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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Erdoberfläche.
    Draußen war immer noch schönes Wetter. Das Mädel durchquerte die City von Solna. Warf keinen einzigen Blick über die Schulter zurück. In ihrer Art zu gehen keine Andeutung von zunehmendem Stress.
    Sie verließen das Zentrum. Das Råsunda Fußballstadion türmte sich auf der anderen Straßenseite auf wie ein falsch geparktes Ufo. Das Mädel ging durch eine Fußgängerunterführung. Natalie wollte ihr nicht zu dicht auf den Fersen sein. Sie wartete ein paar Sekunden. Dann betrat sie ebenfalls die Unterführung. Sah das Mädel gerade noch in Richtung der Häuser auf der anderen Seite verschwinden. Natalie beeilte sich, um sie nicht aus dem Blick zu verlieren. Hoffte und betete, dass ihr die Louis-Vuitton-Braut keine Aufmerksamkeit schenkte.
    Sie sah sie dreißig Meter vor sich. Immer noch in Bewegung. Etwas entfernt standen Mehrfamilienhäuser. Das Mädel wurde langsamer. Sie betrat einen Hauseingang: Råsundavägen 31.
    Das Haus hatte drei Stockwerke. An der Haustür eine Türcodevorrichtung. Natalie stellte fest, dass sie heute nichts weiter erreichen konnte, denn hier würde sie nicht reinkommen.
    Aber es war noch nicht das Ende. Es war ein Anfang. Sie hatte vor herauszufinden, wer diese Braut war. Sie hatte vor, so intensiv nachzuforschen, bis sie eine Antwort gefunden hatte.

28
    Nachdem Babaks Range Rover ihnen den Weg gebahnt hatte, brauchten sie von Tomteboda aus exakt drei Minuten und zwanzig Sekunden. Zwei Minuten und vier Sekunden über die Zeitvorgabe des Finnen hinaus.
    Der Koffer mit der Bombe, den sie vors Tor gestellt hatten, stand noch da. Die Straße lag offen vor ihnen.
    Sie hörten die Sirenen der Bullen.
    Vielleicht waren sie jetzt geliefert.
    Dennoch: Es waren keine Bullenkarren zu sehen. Sie waren offenbar immer noch weit weg. Oder die Bullen waren im Nagelteppich hängen geblieben, den sie an der Kreuzung ausgelegt hatten.
    Sie fuhren hinaus nach Solna. Zuerst der Range Rover mit Babak und Sergio. Dann der Kastenwagen mit Mahmud und Jorge.
    Mahmud steuerte die Kiste wie ein Formel-1-Fahrer. Jorge justierte die Frequenzen des Polizeifunks wie ein Bulle in
The Wire
. Er bekam alle Polizeidistrikte rein, nur die Fahndungsfrequenzen nicht – dafür benötigte man Spezialantennen. Sie trafen zuerst vor Ort ein. Die Bullen vom Einsatzkommando brüllten wie die Verrückten herum. Forderten lautstark Krankenwagen, Bombenexperten, weitere Einsatzkräfte an. Versuchten den Fluchtweg nachzuvollziehen, den Modus Operandi, checkten die Möglichkeit, Helikopter aus Göteborg einzufliegen.
    Es war nicht geplant, dass ein Sicherheitsbeamter blutig am Boden liegen würde. Vor allem: dass sie mit
zwei
Wagen abhauen würden. Zwei Wagen, die man wiedererkennen konnte. Zwei Fahrzeugbeschreibungen, die per Bullenfunk rausgingen. Zwei Wagen, aus denen sie ihre Spuren entfernen mussten.
    Dennoch: Bis jetzt hatte alles funktioniert wie ein Strafstoß aufs offene Tor, außer, dass sie den Strom im Tresorraum gekappt hatten. Die Sicherheitsbeamten hatten es ruhig angehen lassen – im friedlichen Schwedenland durften sie schließlich keine Waffen tragen, aber mit einem Notruf waren alle ausgestattet. J-Boy & Co. bekamen alle Koffer, sauber mit den Handgriffen nach außen aufgereiht und der sichtbaren kleinen roten Leuchtdiode, die immer noch blinkte, als wäre nichts geschehen. Plus zwei Säcke mit der Knete aus dem Tresorraum. Jorge entschied sich, sie als Bonus zu betrachten.
    Loser
adios
.
     
    Fünf Minuten später fuhren sie hinter dem Friedhof von Helenelund hoch. Den Weg aus der Stadt hinaus hatten sie so smooth wie nichts bewältigt. Kaum Verkehr: dank Jimmy und Javier – die Hauptstraßen standen wahrscheinlich immer noch in Flammen. Keine Bullenkarren auf der Strecke: dank Jimmy, Tom, Robert und Babak – die Bullen waren bestimmt immer noch mit der Entschärfung von Jorges Bombenattrappen beschäftigt. Keine Helis: Er klopfte sich dafür selbst auf die Schulter – allerdings taten ihm die Hunde leid, die dafür ihr Leben lassen mussten.
    Keine bösen Überraschungen außer dem Radlader: Er dankte Gott dafür.
    Er wusste noch nicht, wie er Jimmy und Robert gegenübertreten sollte, wenn sie sich sahen: Das Radladermysterium war offenbar nicht ihr Fehler gewesen.
     
    Sie bogen um die Kapelle herum. Jorges Magen fast schon wieder in Aufruhr: Und wenn die Ersatzwagen nun ebenfalls nicht dastanden? Wenn es dieselbe Scheiße war wie mit dem Radlader?
    Vor ihnen lag der Parkplatz.
    Er

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