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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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sie mit großer Sicherheit bald abhören. Er rief Torsfjäll an.
    Der Kommissar wollte zuerst nichts sagen. Hägerström erklärte ihm, dass er mit einer neuen SIM -Karte anrief. Daraufhin drehte sich Torsfjäll um hundertachtzig Grad. Anstelle des eben noch wortkargen Verhaltens sprudelte es nur so aus ihm heraus: Der Kommissar drehte fast durch.
    »Wie zum Teufel konnte das nur geschehen?«
    Hägerström versuchte zu antworten.
    Torsfjäll schrie geradezu: »Haben Sie heute Morgen die Schlagzeilen gesehen? Haben Sie gesehen, dass die Internetzeitungen Sie erwähnen?«
    Hägerström versuchte etwas zu sagen.
    Torsfjäll lamentierte weiter. »Wir haben verdammt Glück, dass unsere kleine Operation Ariel Ultra absolut UC ist, ansonsten wäre bei mir heute das Telefon heiß gelaufen wie bei einem verdammten Pressesprecher. Zum Teufel nochmal mit diesen Kommunistenjournalisten, die sind doch absolut konsequenzresistent. Ihnen ist es offenbar scheißegal, was sie da lostreten.«
    Hägerström versuchte den Kommissar zu beruhigen. Das Ganze hatte auch etwas Gutes.
    Doch Torsfjäll ließ sich nicht beirren. »Mir geht diese verdammte Operation so langsam auf den Geist. Ich trage mich sogar mit dem Gedanken, sie abzublasen. Uns ist es immerhin gelungen, diesen Javier festzunehmen. Und unsere Ermittler in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität bekommen wahrscheinlich genügend gegen JW zusammen. Aber heute bin ich alles so leid. Was sind das bloß für verdammte Einsatzidioten in diesem Land? Oder? Benehmen sich verdammt nochmal wie blutige Anfänger. Können sie denn nicht einmal ein ganz gewöhnliches Café stürmen und zwei Personen festnehmen? So schwer kann das doch nicht sein. Verdammte Schwuchtelallüren.«
    Hägerström zählte. Torsfjäll war es gelungen, innerhalb von weniger als dreißig Sekunden sechsmal das Wort »verdammt« fallen zu lassen. Er versuchte es erneut mit beruhigenden Einwürfen.
    Schließlich entspannte sich der Kommissar.
    Hägerström sagte: »In gewisser Weise ist es gut, was die Zeitungen schreiben. Dadurch werden Jorges und JW ’s Leute mehr Vertrauen zu mir fassen. Sie sehen jetzt, dass ich ernsthaft involviert bin. Wir werden Jorge schon zu fassen bekommen, da bin ich mir ganz sicher. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Aber dieser kleine Neger kann schließlich jederzeit zurück nach Thailand verschwinden. Er hat ja offenbar einen Pass.«
    »Ja, aber seine Geldscheine sind gefärbt. Und diesbezüglich muss JW ihm helfen. Verstehen Sie? Er wird also Kontakt zu JW aufnehmen. Und ich habe JW im Blick. Wir werden Jorge festnehmen können. Und vielleicht auch JW , zumindest wegen des Versuchs von Hehlerei.«
    Torsfjäll beruhigte sich etwas. »Okay, da haben Sie recht. Aber dieser Geck soll schließlich nicht nur wegen Hehlerei festgenommen werden, wir wollen ihn auch wegen schwererer Verbrechen überführen. Sie müssen nur noch herausfinden, wo sie ihr Material aufbewahren.«
    »Ich versuche es, glauben Sie mir. Und da ist noch etwas. Ich habe heute eine kleine Überraschung für JW . Etwas, wovon er selber andauernd geredet hat. Etwas, das vielleicht dazu führt, dass er sich noch mehr auf mich verlässt.«
     
    Zwei Tage später. Am zweiten Montag im Oktober. Wie jedes Jahr. Alle ernst zu nehmenden Leute waren im Wald. Die Büros in der City halb leer. Die Brunstperiode der Elche war vorüber. Das bedeutete Elchjagd.
    Hägerströms Überraschung: Er hatte organisiert, das JW bei der Elchjagd mit nachfolgendem Abendessen bei Carl auf Avesjö dabei sein konnte.
    Ein schöner Herbsttag. Ein langer Tag im Wald. Treffpunkt morgens um acht Uhr. Sie waren alles in allem zu zwölft. Jagten mit Hunden. Zwei bestellte Hundeführer durchpflügten das Jagdgebiet. Die Jäger saßen auf den Hochsitzen rundherum bereit. Drei Gebiete an einem Tag: dreimal drei Stunden. Frühes Mittagessen im Jagdhaus. Sie aßen Gulaschsuppe aus Plastikschalen im Stehen. Zwischen den einzelnen Jagdabschnitten rekapitulierten sie das Ganze. Manche rauchten eine Zigarette. Die meisten tranken Kaffee. Die Hundeführer erklärten den Ablauf, sie besprachen, wie man am schnellsten mit dem Wagen zum nächsten Jagdgebiet kommen würde, kümmerten sich um die Gewehre. Sie unterhielten sich die ganze Zeit über jagdspezifische Themen, gemeinsame Bekannte und das Business.
    Am Ende des Tages waren ein Jungtier und zwei Kälber erlegt – Hägerström war einer der Helden. Er hatte den einjährigen Elch geschossen.
    Für

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