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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Bandenkriminalität(FfB) verfasst worden war, und Informationen von den eigenen Informanten des FfB, UC -Operateuren und aus anderen Quellen enthielt.
    Hägerströms Bild wurde klarer, als er die Insiderinformationen im AFR , dem Allgemeinen Fahndungsregister, studierte. Es enthielt alle Beobachtungen im Zusammenhang mit Ermittlungen, die unabhängig von einem Verdacht auf ein Verbrechen im Laufe der Jahre gemacht worden waren.
    Es war eigentümlich: Aus Sicht der Sozialarbeiterinnen hieß es immer, dass gescheiterte Beziehungen, abwesende Väter und drogenabhängige Eltern junge Verbrecher hervorbrachten, die einige Jahre später dann ein Gangsterleben führten oder in Anstalten für Schwerverbrecher landeten. Aber im Hinblick auf Jungs wie Omar Abdi Husseini – Hägerström war es schon öfter aufgefallen – war es nicht der Verfall der Familie und das Unvermögen, Grenzen zu setzen, was sie fehlgeleitet hatte, Abdi Husseini hatte eine intakte Familie, keinen besonders üblen Vater und keine von Drogen gezeichnete Mutter. Es war etwas anderes.
    Die Sache mit Omar Abdi Husseini war die, dass alle Informationen zu demselben Schluss führten: Der Typ war Präsident von Born to be Hated.
    Und BTBH war die am schnellsten wachsende Liga von Stockholm. Die Gang war von Dänemark über Malmö nach Stockholm gekommen und hatte das Potential der halbwüchsigen aufrührerischen Jugendlichen aus den Vororten von Stockholm schnell erkannt. Sie rekrutierte sich unter den aufbegehrenden Jungs, die Autos und Müllcontainer abfackelten und danach die Feuerwehrleute mit Steinen bombardierten, wenn sie zum Löschen anrückten. Nicht so wie die Jugos oder die Syrer, die sich an ihre Landsleute hielten. Nicht wie die Hells Angels oder Bandidos, die sich hauptsächlich unter unangepassten Svenssons und mäßig integrierten Einwandererjungs aus zweiter Generation rekrutierten. Und auch nicht wie die Fittja Boys oder die Tiger aus Angered, die sich lediglich um einen Vorort herum gruppierten. Born to be Hated verzichtete auf den ganzen Klimbim und die Motorräder. Sie scherten sich auch nicht um die Medien oder den Versuch, sich legal zu geben. Sie versuchten nicht, einen bestimmten Vorort zu glamourisieren. Sie besaßen einen Präsidenten und einen Vizepräsidenten, pfiffen aber auf ausgeklügelte Regeln und Klubhäuser. Gefängnisse, Fitnessstudios, Pizzerien und die Zimmer der Jungen zu Hause bei den Eltern waren ihre Versammlungsorte. Sie rekrutierten die verrücktesten Einwandererjungs aus dem gesamten Land. Und sie waren auf dem Weg nach oben.
    Omar Abdi Husseini war der perfekte Mann für das, was Hägerström vorhatte.
     
    Eine Woche, nachdem Omar nach Salberga gekommen war, nahm Hägerström zum ersten Mal Kontakt zu ihm auf. Der BTBH -Präsident lag mit der Langhantel in den Händen im Trainingsraum. Ächzte und presste. Stieß bei jeder Hebebewegung kurze Stöhngeräusche aus. Hier waren die Gewichte nicht eingeschlossen wie in so vielen anderen Anstalten und Gefängnissen.
    Hägerström stellte sich neben ihn. Half dem Typen bei den letzten Lifts, die er allein nicht bewältigt hätte. Der Präsident war massig. Nicht nur hünenhaft und breitschultrig – alles an ihm war überdimensional. Es sah aus, als ob seine Finger einen Fußball zerquetschen könnten, sein Kopf war doppelt so groß wie der von Hägerström und sein Bizeps so umfangreich wie der einer Comicfigur; er musste irgendwelche Präparate eingenommen haben, bevor er hierherkam. Die Tätowierungen in seinem Nacken waren deutlich zu erkennen: BTBH und ACAB  – All Cops Are Bastards. Auf dem Arm hatte er arabische Schriftzeichen und Adler eintätowiert. An den Füßen trug er Crocs.
    Omar schaute auf: »Wollen Sie was von mir?«
    Hägerström setzte eine entspannte Miene auf. Er musste Abdi Husseini mit Respekt begegnen. Nicht zu aufdringlich sein.
    Er sagte: »Ich wollte nur gucken, wie’s läuft. Ist das in Ordnung?«
    »Gucken Sie nur.«
    »Und wie war’s in Kumla?« Die klassische Frage an einen Neuankömmling, der zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Alle passierten in irgendeiner Form die Anstalt von Kumla und saßen dort mindestens drei Monate zur Beurteilung und weiteren Einstufung ein. Die Risikoklassifizierung Abdi Husseinis bildete einen schwerwiegenden Grund, ihn weiterhin in Kumla zu behalten, aber er war nicht vorbestraft, so dass der Strafvollzug ihn von dort verlegt hatte.
    Omar antwortete: »Ganz okay.«
    Der

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