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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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nicht die Bohne: Entweder flüsterte JW oder sie benutzten Codewörter.
    JW hätte Hägerström bitten können, ein weiteres Handy oder einen Internetzugang hineinzuschmuggeln. Aber Hägerströms Aktivitäten sorgten dafür, dass die anderen Aufseher im Hinblick auf solche Dinge wachsamer wurden. In der Abteilung wurde die Anzahl der Leibesvisitationen und Durchsuchungen der Zellen erhöht. Sie fanden die Mittelseiten der Pornozeitschriften von anderen Insassen in Bügel eingerollt, Amphetamine auf selbst gemalte Bilder geklebt, die sie von ihren dreijährigen Töchtern geschenkt bekommen hatten, Handys in ausgekratzten Hohlräumen in den Wänden. JW wurde noch vorsichtiger. Ging kein unnötiges Risiko ein.
    War mehr denn je auf Hägerström angewiesen.
    Abends versuchte er zu analysieren, was eigentlich genau geschah. Mit den Informationen, die er hinausgeleitet hatte. Mit den Zahlenkombinationen, den Banken, bei denen er angerufen, mit den Mails, die er verschickt hatte. Es kristallisierte sich ein Muster heraus. Es fand offenbar irgendeine Form der Verschiebung statt. Unternehmen wurden liquidiert, Kontakte zu Banken beendet, Konten geschlossen und Geldmittel transferiert. In Liechtenstein, auf den Jungfern- und den Kaimaninseln. Zugleich wurden neue Unternehmen gegründet, neue Bankkontakte etabliert, Konten eröffnet und Geldmittel in andere Jurisdiktionen überführt: nach Dubai, Liberia, Litauen, auf die Bahamas und nach Panama. Es wurden neue Kreditkarten bestellt, Bankgarantien ausgestellt und Kontoauszüge verschickt. Vielleicht hatte es mit der Änderung des Bankgeheimnisses in gewissen Staaten zu tun.
    Aber nie tauchten schwedische Namen auf. Immer nur ausländische Unternehmen, und dahinter: ausländische Rechtsanwälte, Buchhalter und andere Strohmänner.
    Torsfjäll schwadronierte vollmundig von terroristischen Aktivitäten. Zugleich beschwerte er sich darüber, dass die Abhöraktion keine wichtigen Fakten zutage brachten. Schwafelte davon, dass sie irgendeinen Hacker an JW ’s Laptop setzen müssten. Doch Hägerström hatte eine andere Idee.
    Torsfjäll erklärte ihm, dass er einen Wirtschaftsprüfer mit Erfahrung im Hinblick auf Wirtschaftskriminalität gebeten hatte, sich den ganzen Kram mal genauer anzusehen. Dass diese verdammten Negerländer eine stärkere Geheimhaltungspflicht hatten als die Säpo [5] . Dass der Wirtschaftsprüfer festgestellt hatte, dass es sich um ausgeklügelte Geldwäsche handelte, sie jedoch keine Unterstützung in den Staaten erhalten würden, in denen sich die Bankkonten befanden.
    Ein Problem bestand darin, dass sie kaum irgendwelche Summen von Unternehmen oder Konten in Schweden fließen sahen. Wenn sie größere Geldströme entdeckt hätten, hätten sie sie von der Quelle aus weiterverfolgen können. So etwas war heutzutage einfacher geworden.
    JW und seine Leute mussten das Geld in bar dort hinunterschaffen. Mittels Kurier. Oder sie erhielten Hilfe von jemandem in Schweden, der mit Geldgeschäften betraut war: bei einer Bank, einem Geldwechselinstitut oder Ähnlichem.
    Die Frage war, inwiefern sie beweisen konnten, dass es illegal war.
     
    Zurück im Transporter. Anfänglich hatten sie sich über die üblichen Dinge unterhalten. Das Essen im Knast, die anderen Insassen, neue Regeln. JW sagte nicht viel darüber, was er während seines Ausgangs vorhatte.
    Hägerström pushte das Gespräch in eine andere Richtung. Ließ nach und nach gewisse Namen fallen. Von ehemaligen Klassenkameraden aus dem Gymnasium und Freunden von seinem Bruder. Von Finanzleuten, Rechtsanwälten, Industriemagnaten, reichen Erben, Freunden der Königsfamilie. Von Männern, die in eine Welt hineingeboren worden waren, die sie nun selbst besaßen. Männer, die mit ihrer Familie ganze Häuser auf Östermalm bewohnten, Townhouses. Männer, die seit Generationen Land in der Gegend von Uppsala besaßen. Männer, die vor fünf Jahren, bevor er in den Knast gewandert war, noch JW ’s Vorbilder gewesen waren.
    Hägerström ließ weitere Namen aus dem Freundeskreis seiner Schwester fallen. Die Freundinnen von Tin-Tin waren vor fünf bis zehn Jahren die Königinnen von Stureplan gewesen. Als JW noch der
wannabe
Nummer eins war. Er dürfte die meisten Namen kennen, sich vielleicht fragen, was sie heute so machten, ob sie Partner hatten, wo sie wohnten.
    Hägerström wusste, dass er richtig getroffen hatte. Es machte Klick. JW ’s Faible für das Luxusleben: die Oberschicht, die Crème de la Crème. Der

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