Lasse
leise, um Moon nicht zu wecken. »Sogar sehr gut. Ich wollte noch runterkommen und dir beim Aufräumen helfen, aber als ich auf dem Zimmer war, bin ich eingeschlafen.«
Benno winkte ab. »Oh, kein Problem, David und Peer haben mir geholfen.« Er nickte zu Moon. »Muss sie nicht gleich spielen?«
Moon rutschte von meiner Schulter in meinen Schoß und ich legte sie möglichst bequem. In einer halben Stunde musste Moon ins Kostüm, wie immer kannte ich die Dispo auswendig, es war gut, wenn sie sich etwas ausruhte.
Benno lächelte. »Du magst sie, oder?«
Das war eine große Untertreibung, aber Benno hätte es nicht ausgesprochen, wenn er das nicht wüsste. Er sah es und das tat mir gut. Ich brauchte einen Verbündeten, wenigstens einen am Set, der die Dinge klarer sah.
»Kannst du heute ein bisschen auf sie aufpassen? Ich muss nach Hamburg. Sie hat überhaupt noch nichts gegessen.«
Benno nickte. »Ich weiß, sie isst fast nichts. Das ist die Aufregung, oder?« Er grinste. »Und dann isst ihr Karl noch die Hälfte weg.«
Moon bewegte sich und ich legte beruhigend die Hand auf ihr Haar.
Die ersten Teammitglieder kamen aus dem Haus und holten sich Kaffee und Frühstück. Ich sah mich um und entdeckte Uli.
»Uli!«, sagte ich leise zu Moon und sie schlug müde die Augen auf. »Ich muss mich umziehen ...«
Sie richtete sich schlaftrunken auf. Obwohl es mir schwer fiel, nahm ich meinen Arm zurück, streckte mich und stand auf. Ich wollte Uli keinen Anlass geben, sich Gedanken über uns zu machen.
»Hallo, meine beiden Hauptdarsteller!«
Er schlug mir kameradschaftlich auf die Schulter.
»Alles in Ordnung? He, Moon, sag mal ... das ist dein Vater, der das Drehbuch geschrieben hat, oder?!«
Moon warf mir einen fragenden Blick zu und ich nickte.
»Ja.«
Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen.
»Ist ja ein irrer Zufall.«
Uli sah zu mir und ich zuckte nur mit den Schultern. Je weniger ich dazu sagte, umso besser.
»Ich muss ins Kostüm«, nuschelte Moon verlegen und verabschiedete sich schnell. Ich wollte hinterher, unterdrückte aber den Impuls. Was sollte das werden ? Ich musste vorsichtig sein, Moon schützen. Mein Handy klingelte. Auf dem Display sah ich, dass es meine Mutter war. Ich entschuldigte mich bei Uli und ging beiseite.
»Lasse? Wann kommst du heute nach Hamburg?«
Sie klang aufgeregt. Kein Wunder, gegen Mittag war der Prozess von Ole.
»Ich fahre um acht Uhr hier los und bin so gegen elf Uhr in Hamburg. Wieso?«
»Wir müssen uns vorher sprechen.«
»Absprechen? Ich meine ich ...«
»Nein, ich muss mit dir reden«, unterbrach sie mich. »Es ist wichtig.«
»Und warum nicht jetzt?«
»Nein, nicht am Telefon. Ich hol dich am Bahnhof ab.«
Sie unterbrach die Verbindung. Ich stand einen Moment wie paralysiert. Warum wollte sie nicht am Telefon mit mir reden?
»Lasse?«
Peer machte eine Kopfbewegung und ich verstand. Mein Zug ging in etwa einer Stunde und er wollte mich zum Bahnhof bringen.
»Gut, dass du da bist!« Meine Mutter nahm mich kurz in den Arm und rannte dann fast aus dem Bahnhof.
»Wo steht dein Auto?«
»Vor dem Theater.«
»Darf man da parken?«
Sie stöhnte gestresst. »Natürlich nicht.«
Klassische Musik empfing uns auf der Theaterseite des Bahnhofs. Wir eilten durch die Penner, Punks und wartenden Taxifahrer vor dem Bahnhof und ich fragte mich, ob die Musik wohl hier ihren Zweck erfüllt. Welcher das auch immer war.
Wir stiegen ein und ich bemerkte, dass die Hand meiner Mutter zitterte, als sie den Zündschlüssel ins Schloss steckte. War es der Prozess? Wollte sie mich überreden, doch für Ole auszusagen? Stand es so schlecht?
18 Ich hatte beschlossen, die Aussage zu verweigern. Ich war verwandt mit Ole, ich konnte das. Schon meine erste Aussage, die ich bei der Polizei gemacht hatte, war unpräzise gewesen, da ich damals weder meinen Bruder, noch Gerion hatte belasten wollen. Wo also war das Problem? Ich wollte fragen, ich schwieg aber besser, da meine Mutter unkonzentriert und hektisch fuhr und sich auf den Verkehr konzentrieren musste.
Sie fuhr zu mir, wir hatten noch eine gute Stunde bis der Prozess begann.
»Willst du mit hoch kommen oder warten?«
»Ich komme mit.«
In der Wohnung sah sie sich unentschlossen um. Ich führte sie in die Küche und setzte Kaffee auf. Ich hätte gerne geduscht und mich frisch gemacht, aber ich wusste, dass sie erst reden wollte. Ich setzte mich mit ihr an den kleinen Holztisch, an dem ich sonst
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