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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Dafür kam sie wieder auf Babsie zurück. Ich erzählte ihr die ganze Geschichte, mehr oder weniger knapp und sie grinste frech.
    »Edler Ritter.«
    In einem Moment war sie unsicher, im nächsten flirtete sie mit mir, provozierte mich, forderte mich heraus. Sie war unglaublich. Ich zog sie spielerisch an mich und sie ließ es zu. Ich fühlte ihr Herz schlagen, ich roch ihr Haar und sah in ihre Augen, die mir wie tiefe Seen vorkamen, in die ich eintauchen wollte. Am liebsten wäre ich einfach so stehen geblieben, hätte auf den Morgen gewartet, doch sie löste sich vorsichtig aus der Umarmung.
    »Es wird bald hell.«
    Na und? Ich wollte nicht, dass sie ging. Nicht schon jetzt. Ich wollte sie nach ihrer Familie fragen, nach München, nach Potsdam, wo sie jetzt wohnte, nach vielem, aber jede Frage würde früher oder später zu ihrem Vater führen und über ihn wollte ich nicht mehr sprechen. Genauso wenig, wie über Karl. Wenn er wirklich nur ein Freund war, dann war alles okay, und wenn es mehr war, dann wollte ich ihn besser nicht erwähnen. »Du hast ein Zimmer mit Krista, oder?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. Auch kein gutes Thema .
    »Wie ... gefällt dir der Dreh?«
    Sie grinste. »Sehr gut.«
    Okay, ich war miserabel darin, Small Talk zu machen. Und gleichzeitig konnte ich vor Müdigkeit nicht mehr stehen. Ich ließ mich an der Balkonwand nach unten auf den Boden gleiten und streckte die Beine aus. Die Kälte des Bodens weckte mich wieder auf. Ich zog mein Sweatshirt aus, legte es neben mich auf den Boden und machte eine einladende Geste.
    »Ist dir dann nicht kalt?«, fragte sie unsicher.
    »Schon okay.«
    Sie setzte sich, allerdings mit einem Abstand, so dass wir uns nicht berührten. Vielleicht war ich gerade zu weit gegangen, sie einfach zu umarmen, und auch jetzt musste ich mich zusammennehmen, mich nicht zu ihr hinüber zu beugen, sanft ihren Hals zu küssen. Stattdessen sahen wir durch die Streben des Balkons. Wie der Blick aus einer Gefängniszelle, dachte ich und Ole fiel mir wieder ein und der Gerichtstermin.
    »Ich habe morgen frei. Ich fahre zurück nach Hamburg. Ich muss da ein paar Sachen klären.«
    »Klar.«
    Warum erzählte ich ihr das überhaupt? Aber ich wollte, dass sie verstand, warum ich ständig weg war und nicht dachte, dass da jemand anderes war, oder ich nicht hier sein wollte. Ich musste nach Hamburg, obwohl ich bleiben wollte.
    Moon legte den Kopf nach hinten gegen die Balkonwand und schloss die Augen. Was machten wir hier eigentlich? Verrückt. Sie hob den Kopf und lachte leise, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    »Warum lachst du?«
    »Wir haben die Nacht zusammen verbracht!«
    »Wow, stimmt. Und wir haben uns noch nicht mal geküsst ...«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Musste ich die Dinge immer sofort aussprechen? Sie und mich daran erinnern, wie es sonst mit den Mädchen lief? Ich sprang auf.
    »Komm, wir holen uns den ersten Kaffee bei Benno!«
    Ich war mir sicher, dass Benno das Frühstück schon vorbereitete und ich hatte recht. Die Klappe seines Cateringwagens war aufgeklappt, die kleine Espressomaschine aufgestellt und es duftete nach Speck.
    Ich winkte ihm zu und er formte »Kaffee« mit seinem Mund. Ich nickte, stellte eine Bierbank auf und wir setzten uns so, dass wir in die Landschaft schauen konnten. Ich sah über die Felder und vermisste Schweden. Ich würde Moon gerne die Gegend dort zeigen, die weichen, grünen Hügellandschaften, die rot-weißen Häuschen, die lose in der Landschaft verteilt standen, die Fahnenmaste auf den Grundstücken, und diesen stahlblauen, klaren Himmel.
    »Kaffee! Und du Tee, Moon?«
    Benno hielt mir einen Becher Kaffee und Moon einen Tee hin. Ich schielte auf das Etikett des Teebeutels, der aus dem Plastikbecher hing. Grüner Tee mit Zitrone. Benno kannte Moon schon besser als ich. Jedenfalls was ihre Essgewohnheiten anging.
    Wir tranken in kleinen Schlucken. Der Kaffee rettete mich. Mittlerweile war ich so übermüdet, dass ich alles wie durch einen Schleier wahrnahm. Moon ging es wohl ähnlich, sie sank gegen meine Schulter und schreckte überrascht hoch.
    »'tschuldigung.«
    »Du kannst dich ruhig anlehnen«
    Ich wollte das sogar sehr gerne. Sie fiel weich auf meine Schulter zurück und ich legte vorsichtig den Arm um sie. Früher hatte ich das so selbstverständlich hingenommen, jetzt, mit Moon, war es etwas ganz besonderes.
    Benno setzte sich neben mich. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, ja«, sagte ich und lächelte. Wir sprachen

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