Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
Vom Netzwerk:
mir vorne die Tür auf. Ich war Nummer eins bei diesem Projekt. Moon war Nummer zwei und Karl sollte verschwinden. Ich musste meine Eifersucht in den Griff bekommen .
    Auf der Fahrt redete ich mit Peer, den ich mochte. Denis alberte hinten mit Karl herum. Ich beneidete ihn um seine Fähigkeit, alles leicht zu nehmen.
    Wir hielten vor einer Kampfsportschule, wo uns Herbert, der Stunttrainer, schon erwartet. Ich begrüße ihn, ich kannte ihn von einem anderen Set und mochte seine Professionalität. Stuntleute waren etwas ganz besonderes. Menschen, die sich einsetzten, um uns Schauspieler gut aussehen zu lassen. Die einerseits extrem bescheiden waren, aber was ihre eigene Arbeit anging, sehr kritisch und stolz. Ich bewunderte ihre Arbeit und manchmal beneidete ich die Stuntleute um ihren Teamgeist. Das war unter Schauspieler ganz anders.
    Im Studio hatte man uns einen Raum mit Matten reserviert. Ich war abgelenkt und leicht gelangweilt. Ich wollte so schnell wie möglich zurück zu Moon und stattdessen musste ich zusehen, wie Karl jeden Handgriff einzeln lernen musste. Hatte er sich noch nie mit irgendwem geprügelt? Ich nahm mein iPhone heraus, da ich gerade eine SMS bekommen hatte. Es gab einen Synchrontermin in Hamburg. Meine Mutter hatte schon alles mit der Produktion geklärt. Morgenabend wäre ich wieder weg und das nur wegen einem Satz, den ich neu einsprechen musste.
    »Lasse?!« Ich sah auf. Herbert winkte.
    »Ihr solltet einfach mal ein paar Griffe zusammen probieren!«, Ich ging auf die Matte. Karl sah sogar in einer Jogginghose gut aus. Ich hielt mich an Herberts Anweisungen und prägte mir den Ablauf ein. Morgen würden wir das dann genauso wiederholen. Allerdings sah es nicht so aus, als ob Karl das klar wäre und er die Abläufe schnell begriff.
    Wir fuhren erst am Spätnachmittag zurück und ich war erschöpft davon, mich zusammenzunehmen und zu gedulden. Eindeutig keine meiner Stärken.
    Es war drei Uhr nachts, als ich vom Gemeinschaftsraum wieder in mein Zimmer ging. Ich machte mich hier zum kompletten Idioten . Wartete auf ein Mädchen, das vielleicht gerade in ihrem Zimmer mit ihrem Freund herummachte. Es war idiotisch, die Nacht auf einem Balkon eines heruntergekommenen Gemeinschaftsraumes zu verbringen, statt zu schlafen. Denn es war wichtig, dass ich morgen ausgeschlafen und entspannt war, immerhin drehte ich mit Karl eine Rangelei. Karl, den ich am liebsten verprügelt hätte. Was natürlich Schwachsinn war.
    Mein Zimmer war dunkel und ungemütlich. Ich hatte überall Sachen verteilt, damit es weniger steril aussah, aber nun war es nur unaufgeräumt. Ich könnte niemals in einer Zelle leben, ich könnte nicht einen Tag Ordnung in so einem winzigen, kahlen Raum halten. Ich dachte an Ole. Was war, wenn er eine Haftstrafe bekam? Wollte er es wirklich darauf ankommen lassen? Und langsam sah auch ich es als Bestrafung an, dass ich hier allein untergebracht war. Die anderen konnten am Abend miteinander reden oder trinken, nur ich war einsam.
    Das frühe Aufstehen war das Schlimmste bei einem Dreh. Jedenfalls für mich. Irgendwann, weit vor meiner normalen Aufwachzeit, und bevor mein iPhone mich weckte, klopfte es an der Tür und ich schnellte hoch. Vielleicht war das Moon. Die Aussprache auf dem Balkon war mehr als dürftig gewesen, es gab noch eine Menge zu klären und zu fragen.
    »Kleinen Moment!«
    Ich hörte eine Mädchenstimme lachen, sprang aus dem Bett, hechtete an das kleine Waschbecken, machte mich frisch und zog mir schnell eine Jeans über die Boxershorts. Hauptsache, sie ging nicht weg.
    »Bin gleich da!«
    Ich riss die Tür auf und eines der Mädchen stand davor. Eine der kleinen Rollen, ich kannte noch nicht mal ihren Namen.
    »Hallo?«
    Sie kicherte. Wie hatte ich ihr Kichern mit Moons Lachen verwechseln können?
    »Äh, worum geht's?«
    Sie hielt ihr Handy hoch.
    Telefonieren?
    »Ich habe hier auch schlechten Empfang, sorry!«
    »Ich wollte nur fragen ...« Sie legte den Kopf schief und plinkerte mit ihren Wimpern. »Kann ich ein Foto von uns machen? Nur als Erinnerung.«
    Keine Ahnung, woran sie sich erinnern wollte, wir hatte noch nicht ein Wort miteinander gewechselt.
    »Okay.«
    Ich ließ sie hinein. Ich dachte kurz daran, welchen Schaden dieses Foto für mich bedeuten könnte, aber entschied dann, dass das hier harmlos war. Jedenfalls wesentlich harmloser, als all die Fotos, die sowieso schon von mir im Netz herumflogen. Sie drängte sich mit erhobener Hand neben mich. Ich hielt

Weitere Kostenlose Bücher