Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
dieser Saison bereits die Crème möglicher Heiratskandidaten kennengelernt. Und die, die du noch nicht kennst, sind auch nicht viel besser. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
Als Alexandra noch immer zögerte, schüttelte Tony sie sanft. »Hör auf zu träumen, Alexandra. So ist das Leben nun einmal. Du hast es selbst gesehen. Alles andere ist mehr oder weniger das gleiche, bevor man nicht eine eigene Familie hat.«
Eine Familie. Eine richtige Familie. Alexandra hatte nie eine richtige Familie gehabt mit Vater, Mutter, Geschwistern, Vettern, Basen, Tanten und Onkel. Natürlich würden ihre Kinder nur Tonys jüngeren Bruder als Onkel haben, aber dennoch...
Kinder... Die Vorstellung, ihr Kind in den Armen halten zu können, war eine große Verlockung, diesen gutaussehenden Mann zu heiraten. Von allen Männern, die sie in London kennengelernt hatte, schien Tony der einzige zu sein, der vom Leben ähnliche Vorstellungen hatte wie sie selbst.
Mit letzter Kraft stellte Jordan seinen ermatteten Freund auf die Beine, legte sich seinen Arm um die Schulter und schleppte George Morgan dann durch den seichten Bach. Am anderen Ufer hob Jordan erschöpft den Kopf und versuchte am Stand der Sonne die Uhrzeit zu bestimmen. Sie stand schon tief am Horizont, war seinem Blick durch Baumkronen verborgen. Er mußte die Uhrzeit wissen. Das war wichtig. Fünf Uhr nachmittags, entschied er.
Um fünf Uhr nachmittags hatte er erstmals die uniformierten Truppen gesehen, die sich vor ihm verstohlen durch den Wald bewegten. Englische Soldaten. Freiheit. Heimkehr.
Mit ein bißchen Glück könnte er in drei oder vier Wochen zu Hause sein.
Kapitel 18
Als Alexandra in einer Wolke aus eisblauem, mit Perlen, Diamanten und Zirkonen bestickten Satin die Treppe hinabschritt, blickte sie in ein Meer strahlender Gesichter.
Penrose öffnete ihr die Tür, wie er es Tausende Male zuvor in ihrem Leben getan hatte, aber heute, da sie das Haus verließ, um mit Tony in der riesigen Kathedrale getraut zu werden, lächelte er über das ganze Gesicht und verneigte sich tief aus der Hüfte heraus.
Filberts kurzsichtige Augen schwammen in Tränen, als sie ihn kurz umarmte. »Machen Sie keinen Unsinn«, flüsterte er ihr zu. »Und passen Sie auf, daß Sie sich Ihr Kleid nicht beschmutzen.« So hatte er sie schon immer ermahnt, und Alexandra spürte, daß auch ihr Tränen in die Augen stiegen.
Diese beiden alten Männer und Onkel Monty waren die einzige »Familie«, die sie in ganz England hatte, Ihre Mutter hatte das Haus in Morsham verkauft und befand sich auf einer ausgedehnten Reise, so daß sie an Alexandras Hochzeit nicht teilnehmen konnte. Mary Ellen und ihr Mann rechneten jede Stunde mit der Geburt ihres ersten Kindes, also verbot sich auch für sie eine Reise nach London. Aber wenigstens Onkel Monty war gekommen, um sie zum Altar zu geleiten. Und obwohl auch Melanie ein Kind bekommen würde, war ihre Schwangerschaft doch noch so unauffällig, daß sie als Alexandras Brautjungfer fungieren konnte. »Bist du bereit, mein Kind?« Onkel Monty strahlte und bot ihr den Arm.
»Achten Sie doch darauf, daß Sie nicht auf Alexandras Schleppe treten«, schalt die Herzoginwitwe und musterte ihn kritisch von den weißen Haaren bis zu den auf Hochglanz polierten Schuhen. In den letzten drei Tagen hatte sie ihn so gnadenlos über sein allgemeines Verhalten, seine Pflichten bei der Hochzeit und die Vorteile der Nüchternheit belehrt, daß er inzwischen völlig verängstigt war. Die verdächtige Rötung seiner Wangen entging ihr nicht. »Sir Montague«, erkundigte sie sich mit zornsprühenden Augen. »Haben Sie etwa dem Bordeaux zugesprochen?«
»Selbstverständlich nicht!« protestierte Onkel Monty verschreckt. »Kann Bordeaux nicht ausstehen. Kein Bouquet, kein Körper«, plusterte er sich auf wie ein gekränkter Gockel, obwohl er den ganzen Morgen herzhaft dem Madeira zugesprochen hatte.
»Schon gut«, wehrte die Herzogin mit ungeduldiger Handbewegung ab. »Aber denken Sie an das, was ich Ihnen gesagt habe. Nachdem Sie Alexandra zum Altar geführt haben, lassen Sie sie dort und kehren zu unserer Kirchenbank zurück. Dort werden Sie neben mir Platz nehmen und sich nicht rühren, bevor ich mich nach Schluß der Zeremonie erhebe. Haben Sie verstanden? Ich gebe Ihnen ein Zeichen, wenn es Zeit zum Aufstehen für uns ist. Alle anderen müssen sitzen bleiben, bis wir uns erheben. Ist das klar?«
»Ich bin kein Trottel, müssen Sie wissen, Ma’am. Ich bin ein
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