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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Namen und wurde unmittelbar hereingewunken. Bestimmt nicht, weil JW in diesem Lokal so unglaublich bekannt war – der Typ hatte immerhin mehr als fünf Jahre eingesessen. Aber es gab eben viele Möglichkeiten, sich einen Vorsprung in der Schlange zu sichern. Die geläufigste Methode war: es mit Geld zu regeln.
    Stureplan: die einzig ausgemachte Gegend in Stockholm für die Partyelite. Das Lokal hieß Sturecompagniet. Es war so weit entfernt vom Jantegesetz wie nur möglich. Ein Lokal, das ganz Schweden zu hassen schien, aber das alle unter dreißig wahrscheinlich liebend gerne mit einer Freikarte besuchen wollten. Es war absolut Jetset, glamourös – heteronormativ hoch tausend.
    Hierher war JW vor sechs Jahren gekommen, um sein Glück zu suchen. Um Kaiser über die Söhne reicher Eltern zu werden, der König der Snobs, der Herr aller Dandys im Revier von Stockholm. Und es war ihm gelungen, indem er Hoflieferant für Kokain wurde. JW war der Luxusdealer, den alle kennenlernen wollten, der Snob mit der coolen Gelfrisur, der regelrecht im Geld schwamm. Doch dann fiel er auf die Schnauze. Die ewige Regel vom Glück könnte nicht zutreffender sein: Je höher man aufstieg, desto tiefer der Fall.
    Hägerström fragte sich ernsthaft, wen JW heute Abend eingeladen hatte.
    Hinter den Eingangstüren war es ebenso chaotisch wie draußen. Es wimmelte nur so von Leuten, die zehn Jahre jünger waren als er selbst. Jungs vom Lande, die sich so viel Gel in die Haare geschmiert hatten, dass es zwei Monate dauern würde, das Zeug wieder rauszuwaschen, fuchtelten mit ihren Visakarten – nicht einmal Goldkarten – in der Luft herum und fragten, ob sie Eintritt bezahlen dürften. Die Kassiererin schüttelte den Kopf: »
Cash only
, Jungs – wie seid
ihr
überhaupt reingekommen?« Etwas routiniertere Typen aus der Innenstadt und den besseren Gegenden mit aufgeknöpften Hemden und eng anliegenden Jeans glitten an der VIP -Schlange vorbei und machten einen auf richtig edel. Aber ihre Hemden saßen schlecht und ihre Schuhe waren mit Gummi besohlt. Dennoch wurden sie vom Personal in dunklen Anzügen und mit schwarzen Handschuhen hineingelotst. Trauben von zu stark geschminkten Mädels, die wahrscheinlich noch minderjährig waren, kicherten ungehemmt los – glücklich darüber, reingekommen zu sein. Andere Bräute, die stilvoller gekleidet waren und Handtaschen trugen, die zwei Monatsgehälter eines Polizisten verschlangen, stolzierten stattdessen mit langen Schritten an der Kasse vorbei und setzten dabei einen Fuß vor den anderen, als befänden sie sich auf einem Catwalk.
    Er musste daran denken, wie er in den Jahren vor der Zeit mit Anna versuchte hatte, sich mit Mädels zu treffen. Sobald sie den Wunsch äußerten, ein Paar zu werden, oder davon redeten, sich öfter zu sehen, entzog er sich. Er wusste natürlich, dass er auf Jungs stand, dass Jungs ihn aufgeilten, auch wenn er keine festen Beziehungen hatte. Stattdessen ging er häufig in die Side Track Bar, die Dampfsauna im S. A. T. S.-Zenit-Fitnessstudio in der Mäster Samuelsgata und ins US Video. In lauen Sommernächten hatte er auch einige Male den Hügel auf Långholmen besucht.
    Doch er hoffte immer noch, ebenso auf Bräute abzufahren. Es wäre einfacher. Dennoch flößte ihm der Gedanke an eine feste Beziehung zu einer Frau Angst ein.
    Dann musste er an JW ’s Schwester denken. Das Mädel, das oft auf Stureplan rumgehangen hatte und offenbar verschwunden war. JW hatte nach ihr gesucht. Hägerström fragte sich, was ihr wohl zugestoßen war. Und wie sehr JW das Ganze mitnahm.
     
    Zurück in der Gegenwart. Es war Freitagabend, und Johan JW Westlund hatte vor zu feiern, dass er wieder draußen war. Entlassungsparty für einen ehemaligen Prinzen von Stureplan.
    Erneut: Hägerström fragte sich, wer kommen würde.
    Er konnte ihn nirgends entdecken. Hägerström lief umher, nach oben und wieder nach unten. Das Lokal war größer, als er es von seinem letzten Besuch in Erinnerung hatte. Das war inzwischen acht Jahre her.
    Es war bereits spät; Hägerström wollte, dass JW schon ordentlich einen in der Krone hatte, wenn er käme.
    Er musste sich vorwärtsschieben, vorsichtig, aber bestimmt Teenagerbräute und Männer in seinem Alter zur Seite drängen, die alle dieselben Bräute anstarrten. Die Narben auf seinem Bauch spannten noch, obwohl sie gut verheilt waren.
    Die Musik dröhnte, sie spielten irgendeinen Eurotechno, der Hägerström nichts sagte.
    Die Kronleuchter an

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