jordan arbeitete wie der Teufel, hatte aber immer noch genügend Zeit für Zerstreuungen. Ich kann offenbar das richtige Gleichgewicht nicht finden.«
»Vernachlässigst du deshalb die Damen, die mich mit Fragen nach deinem nächsten Aufenthaltsort bestürmen, damit sie rechtzeitig dort auftauchen können?«
»Nein.« Tony lachte. »Ich vernachlässige sie aus dem gleichen Grund wie du deine Verehrer: Ich bin geschmeichelt, aber nicht interessiert.«
»Hast du denn in all den
Weitere Kostenlose Bücher