Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
Fechter die Partie verlor. Sie hatte sich auf Jahrmärkten vergnügt und sich auf eine Art Geplänkel mit einem Vikar aus Southeby eingelassen, der - hätte Roddy schwören können - mindestens siebzig Jahre alt war. Und das war noch längst nicht alles!
Wenn man Carstairs glauben durfte, hatte Tony mindestens sechs Dutzend Anträge um ihre Hand erhalten. Ihre abgewiesenen Verehrer hatten sich zuerst um sie gerissen, dann gestritten, und schließlich war einer von ihnen tatsächlich auf die Idee verfallen, sie zu entführen. Irgendein junger Fant namens Sevely hatte ihr zu Ehren eine »Ode an Alex« veröffentlicht, und der alte Dilbeck seine neueste Rosenzüchtung »Glorious Alex« genannt...
Jordan lehnte sich in seinem Sessel zurück, streckte die langen Beine aus, hob das Brandyglas an die Lippen und lauschte weiter Carstairs Worten, während seine Züge nichts anderes als gelinde Erheiterung über die Possen seiner Frau verrieten.
Wie Jordan wußte, war das genau die Reaktion, die seine Freunde von ihm erwarteten, denn unter den Oberen Zehntausend bestand Einvernehmen darüber, daß Ehemänner und Ehefrauen die Freiheit hatten, zu tun, was ihnen beliebte — sofern sie Diskretion wahrten. Allerdings bestand unter Gentlemen auch Einvernehmen darüber, daß ein Mann von seinen engsten Freunden dann - so schonend wie möglich - in Kenntnis gesetzt wurde, wenn die Capricen seiner Frau drohten, die Grenze der Annehmbarkeit zu überschreiten und ihn in Verlegenheit zu bringen. Und das war wohl auch der Grund, vermutete Jordan, aus dem sich seine Freunde nicht energischer bemüht hatten, Carstairs zum Schweigen zu bringen.
Wäre Carstairs nicht gleichzeitig mit Jordans Freunden erschienen, hätte er ihn nie empfangen. Für Jordan war er lediglich ein flüchtiger Bekannter und ein schändliches Klatschmaul, aber die anderen drei Männer im Salon betrachtete er als Freunde. Und obwohl sie wiederholt versucht hatten, Carstairs von seinem Thema abzubringen, war aus ihren bemüht neutralen Mienen doch ersichtlich, daß der größte Teil von Carstairs Schilderungen zutraf.
Unsinnigerweise erregte ihn am meisten, daß sie sie »Alex« nannten.
Offenbar nannte sie alle Welt Alex. Die gesamte Gesellschaft schien samt und sonders mit seiner Frau auf intim freundschaftlichem Fuß zu stehen - besonders die männliche.
Jordan warf einen Blick auf den Diener, der neben der Tür stand, und deutete mit einem kaum merklichen Kopfschütteln an, daß die Gläser der Gäste nicht nachzufüllen waren. Dann wartete er ab, bis Carstairs Luft holen mußte, und log unverfroren: »Ich bin sicher, daß Sie uns jetzt entschuldigen werden, Carstairs. Aber ich habe mit diesen Gentlemen geschäftliche Dinge zu besprechen.«
Roddy nickte liebenswürdig und erhob sich, um zu gehen. Aber nicht, ohne zuvor noch einen Seitenhieb loszuwerden. »Ich bin froh, Sie wieder unter uns zu haben, Hawk. Auch wenn mir der arme Tony leid tut. Er ist genauso verrückt nach Alex wie Wilston, Gresham, Fites, Moresby und noch ein paar Dutzend andere...«
»Sie auch?« erkundigte sich Jordan kühl.
Roddy erhob gleichmütig die Brauen. »Selbstverständlich.«
Nachdem Carstairs verschwunden war, erhoben sich auch Lord Hastings und Lord Fairfax mit verlegenen Gesichtern. »Hast du eigentlich vor, beim Queen’s Race im September deinen schwarzen Hengst zu reiten, Hawk?« erkundigte sich Lord Hastings auf der Suche nach einem unverfänglichen Thema, um die angespannte Atmosphäre zu entkrampfen.
»Auf jeden Fall werde ich daran teilnehmen«, erwiderte Jordan und bemühte sich zur gleichen Zeit, sich seine Verärgerung über Carstairs nicht anmerken zu lassen und sich das unbeschwerte Vergnügen in Erinnerung zu rufen, das die Teilnahme an dem wichtigsten Hindernisrennen des Jahres mit sich brachte.
»Ich wußte, daß du mitmachen würdest. Ich wette auf dich, falls du Satan reitest.«
»Nimmst du denn nicht teil?« fragte Jordan desinteressiert.
»Natürlich. Aber wenn du diesen schwarzen Teufel reitest, setze ich auf dich, nicht auf mich. Er ist das schnellste Roß, das mir je unter die Augen gekommen ist.«
Jordan runzelte verblüfft die Stirn. Als man ihn vor mehr als einem Jahr gepreßt hatte, war Satan ein reizbarer, unberechenbarer Dreijähriger gewesen. »Du hast ihn laufen gesehen?«
»In der Tat! Habe voller Bewunderung gesehen, wie deine Frau ihn ritt...« Ein Blick in Jordans versteinertes Gesicht ließ Hastings entsetzt verstummen.
»Sie...
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