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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Acker. Und informier mich über die anderen.«
    Er legte das Walkie-Talkie zur Seite. Die Jungs hatten sich bislang richtig ins Zeug gelegt.
    Jorge sprang gemeinsam mit Sergio aus dem Kastenwagen. Sie gingen in Richtung des Restaurants. Jimmy hatte ihnen den Radlader beschrieben: ein gelber Volvo Construction Equipment, neunzehn Tonnen schwer. Massiv wie ’n Zementklotz. Der Typ hatte es geschafft: über irgendwelche Kontakte mit ’nem Kumpel in der Baubranche gesprochen, der ihm dabei geholfen hatte, ’nem Bauhehler in Skogås die Kiste für dreißigtausend Cash abzukaufen. Für ein Monster war es immer noch billig.
    Das Riesenfahrzeug würde nicht zu übersehen sein.
    Sergio wandte sich Jorge zu. Er sah blass aus.
    »
Hombre
, wenn das Ding in die Hose geht, welchen Strafverteidiger nimmst du dann?«
    Pessimistenfrage. Dennoch wichtig. Das letzte Mal, als er verurteilt worden war, wurde er von ’nem Typen verteidigt, den das Gericht ernannt hatte. Der Mann war in Ordnung, nur ’n bisschen lahm. Aber das war lange her. Noch vor der Zeit, als er ’n richtiger Gangster war. Bevor er im Ghetto Kokskönig wurde. Bevor er in Thailand lebte.
    Jorge antworte Sergio: »Ich weiß nicht. Jedenfalls nicht denselben wie beim letzten Mal. Vielleicht Martin Thomasson, oder diesen Jörn Burtig. Ich hab gehört, die sollen gut sein. Und dann gibt es ja noch diesen Shootingstar. Diesen langen Lulatsch; ich glaub, er heißt Lars Arstedt.«
    Sergio schwieg.
    Jorge sagte: »Aber zum Teufel,
hermano
, mach jetzt bloß nicht einen auf
pesimista
 – wir werden schon nicht geschnappt.«
    Sie umrundeten das Gebäude. Große Fenster, die in Richtung Wasser wiesen. Braun gestrichene Holzfassade.
    Ein kleiner Parkplatz. Drei Wagen: ein Volvo, ein Audi und noch ein Volvo. Drei leere Plätze.
    Kein Radlader.
    Sergio fragte: »Er sollte doch hier stehen, oder?« Seine Stimme klang piepsig.
    Jorge schaute sich um. Er sah nichts, was auch nur entfernt an einen Radlader erinnerte.
    Er rief Tom an. »Frag mal Jimmy oder Robert, wo der Radlader geblieben ist.«
    Tompa meldete sich nach zwanzig Sekunden zurück. »Er muss dort stehen; sie sagen es beide.«
    Wie war das nur möglich?
    Jorge kapierte es nicht. Sein Hirn war wie blockiert.
    Kein Radlader.
    KEIN VERDAMMTER RADLADER .
    Tausend Gedanken auf einmal.
    Wie Bomben in der Birne.
    Er schrie.
    Sein Magen explodierte.
    Ein Gedanke überlagerte alle anderen: Jetzt ging es den Bach runter.
    Er musste ohne Ende loskotzen.

23
    Hägerström war schon bald wieder in der Stadt. Es gab einen besonderen Grund dafür, dass er sich auf dem Weg nach Stockholm befand. JW hatte für vierundzwanzig Stunden Ausgang, und Hägerström war derjenige, der ihn nach Stockholm fuhr. JW hatte inzwischen öfter Ausgang, da er sich an ein Leben außerhalb der Mauern gewöhnen sollte.
    Er und JW im Transporter der Anstalt. Eine aufschlussreiche Fahrt, während der sie sich unterhalten konnten. Hägerström hatte inzwischen einen Zugang zu JW gefunden. Er befand sich auf dem Weg hinein in JW ’s Welt. Und Torsfjäll war eingeschaltet; würde also heute etwas Interessantes passieren, war er erreichbar.
    Er lebte als Undercover an zwei Fronten. Das war eine zu viel.
    Die Wochen im Gefängnis. Die Wochen der Annäherung, des Einschmeichelns und der Versuche, das Vertrauen von JW zu gewinnen. Vielleicht war er einem Durchbruch nahe.
    Doch JW war nach wie vor übervorsichtig. Paranoider als ein US -Botschafter nach den Erfahrungen mit Wikileaks. War der Überzeugung, dass die Bullen seine Telefonate und Besuche abhörten. Und er hatte recht. Außerdem tat Hägerström sein Bestes, um derartige Gedanken zu untermauern – je vorsichtiger JW war, desto mehr würde er Hägerström übertragen.
    Es funktionierte. JW hatte ihn immer öfter um einen Gefallen gebeten. Rufen Sie X oder Y an und überbringen Sie ihm folgende Nachricht. Schicken Sie eine SMS mit folgender Zahlenkombination an diese Nummer. Drucken Sie diesen Brief aus und senden Sie ihn an den Bankangestellten da und da.
    JW kaufte ständig neue Karten für sein Handy – telefonierte mindestens vierzig Minuten am Tag. Die anderen Insassen begannen sich zu beschweren. Manche nannten ihn inzwischen Jude anstatt Streber – der Typ okkupierte die Telefonecke wie Israel den Nahen Osten. Er bekam einmal in der Woche Besuch von Mischa Bladman. Seine gesamte Besuchszeit ging für den Buchhaltungsfritzen drauf. Torsfjäll verwanzte das Besucherzimmer, aber es brachte

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