Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
Ritter des Königreiches.«
»Sobald Sie den kleinsten Schnitzer begehen, sind Sie ein toter und entehrter Ritter«, prophezeite die Herzogin und streifte sich die langen silbergrauen Handschuhe, die Penrose ihr reichte, über die Hände. »Eine so erschreckende Respektlosigkeit wie am letzten Sonntag möchte ich von Ihnen nicht noch einmal erleben müssen. Ich glaubte meinen Ohren nicht trauen zu dürfen, als Sie während des Gottesdienstes einschliefen und erbärmlich laut zu schnarchen begannen.«
So ging es weiter, bis sie die Kutsche erreicht hatten.
Onkel Monty kletterte in die Kutsche hinein und warf seiner Nichte einen Blick zu, der eindeutig besagte: Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, neben dieser alten Xanthippe zu überleben, mein Kind!
Lächelnd lehnte sich Alexandra in die Polster der luxuriösen Kutsche mit dem Wappen ihres künftigen Ehemanns und sah zum Fenster hinaus. Melanie saß in der Kutsche vor ihnen, neben Roderick Carstairs.
Vor und hinter den beiden Kutschen hatte eine beträchtliche Anzahl eleganter Equipagen das gleiche Ziel: St. Paul’s Cathedral. Es sind so viele, dachte Alex mit einem amüsierten Lächeln, daß wir den Verkehr auf etlichen Meilen zum Erliegen bringen.
In weniger als einer Stunde würde sie in Anwesenheit von dreitausend Angehörigen der Oberen Zehntausend Tonys Frau werden, aber sie war absolut ruhig und gelassen, empfand keine Spur von Nervosität oder Vorfreude...
»Was hält uns so auf?« wollte Jordan vom Kutscher des Zweispänners wissen, den ihm der Kapitän der Falcon zur Verfügung gestellt hatte, und der ihn mit aufreizender Langsamkeit zu seinem Haus an der Upper Brook Street brachte.
»Ich weiß es nicht, Euer Gnaden. Sieht so aus, als wäre in der Kirche da hinten irgendeine Feierlichkeit.«
Ungeduldig seufzend lehnte sich Jordan zurück. Wie er sich sehnte, endlich wieder zu Hause zu sein. So sehr, daß er vorhatte, alles auf einmal zu tun: Higgins’ Hand schütteln, seine Großmutter in die Arme nehmen, Tony bei den Schultern packen und ihm dafür danken, daß er sich nach besten Kräften um das Hawthorne-Vermögen gekümmert hatte. Gleichgültig, wie sehr er in Jordans komplizierten Geschäften herumgepfuscht hatte — und davon war Jordan fest überzeugt —, er würde ihm stets dankbar sein.
Danach würde Jordan baden und endlich wieder eigene Sachen anziehen. Und dann, dann wollte er Alexandra Wiedersehen.
Von allem, was vor ihm lag, war die Begegnung mit seiner jungen »Witwe« das einzige, was Jordan Sorgen machte. Ihre kindliche Verehrung für ihn hatte sie ohne jeden Zweifel in unendliche Trauer gestürzt, als sie von seinem »Tod« erfuhr. Als er sie verließ, war sie dünn wie eine Weidengerte gewesen, jetzt war sie vermutlich abgezehrt und verhärmt. Gott, was für ein elendes Leben sie doch seit dem Tag geführt hatte, an dem sie ihm begegnet war.
Die Kutsche hielt vor dem Haus Upper Brook Street Nummer 3. Jordan stieg aus, blieb einen Moment stehen und sah an dem eleganten zweigeschossigen Gebäude empor. Es wirkte vertraut und doch so fremd.
Er griff zum Messing-Türklopfer, ließ ihn gegen das Holz zurückfallen und bereitete sich darauf vor, Higgins bei seinem Anblick in einen Freudentaumel ausbrechen zu sehen.
Die Tür schwang auf. »Sie wünschen?« Ein unbekanntes Gesicht blinzelte ihn durch starke Augengläser an.
»Wer sind Sie?« erkundigte sich Jordan verblüfft.
»Die gleiche Frage könnte ich Ihnen stellen, Sir?« gab Filbert würdevoll zurück und sah sich nach Penrose um, der wieder einmal nichts gehört hatte.
»Ich bin Jordan Townsende«, erwiderte Jordan brüsk in der sicheren Erkenntnis, daß es reine Zeitverschwendung wäre, diesem Mann erklären zu wollen, daßer und nicht Tony der Herzog von Hawthorne war. Er schob sich an dem Diener vorbei und betrat die Halle. »Schicken Sie mir Higgins.«
»Mister Higgins ist ausgegangen.«
Jordan hob die Brauen und wünschte sich, Higgins oder Ramsey wären da, um seine Großmutter auf sein unvermutetes Erscheinen vorzubereiten. Schnell lief er von Tür zu Tür, sah erst in den großen Salon, dann in den kleinen Salon. Sie waren mit Blumen gefüllt, aber menschenleer. Das ganze Erdgeschoß schien von Körben mit weißen Rosen überzuquellen. »Geben wir heute eine Gesellschaft?«
»Ja, Sir.«
»Es wird eine Wiedersehensfeier werden«, verkündete Jordan schmunzelnd, dann fragte er knapp: »Wo ist Ihre Herrin?«
»In der Kirche«, erwiderte Filbert und
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