Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
bieten, was ihre Ängste und ihren Eifer zum Teil erklärt.«
»Ich kann mich nicht erinnern, je mit einer tugendhaften Unschuld herumgetändelt zu haben«, meinte Jordan, setzte sich und starrte in sein Glas.
»Das hast du nicht. Aber da deine und meine Frau Freundinnen geworden sind, nehme ich an, daß sie einander ähnlich sind. Und wenn das so ist, mach dich auf ein stürmisches Leben gefaßt.«
»Warum?« erkundigte sich Jordan höflich.
»Weil du nie dahinterkommen wirst, was sie sich als nächstes in den Kopf setzt. Und wenn du dahinterkommst, jagt es dir eine Heidenangst ein. Heute hat mir Melanie erzählt, daß sie schwanger ist, und schon jetzt habe ich die größte Angst, daß sie das Kind nach der Geburt verlegen wird.«
»Ist sie vergeßlich?« fragte Jordan und bemühte sich erfolglos, Interesse an der Frau seines besten Freundes zu zeigen.
John hob die Schultern. »Muß sie wohl. Wie wäre es sonst zu erklären, daß sie nach meiner heutigen Rückkehr aus Schottland zu erwähnen vergaß, daß sie und die Frau meines besten Freundes — die ich bisher noch nicht kennengelernt habe - in etliche mißverständliche Ereignisse verwickelt waren?«
In der Erkenntnis, daß seine Aufmunterungsversuche kaum von Erfolg gekrönt waren, zögerte John kurz und fragte dann ernst: »Was hast du im Hinblick auf deine Frau vor?«
»Ich habe mehrere Möglichkeiten, und im Augenblick kommen sie mir alle sehr verlockend vor«, sagte Jordan. »Ich kann ihr den Hals umdrehen, sie hier hinter Schloß und Riegel setzen oder morgen nach Devon schicken und dort unter Verschluß halten.«
»Großer Gott, Hawk. Das kannst du nicht tun. Nach allem, was heute in Saint Paul’s geschehen ist, wird man denken...«
»Ich gebe keinen Pfifferling darauf, was man denkt«, unterbrach Jordan ihn, doch in diesem Fall entsprach das nicht ganz der Wahrheit, und beide Männer wußten es. Jordan erboste sich zunehmend über die Vorstellung, als ein Mann dem öffentlichen Gespött preisgegeben zu werden, dem seine Frau auf der Nase herumtanzte.
»Vermutlich ist es wirklich nur ihr Temperament«, bemerkte Lord Camden. »Melanie kennt sie gut und hat sie sehr gern.« Als er sich erhob, um zu gehen, sagte er: »Falls du morgen in Stimmung bist, kannst du ja ins White’s kommen. Dort versammeln wir uns, um ein Glas auf meine Vaterschaft zu leeren.«
»Ich komme gern«, antwortete Jordan mit einem erzwungenen Lächeln.
Als sich die Tür hinter Lord Camden geschlossen hatte, starrte Jordan blicklos auf die Landschaft über dem Kamin und fragte sich, mit wie vielen Liebhabern Alexandra wohl ihr Lager geteilt hatte. Der Verlust der Unschuld, die Enttäuschung in ihrem Blick waren ihm nicht entgangen, als er am Nachmittag mit ihr all lein gewesen war. Früher waren ihre wundervollen Augen offen, vertrauensvoll und sanft gewesen, wenn sie ihn anschaute. Jetzt war dort kalte Verachtung zu sehen.
Wut tobte in Jordan wie ein Waldbrand, als er über die Gründe nachdachte, die Alexandra dazu gebracht haben könnten, ihn mit so unverhüllter Feindseligkeit zu behandeln: Sie war enttäuscht darüber, daß er lebte! Das offene, vertrauensvolle Kind, das er geheiratet hatte, reagierte mit Zorn darauf, daß er nicht gestorben war! Das anmutige, bezaubernde junge Mädchen, mit dem er die Ehe geschlossen hatte, war zu einem kalten, berechnenden, schönen... Miststück geworden.
Er dachte an Scheidung, aber nur kurz. Abgesehen von dem Skandal, würde es Jahre dauern, bis sie endlich ausgesprochen war, und er brauchte einen Erben. Den Townsendes war offenbar nur eine kurze Lebensspanne beschieden, und auch wenn es Alexandra an Tugend und Sittsamkeit mangelte, wie sich jetzt herauszustellen schien, konnte sie ihm dennoch Kinder gebären - notfalls in strenger Isolation, um sicherzustellen, daß es wirklich seine Nachkömmlinge waren und nicht die von anderen Männern.
Jordan lehnte sich in seinem Sessel zurück, schloß die Augen und bemühte sich, tief durchzuatmen, um seine Wut unter Kontrolle zu bekommen. Als ihm das endlich gelungen war, machte er sich bewußt, daß er Alexandra aufgrund von Klatsch und Gerüchten verurteilte und über ihre Zukunft entschied. Er verdankte sein Leben dem unverdorbenen Mädchen, das er geheiratet hatte. Also war er ihm auch das Recht schuldig, sich zu verteidigen.
Morgen würde er sie mit den Dingen konfrontieren, die er von Carstairs gehört hatte, und ihr die Möglichkeit geben, sie zu widerlegen. Das war ihr gutes
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