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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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bringen ’ne Sprengladung an. Oder aber wir knacken dieses Tor auf irgendeine Weise. Das wird sich finden.«
    Sie sahen die Lkw rein- und wieder rausfahren. Wie die Angestellten die Schleusen passierten, nachdem sie ihre Zugangskarten durch die Lesegeräte gezogen hatten, um reingelassen zu werden.
    Zoomte: die Sicherheitsbeamten in den Kontrollhütten. Misstrauisch. Wachsam.
    Er erklärte: »Sie werden den Geldtransporter an dieser Rampe entladen. Aber es existiert auch ein sogenannter Tresorraum. Wenn wir da reinkommen, ist es wie ’n Sechser im Lotto. Die entscheidende Frage im Moment ist allerdings, wie wir das schaffen können.«
    Dann: Er ließ den Film ein paar Minuten weiterlaufen. Rondelle, Straßen, Zufahrten. Wegweiser, die über der Straße hingen: Stockholm Centrum, Solna, Sundbyberg. Schließlich: Bilder von diversen Polizeiwachen. Solna. Kronoberg. Södermalm. Vor allem: lange Sequenzen, in denen Tiefgaragenausfahrten gezeigt wurden. Jorge hielt den Film an. Ließ das letzte Bild stehen: die Ausfahrt der Polizeiwache von Västberga.
    Er bemühte sich, nicht allzu arrogant zu klingen: »Ihr wisst ja, dass dieser Coup etwas Besonderes ist. Sie glauben nicht daran, dass irgendwer einen Anschlag auf das Zentraldepot des Bargeldbestandes verüben wird, weil es zu nahe an der Innenstadt liegt. Und da kommen wir ins Spiel. Wir werden die Bullen wie Bowlingkegel wegkicken.«
    Jorge legte eine Kunstpause ein. Beobachtete die Reaktionen der Jungs. Kapierten sie es? Sie würden die Bullen außer Gefecht setzen – wie echte Cashterroristen.
    Sergio öffnete zuerst den Mund. »Ich kapier das nicht ganz, Mann. Wie wollen wir denn mitten in Stockholm die Bullen wegkicken? Die sind doch überall.«
    Jorge wusste, dass alle sein schiefes Grinsen sahen. Das Crescendo des Plans. Die Ideen des Finnen. Der Coup, an dem sich richtige G’s von Wannabe-Idioten schieden – die Aktion, die ihnen Legendenstatus verleihen würde.
    »Ihr habt ja die Bilder von den Polizeiwachen und ihren Tiefgaragen gesehen, oder? Wir werden keine Helikopter oder so was einsetzen, um auf das Gelände von Tomteboda zu gelangen – ihr wisst ja, wie es ausgehen kann, wenn man versucht, zu flashig zu sein. Nein, wir werden stattdessen die Bullen außer Gefecht setzen. Unsere Fluchtwege absichern.«
    Erneute Kunstpause. Jorge schaute sich um.
    Die Jungs saßen schweigend da.
    Das Tropfen des Regenwassers im Hintergrund.
    Jorge dachte erneut an die ungelösten Fragen. Wie sollten sie durch den Zaun gelangen? Und wie würden sie in den Tresorraum kommen? Dann zoomte er seine eigene entscheidende Frage heran: Wie sollte er es nur anstellen, den Finnen zu bescheißen? Er hatte noch nicht mal Mahmud etwas davon erzählt.
    Er schob die Fragezeichen beiseite. Sagte: »Wir werden die Verfolgungsjagd der Bullen trashen. An den richtigen Stellen Feuer legen. Wir werden die ganze Stadt lahmlegen.«
    Ein paar der Jungs grinsten. Tom sah aus, als dächte er nach. Viktor schüttelte den Kopf.
    Jorge: »Hast du irgendwas nicht verstanden, Viktor?«
    »Doch, ich verstehe. Aber ich kapier nicht ganz, was daran so phantastisch sein soll, wenn du nicht mal weißt, wie wir in den Tresorraum gelangen sollen. Und ist es wirklich so smart, Feuer zu legen? Ist dir eigentlich klar, was das Ganze für Schlagzeilen nach sich ziehen wird? Terroranschlag und so weiter.«
    Jorge antwortete nicht. Starrte ihn lediglich an.
    Er dachte: Warum musste Viktor unbedingt aufmucken? Warum hielt er nicht einfach die Klappe? Der Typ benahm sich wie ein kleiner Babak, wie ’n Idiot. Jorge fragte sich, ob dieser Typ wohl dem Druck standhielt.

14
    Hägerström musste daran denken, wie es bisher mit JW gelaufen war – mäßig. Ein paar Gespräche im Speisesaal. Etwas Smalltalk im Korridor. Er hatte sogar in der Zelle des Typen gesessen und versucht, sich mit ihm über seine adlige Verwandtschaft zu unterhalten. Jedes Mal dieselbe Reaktion. Höfliche Antworten. Entgegenkommen. Aber keine Fortschritte. JW war zwar an Hägerströms Leben in Stockholm interessiert – er liebte es geradezu, wenn er ihm von Restaurants und Kneipen in der Innenstadt oder von den Feriengästen in Torekov und Båstad im Sommer erzählte – aber nicht an anderen Dingen. Hägerström nahm an, dass JW etwas Konkretes sehen wollte, bevor er sich selbst öffnete.
    Es würde sich schon irgendwie regeln. Heute würde Hägerström seinen Plan in die Tat umsetzen.
    Ein schlauer Zugang zu JW ’s Vertrauen.
    Ein

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