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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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darlegen.
    Sie sind mit den Voruntersuchungen im Hinblick auf den Mord an Radovan Kranjic in Stockholm befasst. Im Rahmen der Voruntersuchungen ist meine Mandantin zu informellen Zwecken von der Polizei vernommen worden. Bei allen Vernehmungen waren Sie der Vernehmungsleiter. Während der letzten drei Vernehmungen hat meine Mandantin mittels Aufnahmegerät die Gespräche aufgezeichnet.
    Ich habe diese Vernehmungen schriftlich fixieren lassen und festgestellt, dass Ihr Verhalten während einer großen Anzahl von Situationen äußerst ungebührlich ist. In mindestens drei Situationen machen Sie sich darüber hinaus der Beleidigung und Androhung von körperlicher Gewalt schuldig.
    Hiermit informiere ich Sie darüber, dass meine Mandantin erwägt, Sie wegen oben genannter Delikte sowie schweren Dienstvergehens anzuzeigen. Sie erwägt ebenfalls, bei dem Justizbeauftragten des Parlaments Anzeige zu erstatten. Der Unterzeichnende wird Sie in den kommenden Tagen mit eingehenderen Informationen zu den eventuell eingeleiteten rechtlichen Schritten versehen.
    Als Anlage sende ich Ihnen eine Auswahl schriftlich fixierter polizeilicher Vernehmungen meiner Mandantin.
     
    Meine Mandantin möchte ebenfalls anmerken, dass sie, um ihr Entgegenkommen zu signalisieren, Sie ausschließlich in privater Sache anschreiben lässt.
     
    Stockholm
     
    Rechtsanwalt Anders Nyberg
     
    Anlage
     
    (Abschrift der aufgezeichneten Vernehmung)
    »So, jetzt haben wir diesen kleinen Kassettenrekorder hier abgestellt. Und das, was wir jetzt sagen, wird nicht in der Vernehmung erwähnt. Verstanden?«
    »Aus welchem Grund haben Sie es dann getan?«
    »Weil wir uns ein wenig ernsthafter mit Ihnen unterhalten wollen, verstehen Sie? Über seriöse Dinge.«
    »Nur zu.«
    »Wir wissen, wer Ihr Vater war. Wir befassen uns schon seit Jahren mit ihm. Er war nicht gerade ein Engel, das wissen Sie auch, oder? Ehrlich gesagt war er in der Tat ein feiges Arschloch, dem es gelungen ist, den Leuten in dieser Stadt Angst einzujagen.«
    »Wenn Sie so anfangen, dann gehe ich.«
    »Das haben Sie beim letzten Mal auch gesagt, aber Sie werden es nicht tun. Hören Sie auf uns. Ihr widerlicher Vater hat diese Stadt zerstört. Solche wie ihn und Sie dürfte man nicht einmal dorthin zurückschicken, wo Sie herkommen. Man müsste sie auf der Stelle erschießen. Zum Glück haben wir endlich eine vernünftige Partei im Reichstag sitzen.«
    (Geräusche von Stuhlbeinen, die über den Fußboden schaben.)
    »Ich gehe jetzt, das sage ich Ihnen.«
    »Wenn Sie gehen, kann ich Ihnen garantieren, dass wir nicht weiter ermitteln werden, um den Mörder Ihres Vaters festzusetzen. Dann können Sie vergessen, dass wir nach ihm fahnden. Also bleiben Sie hier und hören mir zu, Sie kleine Göre. Ich will damit sagen, dass wir hier an beiden Enden zusammenarbeiten müssen. Wenn Sie wollen, dass wir uns anstrengen, um diesen Gentleman, der Ihren Vater in Fetzen gesprengt hat, zu fassen, benötigen wir ein paar Informationen von Ihnen. Verstehen Sie?«
     
    (Abschrift der aufgezeichneten Vernehmung)
    »Also dann wollen wir mal etwas von dem aufgreifen, worüber wir uns letzte Woche unterhalten haben. Wie Sie sehen, haben wir den Kassettenrekorder abgeschaltet.«
    »Wenn Sie wieder mit Ihrem blöden Gequatsche anfangen, ist Schluss für heute.«
    »Sie wissen ja, was ich gesagt habe. Bis jetzt wollen wir beide immer noch ein und dasselbe, nämlich erfahren, wer Ihren Vater umgelegt hat. Und wenn Sie möchten, dass wir daran arbeiten, müssen Sie kooperieren.«
    »Sie sind ein Schwein, was wollen Sie hören?«
    »Nehmen Sie sich jetzt nur nicht zu viel heraus, Sie unbedeutende kleine Schlampe. Denn dann werde ich nämlich böse. Was ich wissen möchte, ist, wer alles für Ihren Vater gearbeitet hat.«
    »Vergessen Sie’s. Wenn Sie mich noch einmal so nennen, dann scheiß ich drauf, ob Sie seinen Mörder zu fassen kriegen. Dann ist Schluss mit diesem Zirkus.«
    »Ich habe gesagt, nehmen Sie sich nur nicht zu viel heraus. Und wissen Sie was? Vielleicht möchten Sie ja die kommende Nacht in einer Zelle verbringen. Und sich ein wenig mit mir auf dem Zementboden vergnügen.«

Teil II
    (Gut zwei Monate später)
    29
    JW ’s Entlassungsparty. Der Typ war weniger als vierundzwanzig Stunden draußen.
    Hägerström hätte seinen Polizeiausweis vorzeigen können, um reingelassen zu werden. Doch dann fiel ihm ein: Er besaß ja zurzeit gar keinen Polizeiausweis.
    Stattdessen nannte er dem Türsteher JW ’s

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