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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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aber ich wusste die ganze Zeit, dass ich aufhören würde, wenn ich genügend zusammen hätte. Doch dann passierte eine Sache, die alles auf den Kopf stellte.«
    Natalie sah im Augenwinkel, wie Goran sich bewegte.
    Er kam an den Küchentisch. Sagte auf Serbisch: »Sie redet zu viel. Das hier ist für uns nicht von Interesse. Bitte sie jetzt darum, von Cherkasova zu erzählen.«
    Natalie schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte es hören.«
    »Aber ich glaube, es ist nicht gut für dich. Es kann sein, dass es dich unnötig aufwühlt.«
    Natalie ignorierte ihn. Nickte Martina aufmunternd zu.
    »Eines der Mädels, sie kam aus Norrland, wollte besonders smart sein. Sie begann Informationen über die Männer einzuholen, mit denen wir uns trafen. Wir gehörten schließlich zu den Top-Bräuten, dem Elite-Eskortservice. Wir waren diejenigen, die sie losschickten, wenn die Männer richtig gut bezahlten. Wir trafen uns mit Kunden, die Macht besaßen, und dieses Mädel versuchte herauszufinden, wer sie waren. Sie legte MP 3-Player mit Aufnahmefunktion in Nachttischschubladen, versteckte Webcams zwischen den dekorativen Gegenständen im Hotelzimmer und schaffte sich schließlich eine Kamera zu Spionagezwecken an. Das Ding sah aus wie ein Kugelschreiber. Sie bekam sie alle aufs Bild. Aber ihr habt herausgefunden, was sie da trieb. Und ihr konntet nicht tolerieren, dass sich jemand eigene Vorteile verschaffte. Also habt ihr dafür gesorgt, dass sie verschwand.«
    Natalie unterbrach sie. »Wovon reden Sie da? Wen meinen Sie mit »ihr«?«
    »Wie ich schon sagte: Ich weiß nicht, wer Sie sind. Aber ich weiß, dass ihr es wart. Die Leute von Radovan Kranjic.«
    Goran sagte auf Schwedisch: »Das reicht jetzt. Erzählen Sie von Cherkasova und nicht ’ne Menge anderen Scheiß.«
    Natalie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie beugte sich vor. Stützte sich mit den Armen auf dem Tisch ab. Das Baby war ruhig und spielte in seinem Kinderhochstuhl mit einer Rassel. Natalie sah Goran an. Seine Gesichtszüge waren entspannt und ließen nicht erkennen, was er dachte.
    Nichts.
    Wahrscheinlich wussten alle außer ihr, wovon diese Cherkasova-Geschichte handelte. Vielleicht hatte sie Goran falsch eingeschätzt. Aber das war eine Frage für später. Sie würde es hinterher mit ihm besprechen. Jetzt musste sie ruhig bleiben.
    Sich nichts anmerken lassen.
    Die Frau begann erneut zu reden.
    »Okay, okay, ich erzähl von Cherkasova. Aber Sie müssen schließlich auch etwas über meinen Hintergrund erfahren. Ich bin Melissa zum ersten Mal vor ein paar Jahren auf einem Event begegnet. Eine Wahnsinnsparty in einer Riesenvilla einige Meilen südlich von Stockholm. Wir haben angefangen uns ernsthaft zu unterhalten. Ich habe ein paar Wochen später aufgehört. Sie hatte gerade angefangen. Wir haben uns noch ein paarmal nach der Party gesehen. Dann vergingen einige Jahre, in denen wir nichts voneinander gehört haben. Das war, als ich Magnus kennengelernt und begonnen habe, mein neues Leben zu leben. Aber vor ungefähr einem Jahr hat Melissa wieder Kontakt zu mir aufgenommen. Sie war noch dabei, aber sie hatte ernsthaft vor aufzuhören. Und das Einzige, was ich seitdem mache, ist, sie zu unterstützen. Sie darauf vorzubereiten, den Absprung zu schaffen. Sie kommt hin und wieder zu mir. Wir unterhalten uns. Ich versuche ihr zu helfen. Sie braucht Unterstützung. Das ist alles, was ich ihr geben kann.«
    Natalie versuchte sich zu konzentrieren. Sie sagte: »Sie haben vorhin Radovan Kranjic erwähnt. Wie sieht Melissas Verbindung zu ihm aus?«
    Martina sah aus, als dächte sie ernsthaft nach. »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß noch nicht mal, ob sie Radovan jemals begegnet ist. Die meisten von uns sind ihm nie begegnet. Wir wussten nur, dass er ein Mann war, vor dem alle Angst hatten. Wir haben nur die getroffen, die den Laden schmissen. Andere Männer. Sie hat ihn nie erwähnt. Außerdem habe ich gelesen, dass er inzwischen tot ist.«
    »Ja, das stimmt. Und Bengt Svelander, hat sie ihn erwähnt?«
    »Svelander?«
    »Ja, ein Kunde von ihr.«
    »Aha, ein Kunde. Sie nennt nie die Namen ihrer Kunden.«
    »Er ist Politiker.«
    Martina schien erneut nachzudenken.
    Natalie sah ihr an, dass sie mehr wusste.
    »Politiker? In Stockholm?«
    »Ja.«
    »Sie hat mal einen Politiker erwähnt. Aber das müssten Sie ja besser wissen.«
    »Warum?«
    »Es waren schließlich Ihre Leute, die sie gebeten haben, ihre Sessions aufzuzeichnen. Sie haben offenbar gemerkt, was man

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